Die große Frage zum Comeback: Was tun mit den Punkten?

Anfang August kehrt zunächst die WTA-, wenige Tage später die ATP-Tour zurück. Und damit auch wieder die Jagd nach Punkten für die Weltranglisten. Die Frage ist nur: auf welcher Basis?

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 24.06.2020, 13:25 Uhr

Daniil Medvedev hat im Sommer viele Punkte zu verteidigen
© GEPA Pictures
Daniil Medvedev hat im Sommer viele Punkte zu verteidigen

Tja, hat Dominic Thiem nun Pech gehabt, dass er seinen Titel in Indian Wells im März nicht verteidigen und damit wieder 1.000 ATP-Punkte einfahren konnte? Oder hatte er eigentlich Glück, dass ihm eben diese 1.000 Zähler auch in seinem derzeitigen Ranking noch gutgeschrieben werden? Wer der Glücks-Hypothese anhängt, wird auch nicht um Roger Federer herum kommen: Der hätte nämlich weder Indian Wells (Finale 2019), Miami (Sieg 2019), die French Open (Halbfinale 2019) oder Wimbledon (Finale 2019) gespielt. Und für Federer stehen alleine für diese vier Turniere immerhin 2.520 Punkte fest eingemeißelt in den ATP-Charts. Und zwar bis März 2020.

Andersrum die Situation für Daniil Medvedev, der mit Blick auf die ersten Aufgaben nach dem geplanten Re-Start in Washington am 14. August eigentlich ins Schwitzen kommen müsste: In der US-amerikanischen Hauptstadt gilt es, 300 Punkte zu verteidigen (es sei denn, die Punkte von Washington 2019 bleiben noch eingefroren), danach die 1.000 vom Sieg in Cincinnati. Und dann bei den US Open 1.200 für den Finaleinzug 2019. Das ist Medvedev zwar zuzutrauen, aber ist es auch fair?

Melzer plädiert für die 1/52stel-Lösung

Die entscheidende Frag ist also: Wer verliert wann welche Punkte aus dem Jahr 2019? Werden die Zähler strikt nach Woche abgezogen, so wie es in regulären Jahren der Fall is? Oder nach Events - egal, wann diese ausgetragen werden? Innerhalb der ATP wird dieses Thema, neben der Frage der Existenzsicherung für die professionellen Tennisspieler, kontrovers diskutiert, wie Spielervertreter Jürgen Melzer in der aktuellen Ausgabe von „Quiet, please - der tennisnet-Podcast“ erzählt hat.

tennisnet · Quiet, please - der tennisnet-Podcast - Episode 23

Melzer selbst plädiert für eine Lösung, nach der der Punktestand vor Indian Wells 2020 als Maßstab hergenommen wird. Und die Spieler dann Woche für Woche jeweils 1/52 dieses Punktestandes abgezogen bekommen. Alles, was neu dazukommt, wird obendrauf gerechnet.
Dass es nicht zur üblichen Jahreswertung kommen kann, sieht auch Lars Uebel, sportlicher Leiter des DTB-Stützpunktes Oberhaching. Uebel wies im Gespräch mit tennisnet darauf hin, dass ja Washington in diesem Jahr deutlich später stattfände als im vergangenen, bei Cincinnati beträgt die Verschiebung auch eine Woche im Vergleich zu 2019.

Roland Garros doppelt in der Wertung?

Und besonders spannend wird es ja nach den US Open, mit den geplanten Turnieren in Madrid, Rom und Roland Garros. Hier könnte, wenn die ATP sich entschiede, das Ranking mit Washington einfach ganz normal weiterzuführen, die Situation eintreten, dass die drei genannten Sandplatz-Turniere gleich doppelt in die Wertung eingingen. Sollte Rafael Nadal also seine Siege aus dem vergangenen Jahr in Rom und Paris wiederholen, stünden 6.000 Punkte nur für diese beiden Events in seiner Punktebilanz. Das würde sich äußerst eigenartig lesen. Zumal der Spanier 2019 nach den US Open nur noch 760 Punkte erzielt hatte: 360 für das Halbfinale in Paris-Bercy und 400 für zwei Siege bei den ATP Finals in London.

Schwierige Fragen, die der Spielerrat da zu klären hat. Nicht nur für die Einzelathleten, wie Melzer weiter ausführte. Schließlich hätten etwa Andreas Mies und Kevin Krawietz, 2019 Sensationssieger in Roland Garros und Halbfinalisten in New York, bei diesen beiden Events fast zwei Drittel ihrer gesamten Punkte zu verteidigen. Und das innerhalb von fünf Wochen im Herbst 2020.   

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