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Das Ende einer 2.297 Tage langen Durststrecke

Marcus Schischlik ist nach fast sechseinhalb Jahren Unterbrechung zurück in den Siegerlisten der Hob...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 08.03.2023, 04:18 Uhr

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Marcus Schischlik ist nach fast sechseinhalb Jahren Unterbrechung zurück in den Siegerlisten der Hobby Tennis Tour. Der 27jährige Wiener gewann am Dienstag Abend die Premieren-Ausgabe des HTT Babolat Cups 150, und setzte sich in einem spielerisch eher schwächeren, dafür umso dramatischeren Endspiel des 15. Saisonturniers gegen den topgesetzten Franz Csebits nach 2:17 Stunden Spielzeit und zwei abgewehrten Matchbällen mit 6:4, 6:7 und 7:5 durch. Für den HTT Dauerbrenner vom TC Strebersdorf war es nach fünf bereits länger zurückliegenden HTT Challenger-Turniersiegen der erste HTT Titelgewinn seit November 2016 und der insgesamt sechste Titel seiner Karriere. Ein Bericht von C.L

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Marcus Schischlik nach 137 erfolglosen Turnierstarts mit dem sechsten Titel seiner HTT Karriere belohnt

“Mit gewöhnlicher Begabung und ungewöhnlicher Beharrlichkeit ist alles zu erreichen” – (Thomas Buxton, 1837-1915). Dieses Zitat eines ehemaligen britischen Politikers und Gouverneurs von South Australia trifft perfekt auf den frischgebackenen HTT Babolat Cup 150 Champion Marcus Schischlik zu. Der 27jährige ist am Dienstag Abend für seine langjährige Geduld & Beharrlichkeit auch in schwierigen und erfolglosen Zeiten mit seinem ersten HTT Turniersieg seit November 2016 belohnt worden. Noch eindrucksvoller und letztlich bewundernswerter wird Schischliks titellose Durststrecke durch ein paar Zahlen die zeigen, wie lange der 5fache HTT Challenger-Champion auf einen vollen Erfolg und einen sportlich wunderschönen Abend wie jenen vom 7. März 2023 warten musste. 2.297 Tage sind seit seiner letzten Pokalübergabe vergangen, 137 Turniere ohne erhofftem Ende hat der HTT Evergreen seit seinem HTT Challenger-Finals Titel im November 2016 absolviert. Und das ohne den Kopf in den Sand zu stecken, und ohne den Schläger an den Nagel zu hängen. Ganz im Gegenteil: Mit Enthusiasmus, Geduld und Beharrlichkeit hat sich Marcus Schischlik den letztlich erfolgreich verlaufenden Dienstag-Abend beim Babolat Cup 150 erarbeitet. Und auch der Titelgewinn selbst war am Ende einer von der Sorte “schwere Geburt”. Viel hätte nämlich nicht gefehlt, und Schischlik wäre zum dritten Mal in Serie in einem HTT 150er-Finale als Verlierer vom Platz gegangen.

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Schischlik verhindert 199. HTT Karriere-Niederlage mit zwei sensationell abgewehrten Matchbällen

Es war bis knapp vor Schluss ein ganz knappes Finale, ein Match auf Augenhöhe, meist wenig hochklassig aber im Finish mit der Dramaturgie eines ganz großes Spieles. Hätte Franz Csebits bei 5:4 im dritten Satz seinen zweiten Matchball verwertet, hätte er die Premieren-Ausgabe des HTT Babolat Cups 150 um haargenau ein Pünktchen mit 98:97 gewonnenen Punkten für sich entschieden. Hat er aber nicht, weil der eigentlich schon geschlagene Schischlik just bei den beiden Matchbällen seines Gegners sein bestes Tennis spielte, und mit einem Vorhand-Winner und einem sensationell getimten Volley-Stopp das Schlimmste verhindern konnte. Am Ende hätte sich Schischlik zwar nur mit einem Punkt weniger geschlagen geben müssen, es wären aber weit mehr Punkte & Gründe  für Schischliks nun doch nicht zustande gekommene 199. HTT Karriere-Niederlage schlagend geworden. Ein sorglos gespieltes und fahrlässig verlorenes Aufschlagspiel zum 4:4 im zweiten Satz, ein katastrophal absolvierter Tie-Break und eine unterirdische Performance was sein Offensivspiel am Netz angeht, hätten den 202fachen HTT Turnierteilnehmer beinahe um den Lohn seiner erwähnten Geduld & Beharrlichkeit gebracht. Dabei hatte der in Diensten des TC Strebersdorf stehende Wiener hervorragend in sein achtes HTT Karriere-Finale hinein gefunden.

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Csebits und Schischlik hieven Fehlerorgie in einen dritten Satz

Das erste Break des Abends gelang nämlich dem 27jährigen, der sich auch nach rasch kassiertem Re-Break zum 2:2 mit vier Doppelfehlern am Stück nicht aus der Konzentration bringen ließ, und zwischenzeitlich mit 8 Punkten in Serie ein zweites und letztlich für den ersten Satz entscheidendes Break auf die Habenseite brachte. 6:4 nach 32 Minuten, Schischlik war in seinem ersten HTT Finale seit Juni 2017 warm gelaufen und bei einer Break beinhaltenden 4:2 Führung im zweiten Satz dem Titelgewinn schon viel früher ganz nahe, ehe dieses bereits erwähnte und leichtfertig verlorene Aufschlagspiel beim Stand von 4:3 folgte. Schischlik kassierte das Break zum 4:4, und er musste auch das folgende exakt 11 Minuten dauernde Spiel abgeben. “Dieses Game war der Knackpunkt, genauso wie die wirklich komplett unnötigen Fehler im Tie-Break”, schilderte Schischlik später im Sieger-Statement. Der Tie-Break des zweiten Satzes ging nach 2:6 Rückstand zwar “nur” 5:7 verloren, einen alles entscheidenden dritten Durchgang konnte Schischlik aber nicht verhindern. Dort übertrumpften sich Csebits und Schischlik vorerst mit einer unschönen Fehler-Orgie, die dem Niveau des 15. HTT Saisonfinales naturgemäßg wenig zuträglich war.

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“Nach emotionaler Achterbahnfahrt überglücklich”

Csebits hatte in dieser Phase auch das Glück, ohne selbst zu glänzen, auf einen zwei Games lang völlig inferioren Marcus Schischlik zu treffen, der neun Punkte en suite abgeben musste, und sich bei 1:3 im dritten Satz bereits mit der Niederlage anzufreunden schien. Kritische Selbstgespräche, dazu eine erbärmlich schwache Vorstellung am Netz – belegt durch die HTT Statistik-Abteilung mit nur 4 Punkten bei 21 Netzangriffen, es sprach nicht mehr viel für Marcus Schischlik. Erst recht nicht, als Csebits im Finish 5:3 führte, und bei 5:4 mit eigenem Aufschlag auf seinen dritten HTT Karriere-Titel losging. Bei 40:15 war der 65. HTT Einzelsieg des 35jährigen zum Greifen nahe, ehe Schischlik einmal in diesem Match – allerdings zum goldrichtigen Zeitpunkt – zauberte, und mit einem Vorhand-Winner und einem höchst brillanten Volley-Stopp das Schlimmste mit zwei abgewehrten Matchbällen vereitelte. Csebits war damit gebrochen, und schlich 10 Minuten später und nach weiteren 2:11 Punkten aus den letzten 13 Ballwechseln mit gesenktem Haupt und einer 4:6, 7:6, 5:7 Niederlage zum Shakehands in Richtung Netz. Schischlik hingegen lief mit zum Zeichen des Sieges in die Höhe gereckten Armen seinem unglücklichen Widersacher entgegen, und fand danach folgende Worte: “Das war heute Abend eine emotionale Achterbahnfahrt. Der erste Satz hat sich noch gut angefühlt, danach habe ich einfach zu viele Eigenfehler gemacht. Nach meiner miserablen Saison 2022 , ist dieser Erfolg ein großartiger. Ich bin überglücklich über diesen Titel”, so Schischlik, der nach fünf HTT Challenger-Erfolgen nun auch erstmals auf HTT 150er-Ebene anschreiben konnte. “Die beiden Matchbälle tun weh. Ich war dann in den entscheidenden Momenten zu passiv. Mit dem Turnier insgesamt bin ich aber sehr zufrieden. Bei nächsten Mal klappt es dann hoffentlich mit dem Sieg”, tröstete sich hingegen der unterlegene Franz Csebits selbst.

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von Claus Lippert

Mittwoch
08.03.2023, 03:32 Uhr
zuletzt bearbeitet: 08.03.2023, 04:18 Uhr