Davis Cup: Sechs Erkenntnisse aus Österreichs Niederlage gegen Chile

Das österreichische Tennis-Nationalteam hat das Davis-Cup-Duell gegen Chile verloren. Im vierten Duell mit den Südamerikanern setzte es die vierte Niederlage. tennisnet war in Salzburg vor Ort und fasst die sechs brisantesten Erkenntnisse des Wochenendes zusammen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 03.02.2019, 13:02 Uhr

Muss Stefan Koubek emotionaler werden?
© GEPA Pictures
Stefan Koubek

Der Belag war ein Eigentor

„Wir sind sehr glücklich, auf Sand spielen zu können. Es ist wichtig für unser Spiel und wir fühlen uns unter diesen Bedingungen sehr wohl“, sagte Chiles Doppel-Spezialist bereits vor dem ersten Ballwechsel gegenüber tennisnet. Sowohl Dennis Novak als auch Jurij Rodionov kommen mit ihrem Spiel auf Hartplatz besser zurecht, als das auf Sand der Fall ist.

Während der Untergrund für den aufschlagstarken Nicolas Jarry recht gleichgültig war, darf man Christian Garin einen Sandplatz-Spezialist nennen: Alle seiner zehn ITF- und sechs seiner sieben Challenger-Titel holte der 22-Jährige auf diesem Belag.

Der Sandplatz von Salzburg war mit großem Aufwand, hohen Kosten, und wenig Ertrag verbunden. Man fokussierte sich zu sehr auf den Wunsch von Dominic Thiem, ohne dabei die Stärken des Gegners zu berücksichtigen.

Jurij Rodionov

Mit zarten 19 Jahren kam Rodionov gegen Chile zu seinen ersten zwei Matches im Davis Cup. Die 5:7, 5:7-Niederlage sah ein wenig knapper aus, als der Matchverlauf hergab. Rodionov erspielte sich keine einzige Breakchance, hielt aber in beiden Sätzen zumindest bei eigenem Aufschlag gut dagegen.

Im Gegensatz dazu tun ihm jene drei Games, die er im Entscheidungsmatch gegen Garin holte, unrecht. Fünf Games gingen über Einstand, eines davon satte acht Mal. Nur weil Garin allesamt gewann, kam das klare Ergebnis zustande.

Die beiden Tage zeigten Rodionovs Schwächen im Grundlinienspiel, Probleme bei der Beinarbeit und technische Fehler auf. Dennoch war die gesamte Vorstellung – auch abseits des Platzes – mehr als nur vielversprechend. "Es war das größte Spiel meiner Karriere. Ich war aber noch nicht bereit dafür, diese wichtige Rolle des zweiten Einzelspielers auszufüllen“, analysierte er am Samstagabend.

Die Herzen der Fans hat Rodionov schnell gewonnen, sollte er verletzungsfrei bleiben, werden wir ihn noch viele weitere Male im Nationalteam sehen. „Ab jetzt kann es nur besser werden“, weiß auch Rodionov.

Das Davis-Cup-Team der Zukunft

Novak hat auch an diesem Wochenende bewiesen, dass er Davis Cup kann. Beinahe hätte er bei seinem ersten Länderkampf als Österreichs Nummer eins für den Sieg gesorgt, nur ein Tiebreak fehlte zur Qualifikation für Madrid.

Neben dem 25-Jährigen und seinem sechs Jahre jüngeren Einzel-Kollegen wird auch Dominic Thiem mit seinen 25 Jahren zumindest im nächsten Jahrzehnt das Team anführen. Sebastian Ofner (22) und Gerald Melzer (28) werden dabei ergänzende Rollen spielen.

Im Doppel werden Oliver Marach, Alexander Peya (beide 38), Julian Knowle (44) und Jürgen Melzer (37) nicht ewig weiterspielen. Mit Philipp Oswald (33) steht aber ein arrivierter Athlet parat, Tristan-Samuel Weissborn (27) ist ein Perspektivspieler für das ÖTV-Doppel.

Österreich spielt im Playoff

Die Davis-Cup-Finals finden ohne österreichische Beteiligung statt, der ÖTV muss ins Playoff. Dort kämpfen im September zwölf Teams aus der Europa/Afrika Zone I um einen Platz in den Quali-Duellen im Februar 2020.

Die Auslosung findet am kommenden Mittwoch statt. Nach tennisnet-Informationen sind folgende elf Nationen mögliche Gegner: Tschechien, Schweden, Portugal, Slowakei, Ukraine, Israel, Südafrika (jeweils Heimrecht), Ungarn, Schweiz, Weißrussland (jeweils auswärts) und Bosnien-Herzegowina (Losentscheid).

SalzburgArena war eine würdige Bühne

Eine herrliche Location für den Davis Cup. Alles richtig gemacht vom Veranstalter. Punkt.

Auch hervorzuheben: wie entspannt die Ordner zu Werke gegangen sind, vor allem in Bezug auf Kinder, die sich von den Spielern Autogramme holen wollten. Und konnten.

Loben darf man so nebenbei auch die Pressearbeit des ÖTV - und dabei vor allem Harald Schume. Der Pressechef ging seinen Aufgaben gewohnt akribisch nach, wiewohl auch mit jener Eleganz und einem gerüttelt Maß an Charme, die die Zusammenarbeit sehr angenehm ausfallen haben lassen.

Die SalzburgArena hat alle Erwartungen erfüllt
Davis Cup: Österreich gegen Chile

Stefan Koubek muss emotionaler werden

Das gesamte Wochenende war Koubek nur wenige Meter von seinem Gegenüber Nicolas Massu getrennt. Letzerer motivierte seine Schützlinge lautstark, vor allem am Samstag hielt es ihn nur selten auf seiner Bank. Legendär schon jetzt auch der Jubel, als Garin den 3-2-Auswärtssieg fixierte.

Im krassen Gegensatz dazu strahlte Koubek, positiv formuliert, Ruhe aus. Man stelle sich nur vor, Koubek würde eines Tages einen seiner Spieler so emotional herzen wie Massu. Vielleicht wollen genau das die ÖTV-Spieler aber gar nicht. Das Teamgefüge wirkt für Außenstehende dennoch bestens.

von tennisnet.com

Sonntag
03.02.2019, 15:44 Uhr
zuletzt bearbeitet: 03.02.2019, 13:02 Uhr