Das Tennisjahr 2020 von... Naomi Osaka

Kurz und knackig war's, das Tennisjahr 2020 von Naomi Osaka. Die vor allem nach der Corona-Pause aufdrehte - und auch abseits des Platzes ein Zeichen setzte.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 26.12.2020, 11:20 Uhr

Naomi Osaka steht nach ihrem Sieg über Anett Kontaveit im Viertelfinale
© Getty Images
Naomi Osaka

Es ist gerne mal so, dass nach einem überraschenden Erfolgsjahr eine Saison der Ernüchterung folgt. Weil der Druck, von außen und innen, zu groß war, direkt die Erfolge zu wiederholen. Weil's man sich selbst beweisen will, dass diese kein Zufall waren, dass man keinesfalls das Label "Eintragsfliege" auftragen möchte. Und vor allem: es tennismäßig wirklich drauf hat./

Jüngstes Beispiel: Naomi Osaka. Sie hatte 2018 den Durchbruch geschafft, sich von einem Ranking außerhalb der Top 70 in die Top 5 gespielt, angefangen beim Sieg in Indian Wells bis hin zum Triumph bei den US Open. Und Anfang 2019, mit dem Triumph bei Australian Open, direkt weitergemacht, sich bis an die Weltranglistenspitze gesiegt. Der Rest des Jahres? Durchwachsen. Okay für eine Spielerin außerhalb der Top 70, zu wenig für eine Spitzenspielerin.

Bereits zum Ende 2019 aber hatte sich Osaka wieder gefangen, mit Siegen in Osaka und Peking. Der Beginn von 2020: dennoch nur so lala. Halbfinale in Brisbane, dritte Runde bei den Australian Open, wo Osaka im Re-Match der vorherigen US Open Cori Gauff unterlag. Und im Anschluss beim Fed Cup in einer wahren Fehlerorgie gegen Sara Sorribes Tormo mit 0:6, 3:6 unterging.

Corona-Pause bringt Osaka persönlich weiter

Die Corona-Pause, sie tat Osaka gut. "Ich war in der Lage, mich Dingen außerhalb des Tennis zu widmen, in einer Welt abseits des Tennis zu leben - wie ich es noch nie getan habe und wohl nie mehr tun kann", sagte sie kürzlich gegenüber der New York Times. "Ich konnte mehr Zeit für mich verbringen, zum Nachdenken. Um die Welt zu betrachten und zu verstehen."

Bereits während der Monate der Auszeit hatte sie, die sich gerne so schüchtern gibt, darüber nachgedacht, nun öfters ihre Stimme zu erheben. Was sie infolge der "Black-Lives-Matter"-Proteste in den USA auch tat. Bei ihrem ersten Auftritt, den Western & Southern Open, spielte sich Osaka ins Finale; dabei hatte sie ihr Halbfinale bereits abgesagt infolge der Polizeigewalt gegen Jacob Blake. Das gesamte Turnier pausierte schließlich für 24 Stunden, Osaka nahm ihre Absage zurück. Zum Endspiel gegen Victoria Azarenka trat sie wegen einer Oberschenkelverletzung jedoch nicht an.

Osaka setzt bei den US Open ein Zeichen

Bei den US Open war Osaka wieder dabei, laut Coach Wim Fissette so entschlossen und erwartungsfroh wie keine Spielerin, die er je trainiert hatte. Osaka wollte ein Zeichen setzen: Sieben Masken mit den Namen von Opfern von Polizeigewalt wollte sie auftragen, zu jedem ihrer Matches einen Namen.

Am Ende wurden es tatsächlich sieben. Osaka ("Ich würde nicht zu einem Turnier reisen, wenn ich nicht davon ausgehen würde, sieben Matches zu spielen") präsentierte sich stark, trotz Tape am Oberschenkel. Speziell das Halbfinale gegen Jennifer Brady war großes Tennis, im Endspiel gegen Victoria Azarenka zeigte sie Kämpferqualitäten, fightete sich nach Satz- und Breakrückstand wieder ins Match und triumphierte am Ende mit 1:6, 6:3, 6:3 - ihr dritter Grand-Slam-Sieg überhaupt.

Welche Message sie denn mit dem Tragen der sieben Masken aussenden wollte", wurde sie im Anschluss von ESPN-Moderator Tom Rinaldi gefragt. "Nun, welche Nachricht kam denn bei Ihnen an", erwiderte Osaka. "Ich denke, es ging mir darum, dass sie Leute anfangen, darüber zu sprechen."

Via Twitter schließlich versprach sie: "All die Leute, die mir gesagt haben 'Lass die Politik aus dem Sport raus' (obwohl das gar nichts Politisches war), haben mich zum Gewinnen inspiriert. Glaubt mir, dass ich versuchen werde, so lange wie möglich auf eurem Fernseher aufzutauchen."

Naomi Osaka im Jahr 2020

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von Florian Goosmann

Samstag
26.12.2020, 11:04 Uhr
zuletzt bearbeitet: 26.12.2020, 11:20 Uhr

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