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Belinda Bencic: "Djokovic war der Einzige, der sich für uns eingesetzt hat"

Belinda Bencic über die Sehnsucht nach frischer Luft, Ungleichbehandlung zwischen den Spielerin und den guten Willen von Novak Djokovic.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 24.01.2021, 14:40 Uhr

Belinda Bencic ist mit ihrer Saison 2019 zufrieden
Belinda Bencic

"Wenn man erfährt, dass man 14 Tage lang in einen 20 Quadratmeter großen Raum verbringen muss, denkt man natürlich zuerst, dass diese Australian Open vermasselt sind", erklärte Belinda Bencic im Gespräch mit der Schweizer Seite 20min.ch.

Ihr Glück: Sie darf ihr Zimmer mit ihrem Freund und Fitnesscoach Martin Hromkovic teilen, "ein sehr positiver Mensch, der hilft mir, die positive Seite zu sehen", so die Schweizerin. "Außerdem verstehe ich die Vorsicht der Australier voll und ganz. Sie haben viel gelitten. Noch heute gibt es viele, die nicht nach Australien zurückkehren können, um ihre Familien zu sehen. Daher sollten unsere Bedenken als Tennisspieler relativiert werden."/

Sie selbst arbeite fünf Stunden am Tag, inklusive Fahrradfahren, Beweglichkeitsübungen und Bälleschlagen gegen die Wand, "um das Muskelgedächtnis zu aktivieren". Das Schwierigste: die geschlossenen Fenster. "Ich freue mich natürlich darauf, wieder Tennis zu spielen. Vor allem aber träume ich von einem tiefen Atemzug, von frischer Luft. Zumal unser Zimmer sehr staubig ist. Wir treiben dort Sport, wir essen dort, wir schlafen dort. Und man kann es nicht lüften oder reinigen. Ich wünschte, ich hätte einen Staubsauger." Auch sei es schwierig zu hören, wie andere Spielerinnen - die eben für fünf Stunden in den Melbourne Park dürften - zum Abholen gerufen würden. "Diese Ungleichbehandlung zwei Wochen vor einem Grand Slam - obwohl ich den Grund dafür verstehe - ist schwer zu akzeptieren."

Bencic: "Kommunikation war nicht perfekt"

Ob sie von der Möglichkeit gewusst habe, eventuell 14 Tage komplett in Quarantäne verbringen zu müssen? "Es ist wahr, dass diese Regel nie in allen E-Mails, die wir erhalten haben, explizit zum Ausdruck gebracht wurde", so die 23-Jährige. "Am Ende war die Kommunikation nicht perfekt." Die ATP habe ihre Spieler offenbar gewarnt, die WTA nicht. Das alles habe zu den Reaktionen beigetragen, die anfänglich durch die sozialen Medien gingen.

Die bevorzugte Behandlung der Topstars, die in Adelaide in Zimmern mit Balkon hausen, verstehe sie. "Sie sind die Besten, die am meisten für unseren Sport tun." Andererseits falle es ihr schwer, damit zu leben, dass in offiziellen Hotels einige große Zimmer haben, andere kleine. "Ich habe ein Fahrrad bekommen, andere nicht. All dies ist nicht fair." Insofern wolle sie auch den Einsatz von Novak Djokovic loben. "Obwohl er letztlich auf die Nase flog, war er der einzige der Privilegierten, der sich für uns eingesetzt hat."

von Florian Goosmann

Sonntag
24.01.2021, 18:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.01.2021, 14:40 Uhr