Der beste 45er der Welt
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
10.06.2010, 17:08 Uhr

Manfred Hundstorfer (geboren am 6. September 1963) ist hauptberuflich Tennistrainer und ärgert in der niederösterreichischen Landesliga B auch mehr als zwei Jahrzehnte jüngere Halbprofis noch sehr. Hundstorfer dominiert seit Jahren seine Altersklassen, führt die Weltrangliste der Herren 45+ an und sammelt Turniertitel wie „normale“ Menschen Briefmarken. In seiner großartigen Senioren-Tennis-Karriere holte er unter anderem den WM-Titel 2009 in Cala Ratjada auf Mallorca, Team-WM-Gold 2009 und Einzel-WM-Gold 2008 in Antalya (Türkei).
Aus Anlass der derzeit laufenden 27. Internationalen Meisterschaften von Österreich, dem Werzer Generali Cup, bei dem er wieder der große Favorit ist, eröffnet er eine Interview-Reihe mit den erfolgreichsten österreichischen Seniorinnen und Senioren. Der 46-Jährige über große Probleme mit den Knien, kleines Preisgeld im Senioren-Tennis und weshalb er in diesem Jahr weniger als je zuvor spielen wird.
Sie haben im Oktober 2009 auf Mallorca Ihr letztes internationales Turnier gespielt, im Jänner auf die Hallen-EM in Seefeld verzichtet und sind im März bei der WM in Mexiko nur im Mannschafts- und nicht im Einzelbewerb an den Start gegangen. Warum hat sich die Nummer 1 der Weltrangliste zu Beginn der Saison dermaßen rar gemacht?
In Mexiko war ich deshalb nur im Team dabei, weil dort auf Hardcourt gespielt wurde und ich meinen Körper schonen wollte. Die doch etwas lädierten Kniegelenke vom seinerzeitigen Volleyballspielen (Manfred Hundstorfer war Nationalteamspieler, Anm.) machen immer wieder Probleme. Im vorigen Jahr hatte ich bei der WM im Mai schon meine Probleme, die sich dann durch den ganzen Sommer gezogen haben. Dem will ich heuer etwas aus dem Weg gehen. Noch dazu war die Lage in Mexiko auch nicht so, dass ich gesagt hätte: Das motiviert mich total, dass ich zwei Wochen dort bleiben will. Außerdem habe ich eine Woche danach gleich ein ITF-Turnier in der Türkei gespielt. Mit der WM wäre sich das überhaupt nicht ausgegangen.
Waren die Knieprobleme auch der Hauptgrund für Ihren Seefeld-Verzicht?
Jein. Ich habe im letzten Jahr soviele Turniere gespielt und habe auch in Seefeld fünf Mal gespielt, dass ich mir diesmal gesagt habe: Weniger ist vielleicht doch mehr. Außerdem spielt man dort vielleicht gerade einmal eine Stunde am Tag Tennis und weiß dann nicht, wie man den Rest des Tages sinnvoll gestalten soll. Nebenbei Skifahren zu gehen würde sich z. B. gar nicht ausgehen.
Im Vorjahr haben Sie in fünf verschiedenen Ländern (Spanien, Österreich, Ungarn, Deutschland, Türkei, Anm.) Turniere gespielt. Geht das immer auf Kosten des Familienurlaubs?
Meistens schon, ja. Es war bis jetzt aber noch kein Problem. Meine Frau ist Vize-Direktorin der Liese-Prokop-Schule in der Südstadt. Sie hat daher während der Schulzeit ohnehin keine Zeit zum Reisen. Der Sommerurlaub ist daher immer so gelegt, dass sich das eine oder andere Turnier nebenbei ausgeht. Es hat sich allerdings die Situation für die Familie nicht extrem verändert: Als ich früher noch beim Verband gearbeitet habe, habe ich auch schon relativ oft reisen müssen. Außerdem: Soviel ist das ja auch nicht – vielleicht einmal vier bis sechs Turniere pro Saison. Nächstes Jahr werden wir dann aber vor der gleichen Frage stehen, wenn es darum geht, ob ich zur WM nach Neuseeland fahre oder nicht.
Wenn Sie schon heute die Entscheidung „Neuseeland – ja oder nein“ fällen müssten, wie würde sie ausfallen?
Sagen wir einmal so: Das Preisgeld bei Weltmeisterschaften ist dermaßen bescheiden – gerade einmal 700 Dollar – dass man sich nicht einmal einen Flug darum leisten kann.
Wie sieht es im Seniorentennis grundsätzlich mit der finanziellen Situation eines Nummer-1-Spielers aus?
Zum Glück habe ich schon seit Jahrzehnten sehr gute Sponsoren bzw. Ausrüster. Das geht von Head über Lotto, seit über 20 Jahren Isospeed und Panceo, die immer wieder Nahrungsergänzungsprodukte u. ä. zur Verfügung stellen. Aber natürlich machen vor allem die Reisen den größten Budgetposten aus. Als Weltmeister oder Nummer 1 habe ich allerdings immer wieder das Glück, das Hotel bezahlt zu bekommen.
Haben Sie nicht die Angst, Ihre Nummer-1-Position in der Weltrangliste zu verlieren, wenn Sie 2010, wie angekündigt, auf die Bremse steigen werden?
Ich habe 2009 das Punktemaximum erreicht und bin fünf Jahre hintereinander vom europäischen Tennisverband als „Spieler des Jahres“ ausgezeichnet worden. Wenn ich das jetzt einmal nicht werden sollte, werde ich das auch verkraften. Ich schaue jetzt nur mehr von Turnier zu Turnier.
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