Dominic Thiem: "Für mich steht der Grand-Slam-Sieg über der Nummer-Eins"

Dominic Thiem spricht im großen Interview bei Sport am Sonntag im österreichischen ORF über sein größtes Ziel, Herausforderungen abseits des Platzes und den Davis Cup.

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 01.06.2020, 08:21 Uhr

Dominic Thiem schlägt derzeit bei der Generali Austrian Pro Series auf
Dominic Thiem schlägt derzeit bei der Generali Austrian Pro Series auf

Lange ist es her, seit die österreichischen Fans Dominic Thiem am Platz sehen durften. Seit vergangenem Mittwoch ist es nun aber wieder soweit, die Nummer eins des Landes schlägt seitdem bei der Generali Austrian Pro Series auf. Dort zeigte der Lichtenwörther bisher sehr unterschiedliche Leistungen. Während es gegen Lucas Miedler und David Pichler so aussah, als hätte der Weltranglisten-Dritte überhaupt nicht pausiert, merkte man im zweiten Gruppenspiel gegen Sandro Kopp doch, dass in den letzten Wochen etwas die Spielpraxis fehlte.

Leistungsschwankungen, die Thiem in dieser Phase aber kein Dorn im Auge sind, befindet er sich doch derzeit in einer „Testphase“, wie er im Interview mit dem ORF erzählt: „Ich habe jetzt sehr viel Krafttraining gemacht. Während der Saison kannst du das nicht machen, weil dann sind einmal zwei, drei wichtige Turniere weg, aber jetzt sind dann nur ein paar Trainings in die Hose gegangen. Man kann sehr viel probieren, einfach weil jetzt so viel Zeit da ist. Es gibt aber auch am Platz ein paar Sachen, wo Verbesserungspotential da ist und es war wichtig, dass ich mir jetzt das Ziel gesteckt habe, dass ich in der Leerlaufzeit diese Sachen verbessere. Und dass ich dann, wenn es wieder weitergeht, diese Dinge behoben habe." 

„Federer weiß genau, wann er wieder anfangen muss, damit er dann wieder voll da ist“

Damit wählt Thiem eine gänzlich andere Taktik als jener Herr, den Thiem soeben in der Weltrangliste auf Platz vier verdrängt hat, Roger Federer. Dieser meinte vor einigen Tagen, derzeit nicht zu trainieren, da es ja keine Turniere gebe. Eine Aussage, der Thiem jedenfalls Glauben schenkt: „Das glaube ich ihm schon. Er hat ja eine ganz andere Konstellation als viele andere, hat vier Kinder zu Hause. Er hat ja schon öfter in seiner Karriere den Fall gehabt, dass er länger nicht trainieren konnte. Er weiß genau, wann er wieder anfangen muss, damit er dann, wenn es wieder losgeht, voll da ist", so Thiem gegenüber dem öffentlichen Rundfunk.

Wenn auch nicht auf der ATP-Tour, so hat zumindest Thiem in den nächsten Wochen einige Turniere, bei denen er aufschlagen wird. "Wenn alles glatt läuft, werde ich am 13. und 14. in Belgrad sein, dann in Frankreich, dann in Berlin, dann gibt es das Einladungsturnier in Kitzbühel. Es ist schon cool, dass das normale Leben wieder ein wenig losgeht", erklärt der 26-Jährige seinen Fahrplan für die nächsten Wochen. In Belgrad wird Thiem beim Einladungsturnier Djokovics aufschlagen, dann warten Showturniere in Berlin und Frankreich, ehe es zu Thiems Eigenproduktion, den „Thiem´s 7“ in Kitzbühel kommt. 

Thiem: „Grand-Slam-Sieg über Nummer-Eins“

Und danach? Dann könnte es auch schön langsam wieder mit der ATP-Tour weitergehen. Die US Open, French Open und auch einige der europäischen Sandplatzturniere arbeiten derzeit auf Hochtouren, um Lösungen zu finden, wie im Herbst diesen Jahres doch eine Fortsetzung der Tour stattfinden kann. Dann könnte für Thiem auch der Angriff in Sachen Weltrangliste weitergehen, zuletzt hatte der Lichtenwörther ja erstmals den Sprung in die Top-3 geschafft.

Auf die Frage, ob das Erreichen der Nummer-Eins denn der ganz große Ansporn in seiner Karriere sei, nannte Thiem ein anderes, größeres Ziel: "Es ist natürlich ein wahnsinniges Ziel für mich und es wäre unglaublich, das zu erreichen. Aber in meinen persönlichen Zielen steht der Grand-Slam-Sieg über der Nummer-Eins und wenn ich mir eines aussuchen könnte, dann wäre es sicher der Grand-Slam-Sieg.“

„Gibt einige Probleme im Tennis“

Die Position, die Dominic Thiem derzeit aber in einer Weltsportart inne hat, bringt auch eine Menge öffentlicher Aufmerksamkeit mit sich, die naturgemäß schnell ins Negative umschlagen kann. So zum Beispiel bei Thiems Aussagen über die Spielerfonds, die zu einem Aufschrei einiger Spieler führten. Im Interview mit dem ORF stellt der Lichtenwörther nun erneut seinen wahren Standpunkt klar: „Für mich war das Thema gleich gegessen, weil ich bin wirklich missinterpretiert worden. Es gibt einige Probleme im Tennis, vor allem bei den Challenger-Spielern. Die spielen alle so großartiges Tennis und es kann nicht sein, dass sie einige große Turniere gewinnen und ein Minus machen, da sind einige Sachen, die nicht richtig sind. Ich stehe auch dazu, dass ich mir selbst die Spieler aussuchen möchte, die ich unterstützen möchte. Es gibt sehr, sehr viele Spieler, die jeden einzelnen Cent verdient haben, aber eben auch welche, bei denen das nicht der Fall ist“, so der Niederösterreicher.

Keine Auswirkungen auf den Davis Cup 

Dies, gleich wie die Causa Bresnik und Muster, seien aber Dinge, die zum Leben eines Profisportlers dazugehören, meinte Thiem im Interview: „Sicher liegen unruhige Zeiten hinter mir, auch wegen dem. Aber es ist eben auch die Herausforderung von dem Beruf Tennisspieler, dass es da immer wieder solche Zeiten gibt. Da wird es nie ruhig sein. Deswegen ist es wichtig, aus solchen Dingen gestärkt hervorzugehen.“

Unruhige Zeiten gab es in den letzten Wochen auch im österreichischen Tennis, nachdem das neu gegründete Leistungszentrum von Wolfgang Thiem nun auch dezidiert in Konkurrenz zum ÖTV zu gehen plant. Ein Faktum, das aber auf die Davis-Cup-Karriere Thiems keinerlei Einfluss haben soll: „Wenn ich Davis Cup spielen will, dann werde ich spielen. Das hat überhaupt keine Verbindung zum anderen. Ich habe auch immer gerne Davis Cup gespielt. wenn es nur irgendwie geht, dann liebe ich das, die Woche mit dem Team Davis Cup zu spielen. Ich hoffe natürlich auch, dass das Finalturnier in Madrid stattfindet", so Thiem.

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01.06.2020, 08:20 Uhr
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