HEAD-Manager Simon Brenneis: "Unsere Schuhe funktionieren auf jedem Niveau"

Simon Brenneis, HEAD Global Business Manager Footwear, über die Ansprüche an moderne Tennisschuhe, das BOA-System und die neue ENDURE Serie aus dem Hause HEAD.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 21.07.2025, 15:33 Uhr

Carlos Lopez (Product Manager Footwear) und Simon Brenneis (HEAD Global Business Manager Footwear)
© HEAD
Carlos Lopez (Product Manager Footwear) und Simon Brenneis (HEAD Global Business Manager Footwear)

Herr Brenneis, was dürfen sich Tennisspieler und Tennisspielerinnen von einem qualitativ hochwertigen Tennisschuh im Jahr 2025 erwarten?
Ein moderner Tennisschuh im Jahr 2025 muss weit mehr leisten als nur guten Grip. Spieler:innen erwarten heute eine ausgewogene Kombination aus Stabilität, Dämpfung, Reaktionsfreudigkeit und Tragekomfort – angepasst an ihren Spielstil. Gleichzeitig spielen Langlebigkeit und individuelle Passform eine immer größere Rolle. Bei HEAD achten wir darauf, dass jedes Silo – also jede unserer Schuhlinien – ganz bestimmte Anforderungen optimal erfüllt.

Welche dieser Ansprüche sind leichter, welche sind schwieriger umzusetzen?
Dämpfung, Tragekomfort und langlebige Materialien sind durch unsere langjährige Erfahrung und intensive Materialforschung gut beherrschbar. Deutlich komplexer wird es, wenn wir maximale Stabilität und Haltbarkeit mit einem möglichst geringen Gewicht, guter Flexibilität und hohem Komfort kombinieren wollen – ohne Kompromisse bei der Performance.

Gerade im Tennis treffen sehr unterschiedliche Anforderungen aufeinander: schnelle, multidirektionale Bewegungen, verschiedene Platzbeläge, extreme Temperaturen und wechselnde Feuchtigkeitsbedingungen. Das alles in einem Schuh zu vereinen, der sich dabei weder zu schwer noch zu steif anfühlt, ist jedes Mal eine echte Herausforderung – aber genau das macht die Entwicklung auch so spannend.

Wie lange dauert die Entwicklung einer neuen Schuhserie, wie lange die Testphase? Und: Wer testet die Schuhe?
Die Entwicklung dauert – je nach Umfang – zwischen zwei und drei Jahren. Ein Großteil dieser Zeit entfällt auf die Testphase, die intensiv und international aufgesetzt ist. Wir testen auf allen relevanten Platzbelägen, unter verschiedensten klimatischen Bedingungen und in unterschiedlichen Ländern – von Asien über Europa bis in die USA. Ziel ist es, möglichst realistische und anspruchsvolle Szenarien abzubilden, damit der Schuh unter sämtlichen Belastungen zuverlässig funktioniert.

Getestet wird dabei nicht nur von unseren HEAD-Athlet:innen, sondern auch von erfahrenen Freizeit- und Clubspieler:innen. So stellen wir sicher, dass der Schuh in der Breite funktioniert – unabhängig vom Spielniveau.

HEAD hat verschiedene Schuhserien wie REVOLT, SPRINT oder ganz neu ENDURE. Worin liegen die größten Unterschiede?
Jedes Silo ist gezielt für einen bestimmten Spielstil konzipiert.

Die ENDURE Serie gibt es in den Ausführungen mit BOA oder klassisch als Schnürschuh. Was bedeutet BOA?
Das BOA® Fit System ist ein innovatives Verschlusssystem, das mit einem feinjustierbaren Drehrad arbeitet. Damit kann man die Passform millimetergenau anpassen – schnell, sicher und bequem. Es ersetzt die klassische Schnürung und sorgt für gleichmäßigen Halt ohne Druckpunkte.

Das von uns verwendetet feineinstellbare BOA® PerformFit™ Wrap stellt dabei einen echten Wendepunkt im Bereich der Anpassungsfähigkeit im Tennisschuhbereich dar. In umfangreichen Untersuchungen wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass die BOA® PerformFit™ Wrap-Konfigurationen die Geschwindigkeit, Beweglichkeit und Ausdauer der Athlet:innen verbessern können. Das System wickelt sich dabei gezielt um den Mittelfuß, passt sich präzise an, sorgt für optimalen Fersenhalt, eine bessere Verbindung zur Zwischensohle und mehr Freiheit im Vorfußbereich.

Gibt es im Hause HEAD Erfahrungen mit dem BOA-System auch aus anderen Disziplinen?
Ja, definitiv. Wir setzen das BOA-System bereits seit vielen Jahren erfolgreich im Snowboardbereich ein – dort ist es quasi Standard. Seit kurzem verwenden wir es auch im Skischuhbereich. Diese Erfahrungen, kombiniert mit einer engen, partnerschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit mit BOA selbst, haben es uns ermöglicht, den ENDURE PRO BOA auf ein besonders hohes Leistungsniveau zu bringen. Die enge Abstimmung mit BOA war dabei entscheidend, um die Passform, Funktion und Performance gezielt auf die Anforderungen im Tennis anzupassen.

Lässt sich sagen, für welche Spielertypen BOA-Schuhe besser geeignet sind?
BOA eignet sich besonders für Spieler:innen, die noch mehr aus ihrem Performance-Schuh herausholen wollen – also für alle, die eine besonders präzise Verbindung zwischen Fuß, Schuh und Boden suchen oder eine individuellere Anpassung an ihre Fußform schätzen. Gerade das zweifache BOA-System, wie wir es beim ENDURE verwenden, erlaubt es, den Vorfuß und den Spann unabhängig voneinander einzustellen – je nach persönlichem Bedürfnis. Das sorgt nicht nur für optimalen Halt, sondern auch für ein sehr differenziertes, direktes Spielgefühl.

Ein weiterer Vorteil: Mit dem Li2-Drehverschluss lässt sich der Sitz des Schuhs schnell und unkompliziert in beide Richtungen anpassen – also sowohl nachziehen als auch lockern, sogar während des Spiels. Das bringt echte Flexibilität, ohne auf dem Platz Zeit zu verlieren.

In der ENDURE Serie gibt es auch Modelle, die auf den Sand ausgerichtet sind – mit einer „Fischgräten“-Sohle. Welchem Zweck dient diese?

Die charakteristische Fischgräten-Sohle ist speziell für Sandplätze entwickelt und erfüllt mehrere zentrale Funktionen:

  1. Optimaler Grip auf losem Untergrund:
    Die spitzwinklige Struktur sorgt für eine gleichmäßige Bodenhaftung, wodurch der Schuh nicht wegrutscht. Gleichzeitig erlaubt das Muster kontrolliertes Rutschen – ein wesentliches Element auf Sandplätzen. Gezieltes Rutschen – kein Ab- oder Ausrutschen.
  2. Geringe Sandaufnahme:
    Anders als bei tieferen Profilen setzt sich Sand kaum fest. Durch die offene Anordnung wird er beim Laufen herausgedrückt, was das Gewicht niedrig hält und die Traktion erhält.
  3. Langlebigkeit:
    Das symmetrische Profil sorgt für gleichmäßige Abnutzung, wodurch die funktionalen Eigenschaften des Schuhs länger erhalten bleiben.

Fazit:
Die Fischgräten-Sohle ist ein technisches Kernelement für das Spiel auf Sand: Sie kombiniert Rutschkontrolle, Stabilität und Effizienz – perfekt abgestimmt auf die Anforderungen dieser Bodenart.

Welcher Typ sind Sie persönlich – BOA oder Laced?
Da ich das BOA®-System schon lange vom Radfahren kenne und dort sehr zu schätzen gelernt habe, war der Wechsel zum BOA-Schuh im Tennis für mich ein logischer Schritt. Ich mag vor allem die Möglichkeit der individuellen Anpassung und das millimetergenaue Fine-Tuning – etwas, das mit klassischen Schnürsenkeln so nicht immer gelingt.

Natürlich ist das am Ende eine persönliche Entscheidung. Aber ich würde jeder Spielerin und jedem Spieler empfehlen, den ENDURE PRO BOA zumindest einmal zu fitten – oder, noch besser: ihn direkt auf dem Platz zu testen. Die Erfahrung spricht oft für sich.

von tennisnet.com

Montag
21.07.2025, 12:45 Uhr
zuletzt bearbeitet: 21.07.2025, 15:33 Uhr