Drei kreative Ideen, um das eigene Aufschlagspiel erfolgreicher zu gestalten

Ab Montag kann in Deutschland und Österreich wieder flächendeckend Tennis gespielt werden. Tennisinsider Marco Kühn bereitet Wuch mit seinen Tipps auf die ersten Matches vor.

von Marco Kühn
zuletzt bearbeitet: 08.05.2020, 11:24 Uhr

Auch vom Maestro sollte man immer lernen
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Auch vom Maestro sollte man immer lernen

Boris Becker sagte, dass der zweite Aufschlag die Seele eines jeden Tennisspielers ist.

Wie sieht es in deiner Seele aus? Bunt und kreativ oder eher düster und eintönig? Falls das Pendel mehr in die zweite Richtung schlägt - bleib dran. Wir werden uns drei Ideen anschauen, wie du es schaffen kannst mehr deiner Aufschlagspiele siegreich zu gestalten. Dabei werden wir nicht an deiner Technik fummeln, sondern deinen Kopf ein bisschen stretchen, damit du bessere Lösungen auf dem Court findest. Der Aufschlag ist der einzige Schlag im Tennis, welchen du ohne Einfluss deines Kontrahenten spielst. Dementsprechend groß ist deine Verantwortung und dementsprechend fit solltest du mental sein.

Lass uns einen Blick in die Gedanken deines Gegners werfen, bevor wir gezielt auf unsere drei Ideen eingehen. Du solltest nicht vergessen, dass dein Gegner ebenfalls mit Anspannung, Unsicherheit und Nervosität zu kämpfen hat. Wir behalten diesen Fakt im Hinterkopf, da wir an diesem Punkt nachher nochmal ansetzen werden.

Wir starten mit einer ersten Idee, die du mit zum ersten Aufschlag nehmen kannst.


#1 Die Variation macht deinen Aufschlag stark
 

Wer hart serviert, der serviert nicht gut. Du hast eventuell auch schon die Erfahrung gemacht, dass deine Gegner mit einem wahren Geschoss von einem ersten Aufschlag kaum Probleme beim Return haben. Das Gefühl ist selbstverständlich großartig, wenn du die Filzkugel mittig triffst und beinahe ein Feuerschweif deinem Aufschlag folgt. Doch dein Gegner muss nur kurz das Racket zurücknehmen, dein Geschoss blocken und zack - landet der Return direkt vor deinen Füßen.

Das ist kein Abgesang auf einen harten ersten Aufschlag durch die Mitte. Es ist jedoch die Variation, die deine Aufschlagspiele komplizierter für deinen Gegner machen. Wenn dieser nicht weiß, wie du beim nächsten Aufschlag vorgehen wirst, dann ist er im Kopf beschäftigt.

So kannst du in deiner Schatzkiste an Aufschlagvariationen kramen und bei jedem Aufschlag etwas neues bieten:

- mit Slice durch die Mitte
- mit Kick auf die Rückhand
- Slice nach außen

Das sind nur ein paar Beispiele. Schau dir einfach mal an, wie Roger Federer seine Aufschläge mixt. Mit dem richtigen Blick wirst du schnell feststellen, dass er seinem Gegner stets frische Aufgaben für den Return gibt.


#2 Das Geheimnis des 10 km/- Aufschlags
 

Du darfst gern die 10 km/h- Grenze durchbrechen. Lass dich bei deinem zweiten Aufschlag aber nicht zu großem Risiko verleiten. Es kann für deinen Gegner schwieriger sein, wenn er einen vermeintlichen 'Einwurf' attackieren will. Du weißt ja, dass es immer komplex ist einen langsamen Ball schnell zu spielen, als einen schnellen Ball noch schneller zu machen.

In ganz bestimmten Spielsituationen kann ein langsamer Slice-Aufschlag eine optimale Lösung sein. Du kannst diesen idealerweise auch noch mittig spielen. So gehst du vom Risiko-Pedal runter und dein Gegner muss sich zwangsweise seitlich bewegen, bevor er den Return spielt. Diese seitliche Bewegung ist für sehr viele Spieler ungewohnt.

Wenn du dich auf einen wichtigen zweiten Aufschlag vorbereitest, dann vermeide Hektik in deinen Gedanken. Je hektischer du denkst, desto hektischer servierst du. Deine Gedanken färben unmittelbar auf deine Lösungen im Match ab.


#3 Orientiere deinen Aufschlag an der Emotion deines Gegners
 

Wir hatten zu Beginn dieses Artikels über die Gedanken und Gefühle deines Kontrahenten gesprochen. Viele Spieler unterschätzen und vergessen, dass diese Gefühle selbstverständlich auch die Entscheidungen deines Gegners beeinflussen.

Wenn du spürst, dass dein Gegner auf "180" ist und vermutlich kaum einen klaren Gedanken fassen kann, warum solltest du dann beim ersten Aufschlag volles Risiko gehen? Du würdest durch einen Aufschlag ins Netz deinem Gegner mehr Zeit geben wieder die Fassung zu gewinnen. Dazu baut es deinen Gegner auf, wenn dir etwas nicht gelingt. Dies kann auch ein ins Netz gespielter erster Aufschlag sein.

Aus psychologisch-taktischer Sicht macht ein etwas gedrosselter Aufschlag in einer solchen Situation mehr Sinn. Du kannst auch durch deine Körpersprache einem Gegner, der bereits am liebsten in den Schläger beißen würde, weiter Druck machen. Stell dich schnell zum nächsten Aufschlag. Halte den Blickkontakt. Feuer dich nochmal an. Solche Gesten können dir die nötige Lockerheit für deinen Aufschlag geben und zeitgleich deinen Gegner weiter im Kopf beschäftigen.

Und wie du weißt: Lockerheit ist für deinen Aufschlag immer eine hervorragende Zutat.

von Marco Kühn

Freitag
08.05.2020, 17:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 08.05.2020, 11:24 Uhr