Die „mütterliche“ Leichtigkeit der Belinda Bencic
Das Tennis-Comeback nach der Geburt ihrer Tochter Bella scheint Belinda Bencic mit 25 Siegen in 31 Matches erstaunlich leicht von der Hand zu gehen. Den Hauptgrund dafür sieht sie in einer neu priorisierten Herangehensweise.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
13.03.2025, 23:55 Uhr

Trotz ihrer bislang mehr als beachtlichen Erfolge sah man Belinda Bencic in ihren Matches früher oft wild gestikulierend und im exzessiven Austausch mit ihrer Box, wenn die Olympiasiegerin von Tokio ihre selbst hochgesteckten Anforderungen auf dem Platz nicht erfüllen konnte. Nicht selten nahm sich die Schweizerin damit, gerade bei den Majors, oft selbst aus dem Spiel, weshalb sie sich ihren großen Wunsch vom Grand-Slam-Titel bislang noch nicht erfüllen konnte.
Gespannt erwartete die Tennisszene im Herbst letzten Jahres das Comeback der 28-jährigen, die es nach über einem Jahr Turnierpause mit dem Start beim ITF-Turnier in Hamburg gemächlich anging und die ersten Matches auf der Tour völlig entspannt unter der Sparte Matchpraxis verbuchte. Doch schon gegen Ende der Spielzeit ließ die neunfache Titelträgerin aufblitzen, dass sie beabsichtigte, auf der Tour mitten drin statt nur dabei zu sein. Nach einem souveränen Auftritt für ihr Heimatland in der Billie-Jean-King-Cup-Begegnung gegen Serbien beendete sie ihre Saison mit einen Finaleinzug beim WTA-125-Event in Frankreich.
Zur neuen Spielzeit knüpfte Bencic „down under“ nach gelungener Vorbereitung an ihre vorherigen Leistungen an und meldete sich beim Major in Melbourne endgültig wieder im Kreis der Topspielerinnen zurück. Nach Siegen über die ehemaligen Grand-Slam-Championessen Jelena Ostapenko und Naomi Osaka lieferte sie Coco Gauff im Achtelfinale einen erbitterten Kampf, ehe sie sich in drei Sätzen geschlagen geben musste. Die vorläufige Krönung der neu gewonnenen Leichtigkeit erfuhr sie dann beim 500er-Turnier in Abu Dhabi, als sie die Major-Siegerinnen Marketa Vondrousova und Elena Rybakina besiegen und ihren ersten Titel als Mutter einfahren konnte. Die emotinalen Bilder von der Siegerehrung mit ihrer Tochter Bella im Arm gingen um die ganze Welt.
Auch beim aktuell laufenden 1000er-Event in Indian Wells, wo sie nur dank einer Wildcard direkt im Hauptfeld starten durfte, sorgt die Weltranglisten-58. weiter für Furore. Nach Siegen über Tatjana Maria, Amanda Anisimova und Diana Shnaider revanchierte sie sich im Achtelfinale bei der an Nr. 3 gesetzten Coco Gauff für ihre Australian-Open-Niederlage. Befragt nach dem Erfolgsgeheimnis, woher ihre neue Lockerheit herkomme, antwortete sie nach dem Coup gegen die US-Amerikanerin: „Ich sage mir immer, dass es unwichtig ist, ob ich das Match gewinne. Ich habe in meinem Leben bereits gewonnen, indem ich eine wunderbare Familie habe. Darauf bin ich richtig stolz.“
Im Interview mit dem Tennis Channel führte die Eidgenössin weiter aus: „Ich bin auf dem Platz einfach viel entspannter und Nervosität fühlt sich für mich jetzt ganz anders an. Ich hatte mir von Anfang an keinen Zeitplan bei meinem Comeback gesetzt und arbeite einfach Tag für Tag daran. Ich trainiere zeitlich viel weniger, dafür wesentlich produktiver.“
Befragt nach den Zielen in ihrer restlichen Karriere antwortete die ehemalige Nr. 4 im Ranking: „Ich bin nicht auf die Tour zurückgekehrt, um es noch einmal kurz versucht zu haben. Ich möchte noch viele gute Jahre haben, im Ranking ganz weit nach vorne kommen und strebe weiterhin den Gewinn eines Grand-Slam-Turniers an. Auch die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles sind als ehemalige Siegerin ein großer Ansporn für mich.“
Hier das Einzel-Tableau aus Indian Wells