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In Spanien wird gedopt

Der Franzose holt in einer Zeitung zu einem Rundumschlag gegen den spanischen Sport aus und plädiert für eine Dopingfreigabe.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 20.11.2011, 10:18 Uhr

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Das ist wirklich ganz harter Tobak, was Yannick Noah in der französischen Zeitung „Le Monde“ zum Besten gab. Der French-Open-Sieger von 1983 beschuldigte die Sportler in Spanien des umfassenden Dopings und glaubt, dass die Franzosen keine Chance mehr gegen ihre spanischen Gegner hätten, weil sein Land strengere Tests eingeführt hatte.

Noah: Spanien hat den magischen Zaubertrank

„Wie kann ein Land von einem Tag auf den anderen den Sport dominieren? Haben Sie Grenzen durchbrechende Trainingstechniken und Methoden entdeckt, die sich kein anderer vorstellen konnte?“, sagt Noah über die sportlichen Erfolge der Spanier in den letzten Jahren. Der Franzose meint, dass seine Landsleute nicht so durchweg muskulös wie die Spanier sind, woraus er folgert, dass in Spanien gedopt wird.

Er fügte an, dass es in Sportkreisen immer bekannt gewesen sei, dass der einzige Weg, zu gewinnen, der war, den Anti-Doping-Tests stets einen Schritt voraus zu sein. „Wenn du nicht den magischen Zaubertrank hast, ist es schwer zu gewinnen“, erklärt Noah, der aber nicht an Razzien im spanischen Sport glaubt.

Noah plädiert für Dopingfreigabe

Die passende Lösung, um Chancengleichheit herzustellen, hat Noah auch parat. „Wir werden nicht in der gleichen Weise behandelt wie die Mehrheit unserer Kontrahenten aus den anderen Ländern. Die beste Haltung, die man annehmen kann, ist Doping zu erlauben. Und dann hätte jeder den magischen Zaubertrank.“

Der Sturm der Entrüstung ließ weder in Frankreich noch vor allem in Spanien lange auf sich warten. Die Äußerungen Noahs seien "schwerwiegend und unverantwortlich", klagte Frankreichs Sportminister Douillet im TV-Sender France 2. Der französische Sport stehe unter Schock, viele Athleten hätten ihn empört angerufen. Wenn man etwas behaupte, müsse man Beweise vorbringen, so Douillet. Der 42-Jährige, 1996 und 2000 Schwergewichts-Olympiasieger im Judo, sieht sich als "der lebende Beweis dafür, dass man auch ohne Doping gewinnen kann". Einer Liberalisierung unerlaubter Mittel trat er energisch entgegen. Er wolle vielmehr Doping schnell zur Straftat machen und den Dopingfahndern neue Mittel in die Hand geben, damit sie "weitergehen dürfen".

Toni Nadal: Noah eine "Person zweifelhafter Ehrlichkeit"


In Spanien gingen gleich mehrere berühmte Sportpersönlichkeiten auf die Barrikaden. Barcelonas Fußball-Trainer Pep Guardiola forderte, Noah solle "Beweise erbringen, Namen nennen oder den Mund halten". Noch weiter ging Toni Nadal, Onkel und Coach von Tennis-Weltstar Rafael Nadal, der Noah als "Person zweifelhafter Ehrlichkeit" bezeichnete. Er sei neidisch, verbreite Lügen und verdiene "überhaupt keinen Respekt".

Alejandro Blanco, Präsident des spanischen Olympischen Komitees, tobte in der Online-Ausgabe der Sportzeitung Marca: "Für Ignoranten ist der Boom des spanischen Sports sehr schwer zu verstehen. Arbeit ist der Schlüssel zum Erfolg." José Luis Sáez, Präsident des spanischen Basketball-Verbandes, meinte, Noah sei "eifersüchtig". Er spielte damit auf die Final-Niederlage von Noahs Sohn Joakim und der Franzosen gegen Spanien bei der Basketball-EM in Litauen an.

Lopez meldet sich über Twitter


Minister Douillet teilte unterdessen mit, er habe sich bei einem Treffen mit Sáez wegen der französischen Bewerbung um die Ausrichtung der Basketball-EM 2015 beim spanischen Sport entschuldigt. Noah, der schon während seiner Tenniskarriere Kollegen pauschal des Kokainmissbrauchs bezichtigt hatte, reagierte vorerst nicht.

Auch die spanischen Tennisspieler reagierten natürlich empört auf die Anschuldigungen von Noah, der auch den Fußball, den Basketball und den Radsport in Spanien unter Generalverdacht stellte. „Dein Sohn (Joakim Noah von den Chicago Bulls) spielt in der NBA, in der es keine Dopingkontrollen gibt. Für eine Person, die Tennis gespielt hat und meint zu wissen, wie der Sport funktioniert, ist das abscheulich“, sagt David Ferrer. Felicano Lopez meldete sich über Twitter zu Wort und ist beschämt darüber, dass einer seiner Helden solche dummen Dinge sagt.(Text: cab/dpa; Foto: GEPA pictures)

Hier geht es zum kompletten Statement von Yannick Noah in der "Le Monde"

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Sonntag
20.11.2011, 10:18 Uhr