Das "kaputte Knie" ist oft nur überlastet!
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
29.03.2012, 13:43 Uhr
Viele Patienten und Sportfreunde aus dem Tennisbereich erzählen mir, dass sie "ein kaputtes Knie" haben - und das "schon länger". Immer ist die Rede von Meniskus, Seitenbändern, Kreuzbändern. Und die Knorpel sind sowieso kaputt.
Von anderen möglichen Schmerzursachen hört man dagegen kaum: Sehnen, Muskel (Schwächen, Verkürzungen), Schleimbeutel, Muskel- und Sehnenansätze. Auch Instabilitäten sowie Gleichgewichts-, Koordinations- und Konditionsdefizite können dazu führen, dass sich subjektiv alles im Eindruck des "kaputten Knies" sammelt.
Der Knieschmerz ist noch dazu im Vornherein besonders negativ belastet, da er sofort mit Sportverbot und dem Frust, plötzlich den geliebten Tennissport nicht mehr ausüben zu können, assoziiert wird. Aber: Ich kann Sie beruhigen und Hoffnung geben!
Grundlage für eine befriedigende Lösung eines Knie-Problems ist wie so oft das Gespräch mit einem Fachmann - mit Tennisbezug und Verständnis. Nach einer genauen Bestandsaufnahme (Anamnese) und einer funktionellen Untersuchung sollte man der Ursache Ihrer Schmerzen schon sehr nahe sein. Ist es notwendig, so können noch zusätzlich Spezialuntersuchungen (Röntgen, MRI, Ultraschall...) zur Ursachenfindung herangezogen werden.
Steht die Diagnose fest, kann schon die spezifische Behandlung beginnen. Häufig liegt das Problem im -
Kniescheibenspitzensyndrom (KSS) bzw. Kniescheibenrandproblem:
Diese stellen eine häufige Ursache für Schmerzen im Kniebereich dar. Wie bei Tennisarm, Golferellbogen handelt es sich um ein Überlastungssyndrom. Das KSS, oder "Jumpers Knee" genannt, ist ein Reizzustand der Kniescheibensehne, direkt am Ansatz der Sehne am unteren Anteil des Kniescheibenspitz' (Apex). Diese Sehne, in die die Kniescheibe eingelagert ist, gehört zum großen Oberschenkelmuskel (Quadrizeps) und ist ein Teil des gesamten Streckapparats des Knies. Es können Einstrahlungen der Sehne in die Kniescheibe bzw. die Sehne selbst betroffen sein. Eine chronische, nicht behandelte Form kann zu Auffaserung, Einriss bis hin zum Riss der Sehne führen! Vor allem, wenn man trotz Schmerzen noch weiter belastet und so die Schmerzen aufrecht hält.
Meist kann man eine derartige Veränderung im MRT oder CT deutlich sehen.
Ursachen:
· Lokale mechanische Überlastung
· Ungewohnte Belastungen
· Stop-and-Go-Belastungen
· Sprungtraining
· Dehnungs-Muskelschwäche
· Gleichgewichts-Koordinationsstörungen
· Knieinstabilitäten nach Kreuz-, Seitenband oder Meniskusverletzungen, die zur Mehrbelastung der kompensierenden Muskeln und Sehnen führen.
Therapie:
Die Therapie teilt sich in eine lokale Schmerztherapie und einer ursächlichen Therapie ein.
Schmerztherapie:
Mittels lokaler Querfriktion, kurzer Eisbehandlung und Ultraschallbehandlung wird der lokale Stoffwechsel und Heilungsverlauf angeregt und der Schmerz gesenkt.
Ursächliche Therapie:
Durch anfängliche Belastungsreduzierung, gezieltes Dehnen der gesamten Oberschenkelmuskulatur und anschließend Stabilitätstraining (Balancetraining) zum Muskelaufbau werden negative Belastungen ausgeschaltet und Rezidiven (Rückfällen) vorgebeugt.
Während der Behandlungszeit sollte die Schmerzprovokation vermieden werden. Die Belastung muss auf Bewegungen reduziert weren, die schmerzfrei durchgeführt werden können. So kann ein ruhiges Schlagtraining an der Grundlinie mitunter möglich sein; schnelles Training mit Richtungsänderungen sollte hingegen vermieden werden.
Unterstützen kann man auch die Sehne mit einer Kniescheiben- bzw. Patellabandage, die unmittelbar unterhalb der Kniescheibe platziert wird, um die Sehne zu entlasten.
Die gute Nachricht: Bei dieser Vorgangsweise können Sie nach ungefähr 8-10 Behandlungen wieder ins normale schmerzfreie Tennistraining einsteigen! (Von wegen "kaputtes Knie"...)
In diesem Sinne: Viel Spaß und gutes Spiel!
Ihr
Reinhard Komosny