Daniil Medvedev, Karen Khachanov, Andrey Rublev: Die (neue) goldene russische Generation?

Mit Daniil Medvedev, Karen Khachanov und Andrey Rublev schafften es erstmals drei russische Spieler gleichzeitig in die Top-15 der ATP-Weltrangliste. Doch die drei jungen Herren haben weit höhere Ziele vor Augen und schielen in Richtung der Erfolge von Marat Safin & Co. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 12.03.2020, 17:38 Uhr

Zusammen mit Andrey Rublev sorgen Karen Khachanov und Daniil Medvedev aktuell im russischen Tennissport für Furore
Zusammen mit Andrey Rublev sorgen Karen Khachanov und Daniil Medvedev aktuell im russischen Tennissport für Furore

"Hoffentlich können wir uns irgendwann mit ihnen vergleichen, denn das bedeutet, dass wir Grand-Slam- und Olympiamedaillen gewonnen haben", hatte Daniil Medvedev unlängst der spanischen Zeitung Marca verraten, auf die Frage hin, ob seine Generation denn in der Lage sei, Ähnliches zu erreichen, wie es Marat Safin, Yevgeny Kafelnikov und Mikhail Youzhny einst schafften. Nun ja, Grand-Slam- und Olympiamedaillen bleiben Medvedev und Co bisweilen noch schuldig, die drei russischen Jungspunde haben aber soeben einen Rekord aufgestellt, der noch keinem Dreigespann aus Russland bislang gelingen wollte. 

Mit dem dritten März war es nämlich erstmals der Fall, dass die russische Flagge gleich drei Mal auftaucht, wenn man einen Blick auf die besten 15 Athleten der ATP-Weltrangliste wirft. Karen Khachanov hatte sich mit seinem Viertelfinaleinzug beim ATP-500-Event in Dubai zuvor die notwendigen Punkte erspielt, um Andrey Rublev und Daniil Medvedev in die Top-15 der ATP-Charts zu folgen. 

Rublev mit zwei Titeln 2020

Am formstärksten präsentiert sich 2020 ganz klar der jüngste Mann des Trios, Andrey Rublev. Mit seinen zwei Titeln zum Start in die Saison katapultierte sich Rublev auf Platz 14 der Weltrangliste. In den letzten Wochen war dem 22-Jährigen dann aber ein wenig jene Selbstverständlichkeit, mit der Rublev im Januar noch zu brillieren wusste, abhandengekommen. Zwei Viertelfinaleinzüge bei den ATP-500-Events in Rotterdam und Dubai sind zwar keinesfalls eine schlechte Bilanz, die doch etwas überraschenden Niederlagen gegen Filip Krajinovic und Dan Evans wurmten den jungen Mann aber sichtlich. Vor allem bei seiner Niederlage gegen den Briten haderte Rublev gewaltig. Nichtsdestotrotz hält der Russe in diesem Jahr bei einer mehr als passablen Bilanz von 15 Siegen bei nur drei Niederlagen.

Eine Achterbahnfahrt stellt dieses Jahr bisher für Karen Khachanov dar. Der großgewachsene Mann aus Moskau präsentierte sich anno 2020 zu unkonstant, musste gegen Aljaz Bedene und John Millman zwei bittere Niederlagen einstecken. Seine besten Leistungen konnte Khachanov aber beim bis dato wichtigsten Turnier des Jahres, den Australian Open, bringen. Der Russe forderte in einem Marathon-Achtelfinale den in Topform agierenden Nick Kyrgios bis ans Äußerste, musste sich nach knapp viereinhalb Stunden und vier Tiebreaks aber hauchdünn geschlagen geben. Was 2020 bislang noch ausbleibt, erreichte Khachanov bereits vor zwei Jahren.

2018 sollte nämlich die bislang erfolgreichste Saison des 23-jährigen Russen darstellen. Als Nummer 45 der Weltrangliste ins Jahr gestartet, feierte Khachanov drei Titel auf der Tour und kratzte gegen Ende des Jahres bereits an den Top-10, beendete das Jahr aber als Elfter der ATP-Charts. Und das nicht ohne Grund, besonders beim letzten ATP-Masters-1000-Event des Jahres in Paris Bercy konnte Khachanov ganz groß aufspielen, schaltete mit Novak Djokovic, Alexander Zverev, Dominic Thiem und John Isner gleich vier Top-10-Spieler aus und holte so seinen ersten ganz großen Titel auf der Tour. 

Daniil Medvedev mit beeindruckendem Jahr 2019

Last but not least ist natürlich der aktuell bestplatzierte Russe zu nennen, Daniil Medvedev. Nicht nur führt der Exzentriker das Dreigespann in der Weltrangliste an, auch in Sachen Erfolge ist Medvedev die klare Nummer eins in Russland. Der 24-Jährige, und damit Älteste im Bunde, darf 2019 auf vier Titel zurückblicken. Vor allem in der amerikanischen Hartplatz-Tournee spielte sich Medvedev in einen Rausch, erreichte bei sechs Antritten en suite das Endspiel und eroberte in Cincinnati und Shanghai seine ersten beiden Titel auf ATP-Masters-1000-Ebene. Und fast hätte es im Zuge dieses Erfolgslaufs mit dem ersten Grand-Slam-Titel für den jungen Mann gereicht, im Finale der US Open wurde ein beeindruckendes Comeback Medevedevs aber nicht belohnt und Rafael Nadal schnappte sich in fünf Sätzen seinen 19. Grand-Slam-Titel. 

Dementsprechend hoch war natürlich die Erwartungshaltung 2020 in den jungen Russen. Und bei seinen ersten Auftritten beim ATP Cup schien es auch so, als könnte Medvedev seine beeindruckende Form prolongieren, lediglich eine Niederlage gegen den Dominator Novak Djokovic musste Medevdev in seinen fünf Einzeln einstecken. Dann aber schien der Faden bei Daniil Medvedev zu reißen: Bei den Australian Open setzte es eine doch etwas überraschende Achtelfinalniederlage gegen Stan Wawrinka, in Rotterdam in Marseille dann faustdicke Sensationen, als er sich Vasek Pospisil und Gilles Simon jeweils chancenlos in zwei Sätzen geschlagen geben musste. Dennoch bleibt Medvedev Weltranglisten-Fünfter - und seine präferierten Turniere kommen erst. 

Medvedev, Khachanov und Rublev: Noch lange Karriere vor sich

An die Erfolge speziell von Marat Safin und Yevgeny Kafelnikov kommen die drei Herren aus Russland bislang aber noch nicht heran. Die beiden konnten je zwei Grand-Slam-Titel holen, spielten sich beide an die Spitze der ATP-Charts. Doch das, was Rublev, Khachanov und Medvedev so interessant für die Zukunft macht, ist ihr junges Alter. Daniil Medvedev ist mit gerade einmal 24 Jahren der Älteste des Trios, hat dementsprechend noch etliche Saisonen im besten Tennisalter vor sich. Es ist also alles andere als abwegig, dass man Rublev, Khachanov und Medvedev eines Tages mit Safin und Co vergleichen wird. Und dann "bedeutet das , dass sie Grand-Slam- und Olympiamedaillen gewonnen haben."

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