Billie Jean King Cup: Rainer Schüttler im Interview – „Hey, wir haben keinen Druck!“

Der deutsche Teamchef Rainer Schüttler über die ersten Eindrücke in Prag, den Motivationsschub für „die Neuen“ und die aktuelle Form von Angelique Kerber.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 29.10.2021, 19:41 Uhr

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Rainer Schüttler
© Porsche/Zimmer
Rainer Schüttler

Vom 1. bis 6. November 2021 steht das Finale des neuen Billie Jean King Cups in Prag an. 12 Mannschaften sind am Start, Deutschland trifft in seinen beiden Gruppenspielen auf Tschechien (Montag ab 17 Uhr) und die Schweiz (Dienstag ab 17 Uhr). Das Porsche Team Deutschland ist mit Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Anna-Lena Friedsam und den beiden Newcomerinnen Jule Niemeier und Nastasja Schunk am Start.

Herr Schüttler, geben Sie uns mal einen kurzen Lagebericht – wann sind Sie angereist, wie waren die ersten Tage in Prag?

Wir sind teilweise zusammen hergekommen, haben uns dann alle am Mittwoch in Prag getroffen. Nur Anna-Lena Friedsam ist am Donnerstag nachgereist, sie hatte noch in Cluj-Napoca gespielt. Ansonsten haben wir ab Mittwochabend bereits trainiert. Die Stimmung ist gut, alle sind bereit. Auch der Boden ist fair für alle – nicht zu schnell, nicht zu langsam./

Tschechien ist normalerweise berühmt dafür, eher schnellere Plätze zu verlegen.

Ich denke, durch das neue Format gibt es hier andere Vorgaben. Beim alten Fed Cup konnte die Heimmannschaft den Bodenbelag aussuchen, aber jetzt sind es zwölf Teams. Ich glaube, da achtet die ITF darauf, dass es nicht zu extrem in die eine oder andere Richtung geht. Dass es fair für alle ist.

Sie spielen die Matches in der o2-Arena, befinden sich dort auch die Trainingsplätze?

In der o2-Arena sind zwei Matchplätze verlegt, bis zum Turnierbeginn am Montag kann man dort auch trainieren. Zudem gibt es noch eine Trainingshalle, etwa 15 Minuten entfernt, mit drei Courts. Das haben sie gut gemacht, der Belag ist der gleiche, auch vom Tempo her.

Mit Jule Niemeier und Nastasja Schunk sind zwei „Neue“ im Team. Gibt‘s da am Wochenende ein Aufnahmeritual, müssen die beiden abends ein Liedchen trällern?

(lacht) Nee, wir haben kein Ritual. Die kennen sich auch alle aus DTB-Lehrgängen und vom Training her. Sie sind vielleicht neu im Team dabei, aber keine „Neuen“ für uns.

Spüren Sie dennoch einen speziellen Respekt, wenn eine junge Spielerin nun mit einer Angelique Kerber im Team steht, einer dreifachen Grand-Slam-Turniersiegerin und Nummer 1 der Welt?

Das ist vor allem ein Motivationsschub! Am Donnerstag beispielsweise hat Nasti mit Angie trainiert, da merkt man die Begeisterung. Es ist auch gut, wenn eine junge Spielerin erkennt: Hey, ich kann da mitspielen! Das ist ein riesiger Antrieb, das versuchen wir auch zu vermitteln. Insgesamt herrscht eine sehr lockere Stimmung bei uns, wir machen alles zusammen, essen zusammen, trainieren zusammen. Da taut man schnell auf, hat durch‘s Tennis auch viele gemeinsame Themen und Geschichten. Zudem ist der Rest des Teams – Arzt, Physio, Betreuer – schon lange dabei. Da ist es sehr einfach, zwei neue Leute in die Gruppe aufzunehmen.

Steht über‘s Wochenende noch etwas in Prag an?

Der Fokus liegt natürlich auf dem Tennis. Aber wir laufen abends auch mal vom Restaurant zurück, um etwas frische Luft zu kriegen, um die Stadt zu genießen. Am Donnerstag waren wir von 9 bis 18 Uhr in der Halle, ohne Tageslicht. Da tut es gut, etwas rauszukommen. Die Corona-Regeln geben vor, dass wir niemanden von außen treffen dürfen, dass wir unter uns im Team bleiben. Als wir essen waren, hatten wir einen abgetrennten Raum, auch das ist eine Vorgabe der ITF.

Wie ist generell das „Gefühl“ im neuen Format: Früher hat man eine gegnerische Mannschaft vor sich gehabt, jetzt sind zwölf Teams vor Ort. Wirkt der Billie Jean King Cup dadurch eher wie ein normales Turnier?

Schön ist weiterhin das Teamgefühl, dass man ein paar Tage zusammen ist. Aber auch der Zeitplan ist ein anderer: Am Montag spielen wir die zweite Begegnung, müssen also zunächst warten, bis die anderen fertig sind. Wir wissen nicht: Fangen wir um 17 Uhr an oder erst um 19 Uhr? Da braucht man mehr Geduld, das war im alten Format berechenbarer. Aber der große Charme war früher der Heim- und Auswärtsspielcharakter. Der ist nun weg, und das ist schade. Auch für die Fans. Daheim, vor vollem Haus mit deutschen Fans – eine bessere Stimmung hat man nirgendwo sonst. Das hat diesen Wettbewerb ausgemacht.

Das tschechische Team muss ohne Karolina Pliskova und Petra Kvitova auskommen, hat das die Chancen für Ihre Mannschaft erhöht?

Die Tschechinnen haben sieben Spielerinnen unter den ersten 55, die haben also dennoch ein unheimlich starkes Team. Was gut ist für uns: Rein von der Rangliste gesehen, sind wir nicht die Favoriten. Vielleicht hilft uns das, zu erkennen: Hey, wir haben keinen Druck! Zudem ist Angie super drauf, sie spielt unglaublich gut, ist im Training voll da, ist hungrig. Dann ist sie immer gefährlich. Wir haben Chancen, wir wollen für eine Überraschung sorgen.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

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Kerber Angelique

von Florian Goosmann

Samstag
30.10.2021, 08:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 29.10.2021, 19:41 Uhr

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