Die neue Normalität auf der HTT
Jungstar Mateo Wagner hat das erste – bewusst auf die Top-Stars verzichtende – HTT 500er...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
01.05.2025, 13:18 Uhr
Jungstar Mateo Wagner hat das erste – bewusst auf die Top-Stars verzichtende – HTT 500er-Turnier für sich entschieden. Der 16jährige gewann am Dienstag Nachmittag durch einen deutlichen 6:1, 6:3 Erfolg über Christian Hauer die 33. Auflage des Babolat April HTT 500 Turniers im UTC La Ville, und damit zugleich auch seinen allerersten HTT-500er-Titel. Mit dem in 1:24 Stunden Spielzeit errungenen Erfolg im Endspiel des traditionsreichen Sandplatz-Klasikers am Altmannsdorfer Ast, baute Wagner auch seine makellose Finalbilanz auf 5:0 Siege bei 5 Endspielteilnahmen weiter aus. Ein Bericht von C.L
Wagner gegen Hauer – Erstes Finale der neuen HTT-Normalität
Eigentlich ist hier und jetzt nicht der richtige Platz & Zeitpunkt um nochmals die Causa “Top-Stars” zu thematisieren. Wenngleich vermutlich so manch neutraler Szene-Beobachter und interessierte Leser der HTT-Webseite ein wenig – sagen wir mal – irritiert sein könnte, über eine Finalpaarung beim bislang so prestigeträchtigen Sandplatz-Klassiker namens April HTT Turnier 500 in der Konstellation Mateo Wagner und Christian Hauer. Eine Paarung die so bei diesem in der Vergangenheit stets hochkarätig besetzten HTT Sandplatz-Auftakt-Event nicht erwartbar war. Allerdings: Anno 2025 ist das die neue Normalität. Beim ersten ohne die Topstars initierten HTT 500-Turnier auf roter Asche bekam man frische Final-Gesichter präsentiert, die gleich einmal vorweg, mit vielen über weite Strecken sehenswerten Ballwechseln am gut besuchten “Lance Lumsden” das Fehlen der HTT-Topstars vergessen machten. Als sich die beiden HTT-500er-Underdogs dann am Ende auch noch eine spaßige Champagner-Dusche verabreichten, war der Finaltag bei der 33. Auflage des Babolat April HTT 500 Turniers endgültig ein höchst gelungener.
Mateo Wagner und seine Vorliebe im Lenz Turniere zu gewinnen
Einen richtig “klassen” Tag erwischte am frühen Dienstag Abend der dreifache HTT 250er-Vorjahres-Champion Mateo Wagner. Bemüht man ein bißchen die Statistiken, dann kam die Spielfreude, der insgesamt höchst seriöse Auftritt und am Ende auch der Sieg des 16jährigen nicht von ungefähr und kaum überraschend. Immerhin hat Wagner alle seine vier bisherigen HTT-Titel auf Sand gewonnen. Dazu scheint sich der Teenager zu Frühlingsbeginn immer recht wohl zu fühlen, holte er doch im Vorjahr alle seine drei HTT 250er-Siege im Lenz, und damit eben jener Zeit, in der die Tage langsam wieder länger werden. Tja, und dann war ja gestern Nachmittag auch noch “Final-Time”, und da scheint Mateo Wagner ohnehin unschlagbar zu sein. Mit dem glatten Zweisatzsieg über Christian Hauer, blieb der Youngster vom Better Tennisclub Traiskirchen auch in seinem fünften HTT-Endspiel ungeschlagen. Grundlage für den ersten HTT 500er-Titel und damit für den bislang größten Erfolg seiner HTT Karriere, war mit Sicherheit der Traumstart, den der 16jährigen vor den Augen von “family & friends” hinlegte. Nach 24 Minuten hatte er sich mit einem Doppel-Break 4:0 abgesetzt, selbst die Unachtsamkeit eines verlorenen Aufschlagspieles zum 1:4 stellte kein großes Malheur dar, zumal Hauer servicetechnisch einen grottenschlechten ersten Satz mit mäßigen Aufschlag-Quoten in den Altmannsdorfer Sand setzte. Nach 36 Minuten hatte sich Wagner als der aktivere und zu mehr Risiko bereitere Spieler mit 18:4 Winnern und einem 6:1 klar durchgesetzt.
Eine Siegerehrung auf Lance Lumsden bringt Wagner kurz in kleine Schwierigkeiten
Christian Hauer, im Vorjahr strahlender Sieger des 2.000sten HTT Turniers beim Babolat März HTT 500er in der Halle des Union Tennisclubs La Ville, hatte zu Beginn des zweiten Durchgangs gleich wieder einen kapitalen Fehlstart zu verzeichnen. Der 36jährige kassierte gleich im ersten Game ein viel zu frühes Break, und war selbst als massigst Fehler produzierender Rückschläger nicht in der Lage, sein Gegenüber auf der anderen Seite des Netzes am Return in Gefahr zu bringen. So lag Hauers Priorität vorerst darauf, bei eigenem Aufschlag Schadensbegrenzung zu betreiben, irgendwie ergebnistechnisch dran zu bleiben, und auf den einen, vielleicht schwachen Moment Wagners zu warten. Und tatsächlich! Dieser eine Moment sollte sich Hauer wirklich bieten. Es bedurfte allerdings einer Situation abseits des Matches. In der Wechselpause bei 2:3 wurde dem 11jährigen Gewinner des gleichzeitig stattfindenden April Future-Turniers Leo Breitenfelder mit Pokalübergabe und Fotosession gehuldigt. Die dreiminütige Unterbrechung auf Court Lance Lumsden brachte Wagner kurz ins Wanken. Der 16jährige konnte die nötige Contenance nicht wahren, leistet sich vier sogenannte unforced errors, und kassierte so das Re-Break zum 3:3. Den Mateo Wagner von vor gar nicht allzu langer Zeit, hätte das glatt aus den Schuhen katapultiert. Nicht aber den sichtlich reifer gewordenen 16jährigen, der in großem Stil mit drei gewonnenen Games in Folge zurückschlug, und sich um exakt 19:15 Uhr mit seinem zweiten Matchball für den bislang wichtigsten HTT-Erfolg seiner Karriere feiern lassen durfte.
Mateos Erfolgsgeheimnis und das neue Gesicht an seiner Seite
Dieser souverän überstandene Moment der kleinen Verunsicherung bei 3:3 war aber wahrlich nicht der einzige brenzlige Augenblick für Wagner in diesem Turnier. Den Titel so besonders macht wohl jene Situation aus dem Viertelfinale, bei der der HTT-Jungstar eigentlich schon geschlagen schien. Bei 4:6, 4:5 und 0:30 gegen Albaniens HTT Rekordsieger und Jänner HTT 500 Champion Frenkli Qarri, war der vorzeitige Abschied und der Weg Wagners unter die Dusche vorgezeichnet. Doch der frischgebackene April HTT 500 Gewinner kratzte die Kurve, und hielt mit einem 6:1 im dritten Satz Kurs Richtung Finale. “Ich bin superhappy, gleich im ersten Anlauf mein erstes HTT 500er-Turnier gewonnen zu haben. Mit Hauer hatte ich im Finale einen sehr guten Gegner, aber ich habe heute sehr konzentriert gespielt, und einfach sehr wenige Fehler begangen”, so der 16jährige. Ein Geheimnis für seinen letztlich “cool” errungenen ersten HTT Saisontitel könnte aber auch jenes neue Gesicht sein, das man dieser Tage während der Wagner-Matches auf seiner Bank zu sehen bekam. Wagners “girl friend” Sophia (macht da wer den Zverev nach?) wirkte scheinbar mächtig auf den einstigen Heißsporn ein, und navigierte mit stoischer Anmut bewusst oder unbewusst ihren Mateo durch die heiklen Phasen dieses Turniers. Draußen im Publikum saß am Finaltag auch noch Wagners Fan-Club, kein unwichtiger Faktor wie der Sieger später im Interview bemerkte: “Die Unterstützung vorallem im Finale war super. Meine Freundin begleitet mich schon das ganze Turnier von der ersten Runde an. Dafür bin ich sehr dankbar. Das hilft mir wirklich extrem. Heute vor meiner Familie und der Mama und dem Bruder von Sophia zu spielen, war einfach unfassbar. Da ist man motiviert wenn es mal nicht so läuft im Spiel. Wenn man nach einem langen Ballwechsel raus ins Publikum schaut, und den Support sieht, dann ist das großartig und hilft einem extrem. Ein großes Danke dafür”, so der nunmehr fünffache HTT Turniersieger, der nach vier internationalen Erfolgen für den ersten österreichischen HTT 500er-Saisontitel im Jahr 2025 sorgte.