Trimmel als Spion, „AHM“ und Peya als Court-Tester

Die heimische Mannschaft unternimmt bereits im Vorfeld alles, um bestvorbereitet ins Duell mit Russland zu gehen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 06.02.2012, 12:59 Uhr

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„Man fällt nicht über seine Fehler. Man fällt immer über seine Feinde, die diese Fehler ausnutzen.“ Diesen Spruch des deutschen Schriftstellers Kurt Tucholsky nahm sich ÖTV-Davis-Cup-Captain Clemens Trimmel zu Herzen und begab sich am Donnerstagvormittag kurzfristig auf „Spionage-Reise“ nach Zagreb, um sich beim ATP-World-Tour-250-Turnier in der kroatischen Hauptstadt vor dem Weltgruppen-Duell gegen Russland noch einen letzten Eindruck von „Freund“ und „Feind“ zu verschaffen.

Kein Duell vor dem Davis Cup

Österreichs Nummer einsJürgen Melzerhatte nach Siegen über seinen deutschen KumpelPhilipp Petzschnerund den ItalienerAndreas Seppiaus der Qualifikation das Viertelfinale erreicht. Russlands Nummer zwei,Mikhail Youzhny,stand nach Siegen über den UkrainerSergiy Stakhovskyund den Slowenen Grega Zemlja ebenfalls in der Runde der letzten Acht. Hätten beide ihre Viertelfinals gewonnen, wären sie bereits eine Woche vorm Davis Cup im Semifinale aufeinander getroffen. Melzer musste sich jedoch dem DeutschenMichael Berrer7:5, 4:6, 4:6 geschlagen geben, während Youzhny gegen den KroatenIvo Karlovicerfolgreich blieb und ins Semifinale einzog.

„Bei Jürgen hat man gemerkt, dass er müde war“

„Bei Jürgen hat man gemerkt, dass er von dieser Matchbelastung(acht Partien in sieben Tagen inklusive Einzel-Qualifikation und Doppel, Anm.), die er leider schon lange nicht mehr gehabt hat, müde war“, bilanzierte Trimmel auf seiner Anreise ins Spielerhotel Linsberg Asia in Wiener Neustadt. „Natürlich hab ich mir aber auch Partien von Youzhny undAlex Bogomolov jr.angeschaut. Bei Youzhny gegen Zemlja im Achtelfinale hat man von Anfang an gesehen, dass mindestens eine Klasse Unterschied war. Bei Bogomolov gegen den SlowakenLukas Lacko(0:6, 7:6, 1:6, Achtelfinale, Anm.)war’s eine permanente Up-and-down-Leistung des Russen. Es hat mich aber sehr gewundert, wie stark er im dritten Satz zusammengebrochen ist.“

„Nicht wirklich etwas Neues gesehen“

Alles in allem, so Trimmel, war seine Beobachtungs-Tour „auf jeden Fall eine Reise wert, auch wenn ich hier nicht wirklich etwas Neues gesehen habe: Die beiden Russen-Matches waren eine Bestätigung von dem, was wir ohnehin schon über diese Spieler wissen.“ Sehr wohl neu ist aber die gute Form von Youzhny: Der 29-Jährige hatte vor Zagreb fünf seiner letzten sieben Spiele auf der ATP-Tour verloren, nur ein Viertelfinale in Doha erreicht. Nun aber holte er in Kroatien am Sonntag gleich das Double, schlug im Einzel-Finale Lacko und triumphierte im Doppel mit dem ZyprerMarcos Baghdatis.


Perfekter Court

Während Melzer in Zagreb um sein erstes Halbfinale seit April 2011(Monte Carlo, Anm.)kämpfte, testete zum gleichen Zeitpunkt am Freitag (15:00 Uhr)Andreas Haider-Maurerin der Arena Nova in Wiener Neustadt gemeinsam mitAlexander Peyaerstmals den mit einer Farb-Quarzsandmischung beschichteten Opticourt. „Die beiden haben mir gesagt, dass der Platz genauso langsam geworden ist, wie wir ihn haben wollten“, so Trimmel über die erste Reaktion der Spieler. Peya: „Das ist ein Platz, der für unser Spiel ideal ist.“ Haider-Maurer: „Wir haben am Platz zwar noch ohne Linien, aber schon mit Netz, gespielt. Der Platz ist genau, wie wir ihn wollten, angenehm langsam. Er ist vergleichbar mit dem in der Stadthalle, der 2011 vielleicht einen Tick schneller war.“

Alexander Peya im Video-Interview mit tennisnet.com:

Andreas Haider-Maurer im Video-Interview mit tennisnet.com:

„AHM“: „Auf jeden Fall die richtige Strategie“

Bei einer Pressekonferenz am Samstagnachmittag zog „AHM“ auch Bilanz über die von ihm gewählte Vorbereitungsstrategie: Österreichs Nummer zwei hatte zu Beginn dieser Saison absichtlich die Turniere in Australien ausgelassen, um sich in aller Ruhe bei Challengern in Heilbronn und Kasan auf die Saison vorzubereiten. In Deutschland war Haider-Maurer jedochschon zum Start ausgeschieden,in Russland erreichte er mit demSieg gegen den zweifachen Junioren-Grand Slam-Gewinner Uladzimir Ignatik(Weißrussland) das Achtelfinale. „Das war auf jeden Fall die richtige Strategie“, so Haider-Maurer. „Ich konnte einen sehr guten Aufbau machen und hab bei diesen beiden Turnieren eine ordentliche Leistung gezeigt. Ich habe in diesen zwei Matches gegen Gegner verloren, die eine sehr starke Leistung geboten haben.“ Auch„Alt“-Davis-Cupper Stefan Koubek sieht mehr Licht als Schatten: „Sollte er den Druck, vor eigenem Publikum zu spielen, in den Griff bekommen, wäre es möglich, dass er am ersten Tag den Punkt holt. Wenn er gut serviert und von hinten Druck ausübt, ist er für jeden Gegner eine Gefahr. Es wird aber wieder einmal sehr viel von Melzer und vom Doppel abhängen.“

Haider-Maurers Trainer Karel van Wyk im Interview mit tennisnet.com:

Bringt das Doppel die Entscheidung?

Mit diesem Druck könne er leben, sagteOliver Marach.„Das ist nun einmal der Davis Cup.“ DaDmitry Tursunov,der im Vorjahr mitIgor KunitsynRusslands sämtliche Doppelpartien absolviert hatte, von Teamkapitän Shamil Tarpischev nicht nominiert wurde, erwartet sich Marach am zweiten Spieltag als Gegner „auf jeden Fall Youzhny, der ein sehr guter Doppelspieler ist.“ Ihm zur Seite „kann der Davis-Cup-Kapitän der Russen eigentlich jeden anderen Spieler stellen. Wen ich eher nicht erwarte, istNikolay Davydenko.“

Oliver Marach im Video-Interview mit tennisnet.com:

Die Tennisstars hautnah

"Wir haben derzeit ein Russland-Tief in Österreich - und jetzt ist Frau Dr. Bohuslav krank. Die Russen haben ihr erstes Opfer gefordert", scherzte ÖTV-Generalsekretär Peter Teuschl. Die Vertreterin des Gastgeberlandes Niederösterreich, ihres Zeichens Sport- und Wirtschaftslandesrätin, konnte erkrankt nicht an der Pressekonferenz teilnehmen, freute sich aber schon sehr auf den Beginn der Veranstaltung: „Wie auch in anderen Sportarten hat sich Niederösterreich in den letzten Jahren im Tennis zur sportlichen Hochburg entwickelt. Wir freuen uns, dass wir innerhalb eines Jahres bereits die zweite Davis-Cup-Begegnung in Niederösterreich austragen können. Damit bieten wir allen Tennisfreunden die Möglichkeit, unsere Stars hautnah zu erleben. Mit der Austragung der Davis-Cup-Begegnung gegen Russland wollen wir unsere Qualitäten als Top-Gastgeber erneut unter Beweis stellen. Mit den nach Russland transportierten Bildern wollen wir auch wirtschaftlich punkten, denn Russland gilt als wichtiger Zukunftsmarkt für unsere Exportwirtschaft."

Arena-Nova-Geschäftsführer Klaus Schneeberger ergänzte bei der Pressekonferenz: "Wir haben das Land als unsere Erstdestination für wirtschaftliche Zusammenarbeit ausgesucht. Das passt also gut, dass wir gegen Russland spielen. Unter Frau Dr. Bohuslav sind wir in Niederösterreich sportlich im höchsten Bereich angesiedelt." Im Zuge der guten Kontakte zu den Gästen wird am Samstag im burgenländischen Neudörfl auch ein Turnier mit russischen Wirtschaftsleuten stattfinden. Die russischen Spieler kommen großteils erst am Montagvormittag an, am Nachmittag soll es das erste Training geben. "Das ist vielleicht ein kleiner Vorteil für uns", meinte Trimmel, "weil unsere Spieler sich damit schon zwei Tage früher mit dem Platz vertraut machen können. Nur Nikolay Davydenko kommt schon am späten Sonntagabend, der wird aber allein nicht trainieren können." Von der Nachfrage der Öffentlichkeit wusste Teuschl Positives zu berichten: "Zwei Drittel aller Tickets sind weg. Wir hoffen gleich am Freitag auf ein volles Haus und zwei Punkte. Dann wird's am Wochenende gemütlicher", schmunzelte er.(Text: Presseaussendung / MaWa; Videos und Fotos: tennisnet.com/ Manuel Wachta)

DAVIS CUP, WELTGRUPPE,
1. RUNDE, ÖSTERREICH – RUSSLAND

Dienstag, 7.2.2012
12:30 Uhr: Pre-Draw-Pressekonferenz – Russland
13:30 Uhr: Pre-Draw-Pressekonferenz – Österreich

Mittwoch, 8.2.2012
19:30 Uhr: Official Dinner, Theresianische Militärakademie Wr. Neustadt, Festsaal

Donnerstag, 9.2.2012
12:00 Uhr: Auslosung, Arena Nova

Freitag, 10.2.2012
Offizielle Eröffnung, Einzel. Beginn: ab 14:00 Uhr

Samstag, 11.2.2012
Doppel. Beginn: ab 14:00 Uhr

Sonntag, 12.2.2012
Einzel. Beginn: ab 13:00 Uhr

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Hier die ersten Bilder von der Arena Nova in Wiener Neustadt, dem Austragungsort des Davis-Cup-Duells mit Russland:

von tennisnet.com

Montag
06.02.2012, 12:59 Uhr