Djokovic, die US Open - "Um 15 Schritte zurückgeworfen"

Novak Djokovic steht nach dem Corona-Desaster bei der Adria-Tour im Mittelpunkt der Kritik. Ohnehin ist der Weltranglistenerste wegen seiner Zusammenarbeit mit einem selbsternannten Geisterheiler seit einiger Zeit umstritten.

von SID
zuletzt bearbeitet: 24.06.2020, 13:25 Uhr

Novak Djokovic 2019 bei den US Open
© GEPA Pictures
Novak Djokovic 2019 bei den US Open

Tennys Sandgren, der Mann mit dem bemerkenswerten Vornamen, hatte sich schon vor dem positiven Coronatest von Branchenführer Novak Djokovic lustig gemacht. "Wenn Nole negativ ist, werde ich ab sofort mein Wasser mit positiven Schwingungen besprechen", schrieb der US-Tennisprofi in den Sozialen Medien. Ein deutlicher Seitenhieb auf Djokovic, der seit seiner öffentlich zur Schau gestellten Zusammenarbeit mit einem selbsternannten Geisterheiler und Wasserbesprecher seit einiger Zeit ein bisschen schief angesehen wird.

Nun hat es ja bekanntlich auch ihn selbst erwischt, nach seinem distanz- und oberkörperfreien Spektakel namens Adria-Tour steht der lange unbelehrbare Djokovic im Mittelpunkt der Kritik. "Was nun, US Open? Roland Garros?", fragte die neunmalige Wimbledon-Einzelsiegerin Martina Navratilova via Twitter und stellte damit die wohl meistdiskutierte Frage: Hat das Corona-Desaster rund um die Adria-Tour Auswirkungen auf den weiteren Ablauf des Tennisjahres 2020?

USTA wollen Hygieneregeln verschärfen

Nein, sagt Patrick Galbraith, Präsident des US-Verbandes USTA: "Wir werden unser Sicherheitskonzept und die Hygieneregeln noch einmal überarbeiten und verschärfen, damit wir garantieren können, dass bei uns jeder sicher ist." Aber wie will und kann man das garantieren in einer Zeit, in der "allein schon die Anreise nach New York ein Risiko ist", wie es die Weltranglistenzehnte Naomi Osaka formulierte.

Das alles wird Novak Djokovic, dessen neueste Spitznamen im Netz "Djocovid" oder "Djerkovic" lauten, zurzeit vielleicht nur am Rande interessieren, mit wortreichen Entschuldigungen war der Weltranglistenerste bemüht, seine Betroffenheit über den Verlauf der Ereignisse zum Ausdruck zu bringen: Es tue ihm unendlich leid, und er könne nur hoffen, dass alle Infizierten so schnell wie möglich wieder gesund werden, ließ er wissen.

Kyrgios nicht mehr der Bad Boy?

Bei dem Australier Nick Kyrgios kommt diese Reue zu spät: "Was er gemacht hat, war wirklich die Kirsche auf dem Kuchen. Ich werde immer als Bad Boy bezeichnet, aber im Ernst, Leute: Was ist Novak dann?" Der renommierte US-Trainer Paul Annacone, lange Jahre Coach der früheren Nummer eins Pete Sampras, hat große Zweifel an der planmäßigen Durchführung der nächsten Turniere: "Dieses Desaster hat uns auf dem Weg zurück zur Normalität 15 Schritte zurückgeworfen."

Von der Normalität eines ganz gewöhnlichen Tennis-Alltags schien sich Djokovic in letzter Zeit ohnehin ein bisschen entfernt zu haben. In einem Instagram-Live-Gespräch mit dem Esoteriker Chervin Jafarieh irritierte er kürzlich mit obskuren Aussagen: "Ich kenne einige Menschen, die es durch energetische Umwandlung, durch die Kraft des Gebetes, durch die Kraft der Dankbarkeit schaffen, die giftigste Nahrung oder das am stärksten verschmutzte in das heilsamste Wasser zu verwandeln." Das kam nicht bei allen gut an.

Dimitrov als Schuldiger ausgemacht - von Vater Djokovic

Fragwürdige Statements darf man auch von Srdjan Djokovic, Novaks Vater jederzeit erwarten. "Grigor Dimitrov ist der Schuldige an dem ganzen Desaster", polterte dieser in einem TV-Interview: "Er hat den Beziehungen zwischen Serbien und Kroatien extrem geschadet."

Der Bulgare Dimitrov hatte als erster seine Infektion mit dem Coronavirus nach der Teilnahme an der Adria-Tour bekannt gegeben. Dimitrov sei aber nicht erst während der Tour in Zadar, sondern schon vorher woanders getestet worden", behauptete Djokovic senior: "Er wurde krank, er weiß auch, wo, und jetzt hat er unserem Land und unserer Familie großen Schaden zugefügt." 

Es wird vermutlich mal wieder Zeit, dass Mutter Dijana Djokovic ihr Kreuz in den Fluss Don senkt, um ihre Familie aus der Bredouille zu holen. Das hat schließlich im vergangenen Jahr geholfen, den Sohn im fast schon verlorenen Wimbledonfinale gegen Roger Federer doch noch zum Sieg zu führen. Sagt sie jedenfalls.

von SID

Mittwoch
24.06.2020, 14:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.06.2020, 13:25 Uhr