„Ich lebe richtig mit meinem Facebook-Account“
Die Slowakin spricht im Interview mit tennisnet.com über das Leben auf der Tour, gutes Aussehen und über eine pikante Geschichte mit einem Dopingkontrolleur.
von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet:
21.01.2014, 11:11 Uhr

Zur Person: Dominika Cibulkova stand in acht Finals auf der WTA-Tour, von denen sie drei gewann. Die beste Ranglistenplatzierung der 24-jährigen Slowakin war bislang Nummer zwölf. Cibulkova erreichte bei den French Open 2009 das Halbfinale und steht bei den Australian Open nach einem Sieg über Maria Sharapova erstmals im Viertelfinale. Cibulkova stellte sich in Melbourne nach ihrem Sieg in der dritten Runde den Fragen von tennisnet.com .
Frau Cibulkova, auf dem Platz wirken Sie immer sehr bestimmt, ernst und zielstrebig. Außerhalb des Platzes laufen Sie ständig mit einem Lachen im Gesicht herum und sind eine wahre Frohnatur. Können Sie uns die zwei unterschiedlichen Cibulkovas beschreiben?
Ja, es gibt da wirklich Unterschiede zwischen auf dem Platz und abseits des Platzes. Ich versuche, außerhalb vom Tennis eine normale Person zu sein. Tennis ist Tennis, es ist nur ein Spiel. Auf dem Platz kämpfst du um alles und gibst dein Bestes. Abseits des Platzes versuche ich ganz normal zu sein, so wie ich eben bin. Ich versuche, mich nicht zu verstellen.
Sie gehören mit 1,61 Meter zu den kleineren Spielerinnen auf der WTA-Tour. Dennoch haben Sie eine äußerst aggressive Spielweise. Haben Sie auch mal darüber nachgedacht, ihre Spielweise umzustellen und mehr Konter-Tennis zu spielen?
Nein, nicht wirklich. Das ist die Weise, wie ich spiele. Ich bewege mich gut auf dem Platz und spiele aggressiv. Ich stehe auf der Linie und versuche, den Punkt zu bestimmen und meine Schläge anzubringen. Meine Vorhand ist sehr schnell. Alles in allem bin ich eine kompakte Spielerin.
Haben Sie sich manchmal gewünscht, größer zu sein, um mit dem Aufschlag mehr freie Punkte zu bekommen?
Das ist schwer zu sagen. Denn wenn ich größer wäre, hätte ich vielleicht nicht so eine gute Beweglichkeit auf dem Platz. Trotz meiner Körpergröße schlage ich gut auf. Mein Aufschlag ist keine große Schwäche. Vielleicht wäre es noch besser, wenn ich ein paar Zentimeter größer wäre. Aber so funktioniert das nun mal nicht.
Ihr Spitzname ist der "winzige Dynamo". Mögen Sie Ihren Spitznamen?
Ja, der ist schon okay. Das beschreibt, wie ich auf dem Platz bin und wie ich spiele. Das ist ein Teil von mir.
Sie sind eine der beständigsten Spielerinnen auf der WTA-Tour, haben es aber noch nicht in die Top Ten geschafft. Zwischen 2009 und 2013 haben sie das Jahr zwischen Platz 15 und 31 beendet. Was fehlt Ihnen noch für den Einzug in die Top Ten?
Es fehlt immer noch die Konstanz. Seitdem ich auf der WTA-Tour spiele, habe ich großartige Siege gefeiert und viele Top-Ten-Spielerinnen bezwungen. Ich konnte das Level nicht die ganze Zeit beibehalten. Das war mein Hauptproblem. Daran arbeite ich mit meinem Trainer, dass ich mein Spiel auch gegen niedriger platzierte Spielerinnen durchziehe.
Viele Leute sagen, dass Sie zu den hübschesten Spielerinnen auf der WTA-Tour gehören. Wie wichtig ist es Ihnen, auf dem Platz gut auszusehen?
Einerseits ist das schön, aber andererseits hilft ein gutes Aussehen dir gar nichts auf dem Platz. Für die Fans ist das sicherlich toll, wenn wir gut ausschauen und gut gekleidet sind. Es ist ein schönes Gefühl, dass viele Leute dich mögen und dich anfeuern, weil sie deine Persönlichkeit oder dein Aussehen mögen.
Stimmt die Geschichte, dass Sie einem Dopingkontrolleur nackt die Tür geöffnet haben?
(lacht) Ja, das ist wahr. Es war am frühen Morgen und ich war auf dem Weg in Richtung Fed Cup. Mein Freund hat etwas draußen im Auto gemacht. Ich bin aufgewacht und wollte mir etwas anziehen. Es hat an der Tür geklopft und ich habe gerufen ‚Kannst du nicht an deine Schlüssel denken?', weil ich dachte, dass es mein Freund sei. Ich habe dann die Tür geöffnet, mich richtig erschrocken und schnell wieder die Tür geschlossen. Das ist wirklich eine lustige Geschichte. Der Dopingkontrolleur hat es schließlich mit Humor genommen.
Was ist das Beste und Aufregendste daran, als Spielerin auf der WTA-Tour unterwegs zu sein?
Für mich sind die Gefühle am besten, nachdem du ein großes Match gewonnen hast oder auf einem großen Platz gespielt hast. Dafür arbeite ich so hart, deshalb liebe ich es, Profi zu sein. Diese Gefühle sind es, die mich mit Tennis weitermachen lassen.
Was ist das Schwierigste daran, eine professionelle Tennisspielerin zu sein?
Das ist sicherlich das Reisen und dass ich mein Zuhause und meine Freunde vermisse.
Wer sind Ihre besten Freundinnen auf der WTA-Tour?
Ich habe eine richtig gute Tour-Freundin, das ist Marion Bartoli. Sie hat leider aufgehört, aber sie ist nun als Kommentatorin unterwegs. Daher sehen wir uns dennoch häufig. Ich mag sie sehr gerne und habe sie auch als Spielerin bewundert.
Sie sind auf Facebook, Twitter und Ihrer Webseite sehr aktiv und versorgen Ihre Fans mit vielen Bildern aus ihrer Freizeit. Wie wichtig sind für Sie die sozialen Medien?
Ich lebe richtig mit meinem Facebook-Account. Alles, was ich poste, ist von mir, sodass die Fans näher an mir dran sind und mich besser kennenlernen. Ich bin einfach eine normale Person, die Tennis spielt. Ich will meinen Fans einen Teil meines Lebens zeigen.
Sie haben gegen jede aktive Nummer-eins-Spielerin gewonnen, abgesehen von Serena Williams. Was macht es so schwer, gegen Serena zu spielen?
Serena ist eine Legende. Es ist so schwer, gegen sie zu spielen. Ihr Aufschlag ist ein Totschläger. In Miami im letzten Jahr habe ich mit 6:2, 4:1 gegen sie geführt und ich habe dennoch verloren. Das war ärgerlich.
Wie beliebt ist Tennis in der Slowakei verglichen mit anderen Sportarten?
Die Slowakei ist ein kleines Land mit fünf Millionen Einwohnern. Eishockey ist Sportart Nummer eins. Danach kommt Tennis oder Fußball. Tennis ist sehr populär in der Slowakei. Wenn wir Fed Cup haben, so wie jetzt bald gegen Deutschland, gibt es meist eine volle Halle.
Sie haben es eben schon angesprochen. Im Februar spielen sie im Fed Cup gegen Deutschland. Was halten Sie von der deutschen Mannschaft?
Sie können zwei Fed-Cup-Mannschaften stellen, wenn sie könnten. Sie haben so viele gute Spielerinnen. Es ist derzeit das schwerste Team im Fed Cup, gegen das man spielen kann, denke ich. Wir haben den Vorteil, dass wir zu Hause spielen können. Ich liebe es, zu Hause zu spielen und liebe die Atmosphäre vor heimischem Publikum.
Sie haben seit ihrem Debüt 2005 kein Fed-Cup-Match verpasst. Was ist für Sie das Besondere am Fed Cup?
Ich liebe es, für die Slowakei und vor den Fans zu spielen. Fed Cup ist mental immer sehr anstrengend und emotional. Im Fed Cup kann man meinen Kampfgeist auf dem Platz so richtig sehen.
Was war bislang Ihr bestes Erlebnis im Fed Cup?
Ich habe so viele schöne und nicht so schöne Erinnerungen an den Fed Cup. Der beste Moment war wahrscheinlich im Jahr 2007, als ich noch nicht in den Top 100 stand und gegen Jelena Jankovic, die damals die Nummer drei der Welt war, mit 7:9 im dritten Satz verloren habe. Es war eines der längsten Fed-Cup-Matches. Am Ende haben wir die Play-off-Begegnung gewonnen. Das war ein Match, das mich glauben ließ, dass ich es auf der Tour schaffen kann.
Das Gespräch führte Christian Albrecht Barschel.