Warum HobbyspielerInnen Turnierrahmen wählen – und was moderne Oversize-Modelle wirklich leisten

Von vielen belächelt, von wenigen verstanden: Das Komfort-Racket feiert sein leises Comeback, obwohl die meisten Freizeitspieler weiterhin zu Turnierrahmen greifen. Ein Gespräch mit Michael Schwarz, YONEX-Verkaufsleiter für Österreich und Deutschland, zeigt, warum das ein Fehler sein kann – und warum wir im Kopfgepäck vieler Spieler die falschen Vorbilder haben.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 27.11.2025, 17:40 Uhr

Ben Shelton steht bei den ATP Finals schon unter Druck
© Getty Images
Ben Shelton steht bei den ATP Finals schon unter Druck

Turnierrahmen das Beste für die ambitionierten HobbyspielerInnen? Ein weitverbreiteter Irrtum!

Es ist ein Bild, das man in fast jedem Club sieht: Hobby- und Mannschaftsspieler greifen zu genau den Modellen, die auch Profis verwenden – oft ohne zu überlegen, ob diese Schläger überhaupt zu ihrem Spiel passen. 

„Viele Freizeitspieler orientieren sich an Turnierrahmen, weil sie glauben, das sei die beste Wahl“, sagt Schwarz. „Doch in Wirklichkeit wäre für die meisten ein sogenanntes Komfort-Racket deutlich sinnvoller.“ 

Dabei meine ich nicht jene „Rackets“, die man im Supermarkt findet, sondern moderne Komfort- und Oversize-Modelle, die früher absolut turniertauglich waren. „Agassi, Chang – die haben Oversize nicht aus Komfortgründen gespielt, sondern weil diese Schläger ihnen Power und Fehlertoleranz gegeben haben“, erinnert Schwarz.

Die große Schlagfläche: Weg vom Markt, aber nicht aus der Zeit

In den 1990ern gab es Oversize-Modelle von allen großen Herstellern. Prince, Head, Wilson, YONEX – jede Marke führte mehrere Varianten. Heute sind sie fast verschwunden.
Dabei hätten viele Spieler mit einer größeren Schlagfläche enorme Vorteile:

„Viele, die ältere Spieler die Rackets von mir testen, sind überrascht, wie leicht sie damit Druck aufbauen können“, sagt Schwarz. „Gerade Spieler jenseits der 40 merken sofort, wie viel Spielkomfort da plötzlich entsteht.“

Der Mythos des einfachen Ballkontaktes 

Natürlich hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass Oversize-Schläger „nur für Spieler geeignet sind, die sich kaum bewegen oder technisch nicht viel draufhaben“. 

Schwarz widerspricht: „Bewegen muss man sich immer. Aber ja – man hat mehr Spielraum. Eine größere Schlagfläche nimmt Spin gut an und verzeiht Fehler. Gerade für Clubspieler ist das ein massiver Vorteil.“

Oversize 2.0: Die unterschätzten modernen Komfortschläger

Interessanterweise setzt der Markt diesen Trend nicht konsequent fort. Bei einigen Herstellern gibt es sehr wohl leistungsfähige Oversize-Modelle – sie werden nur kaum beworben.

Ein Beispiel: Der YONEX EZONE, ein Modell, das auf der Tour – etwa durch Ben Shelton – in 98 sq.in. gespielt wird.
Aber denselben Rahmen gibt es auch mit einer 105sq.in. oder 110 sq.in Schlagfläche – ein moderner Oversize, der nichts mehr mit den verstaubten Komfortschlägern vergangener Jahrzehnte zu tun hat.

Der EZONE 105 von YONEX
© YONEX

Der EZONE 105 von YONEX

„Der YONEX EZONE 105er ist einer der am meisten unterschätzten Schläger am Markt“, sagt Schwarz „Er hat Power, er hat Stabilität, er gibt Feedback – und er macht das Spiel leichter.“ 

Auch der YONEX ASTREL 120 wird sehr oft unterschätzt. Vor allem bei den etwas älteren Spielern die gerne etwas mehr Power vom Racket erwarten und trotzdem nicht auf ein Mindestmaß an Kontrolle und Komfort nicht verzichten wollen.

Der ASTREL 120 von YONEX
© YONEX

Der ASTREL 120 von YONEX

Power oder Kontrolle? Die alte Frage bleibt bestehen

Unabhängig von der Kopfgröße bleibt ein Thema zentral: 

Jeder Schläger ist ein Kompromiss zwischen Power und Kontrolle. 

Viel sinnvoller sei es, das Equipment so auszuwählen, dass es die Schwäche des Spielers unterstützt. 

„Hast du eine gute Vorhand, brauchst du dort wenig Hilfe. Bei einer schwächeren Rückhand kann ein verzeihender Rahmen einen enormen Unterschied machen.“

Fazit: Viele Hobbyspieler vertrauen auf das falsche Racket – und merken bzw. verstehen es nicht..

Die Wahrheit ist einfach:

Viele Clubspieler würden deutlich besser, effizienter und gesünder spielen, wenn sie einen mehr Fehler verzeihenden Rahmen nutzen würden – statt ein Profi-Modell zu kaufen, das ihrem Stil gar nicht entspricht.

Oversize-Schläger sind nicht „billig“, „peinlich“ oder „altmodisch“.Keines dieser Attribute wird dem „richtigen“ Racket gerecht.
Sie sind oft die bessere Wahl – besonders für Spieler, die keine 20 mehr sind oder die nicht fünfmal pro Woche trainieren.

„Ein Racket soll helfen, nicht behindern“, fasst Schwarz zusammen. „Und viele moderne Oversize-Modelle tun genau das. Man müsste sie nur wieder aus der Schublade holen.“


 

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Donnerstag
27.11.2025, 11:30 Uhr
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