DTB-Damen-Bundestrainer Torben Beltz: „Mit dem Heimvorteil in Ismaning zum Klassenerhalt“
Vor heimischer Kulisse in Ismaning kämpft die DTB-Auswahl mit den Teams aus der Türkei und Belgien um den Klassenerhalt in der Weltgruppe des Billie Jean King Cups. Am Rande des Nationenwettkampfs nahm sich Torben Beltz als Chef-Bundestrainer der Damen die Zeit für ein exklusives tennisnet-Interview, in dem er eine Bilanz vom ersten Jahr seiner Amtszeit zieht.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
14.11.2025, 13:06 Uhr

Von Dietmar Kaspar aus Ismaning
Reges Treiben herrschte in Ismaning im Vorfeld der Billie-Jean-King-Cup-Playoffs. Durch den kurzfristigen Ausfall von Laura Siegemund wurde in einer Blitzaktion noch Tessa Brockmann als fünfte Spielerin für den Nationen-Wettkampf gegen die Türkei und Belgien um den Klassenerhalt in der Weltgruppe nachnominiert. Nachdem sich das DTB-Team um Kapitän Rainer Schüttler wieder auf die sportliche Vorbereitung konzentrieren konnte, fand Torben Beltz in seiner Funktion als Chef-Bundestrainer der Damen die Zeit für ein ausführliches Interview mit tennisnet. Dabei lässt der 48-Jährige Schleswig-Holsteiner, der als Tour-Coach Spielerinnen wie Angelique Kerber, Donna Vekic und Emma Raducanu trainierte, sein erstes Amtsjahr Revue passieren und spricht unter anderem über sein Tätigkeitsprofil, die Kommunikation mit den Spielerinnen und die Abstimmung mit Team-Kapitän Rainer Schüttler.
tennisnet: Seit knapp einem Jahr bekleidest du das Amt des Chef-Bundestrainers der Damen im Deutschen Tennis Bund. Wie schätzt du deinen Start in dieser Tätigkeit ein?
Torben Beltz: Ich habe zu meinem Team schon gesagt, dass ich nicht mehr kommunizieren werde, dass ich neu im Amt bin. Ich fühle mich schon richtig gesettelt und mir macht die Aufgabe seit Beginn richtig Spaß. Es ging erst einmal darum, alle Spielerinnen und deren Umfeld genau kennenzulernen. Wir können auf gute Erfolge der jüngeren und älteren Spielerinnen in den letzten 12 Monaten zurückblicken. Es ging schon richtig gut los mit dem Erfolg von Eva Lys, die in Australien als Lucky Loserin bis ins Achtelfinale vordringen konnte und dies mit starken Resultaten im letzten halben Jahr auch hervorragend bestätigen konnte. Absolute Highlights waren natürlich auch der Turniersieg von Tadde Maria beim 500er-Event in London und das starke Abschneiden von Laura Siegemund bei den Grand-Slam-Turnieren.
Wie bist du bei der Bestandsaufnahme der Spielerinnen so vorgegangen?
In meiner Job-Beschreibung ist fixiert, dass ich zu den Grand-Slam-Turnieren reise, um die deutschen Spielerinnen vor Ort zu unterstützen. Ich fahre auch häufig zu den Trainingssessions, um die Spielerinnen beim Training zu sehen und organisiere auch öfters Lehrgänge an den Bundesstützpunkten. Es ist extrem wichtig, die Performance der Spielerinnen sowohl bei den Turnieren als auch im Trainingsbetrieb zu sehen. Insofern ist es eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit, die mir sehr viel Freude bereitet.
Wie hat sich deine Tätigkeit im Vergleich zu deinen Engagements als reiner Tour-Coach verändert?
Der Job ist natürlich schon wesentlich anders. Ich war ja knapp 20 Jahre 1:1 mit einer Spielerin auf der Tour unterwegs, wo sich der Tätigkeitsbereich überwiegend auf dem Tennisplatz zugetragen hat. Die reine Arbeit auf dem Court hat sich zwar deutlich reduziert, aber bei den Lehrgängen und Trainings bin ich immer noch gerne auf dem Platz. Ich wollte ja etwas Neues machen und dieser Switch bietet eine gute Mischung für mich, mit der ich mich sehr wohl fühle.
In welcher Form läuft deine Kommunikation mit den Spielerinnen ab?
Ich halte Kontakt sowohl direkt mit den Spielerinnen als auch mit deren Teams. Das läuft etwas individuell ab und richte mich da ganz danach, wie die jeweilige Spielerin das haben möchte.
In den letzten Jahren hat sich die Außendarstellung der Spielerinnen durch das Aufkommen der sozialen Medien stark verändert. Wie schätzt du den Einfluss diesbezüglich auf die Spielerinnen ein?
Ich denke, diese Einflüsse ändern nichts an der klaren Zielsetzung der Spielerinnen, die es in die Weltspitze schaffen wollen. Erfolg im Tennis stellt sich nur mit harter Arbeit in Form von konsequenten Wiederholungen ein, die nur mit großer Konzentrationsfähigkeit möglich sind. Auch die Mädels von heute sind sich bewusst, dass sie ihre Ziele nur mit dem absoluten Fokus auf ihre Tätigkeit erreichen können.
Hier beim Billie Jean King Cup in Ismaning leitet Team-Kapitän Rainer Schüttler die sportlichen Geschicke des DTB-Teams. Wie sind die Zuständigkeitsbereiche zwischen euch abgestimmt?
Die Abstimmung mit Rainer passt super und wir sind ständig telefonisch in Kontakt. Wir waren auch gemeinsam bei den US Open und haben da viel gesprochen und mit den Mädels zusammen trainiert. Wir tauschen uns intensiv aus, wenn es um die Nominierungen oder den Kontakt zu Spielerinnen geht. Es kommt ja vor, dass manchmal Rainer oder im anderen Falle ich eine Spielerin besser kennt, deshalb ist da einfach richtig gutes Team-Work zielführend.
Ismaning ist einer der weltweit sieben Austragungsorte für die diesjährigen Play-Offs beim Billie Jean King Cup. Wie entstand die Idee, dass sich der DTB um eine Ausrichtung beworben hat?
Wir hatten schon lange kein Heimspiel mehr, deshalb wollten wir uns endlich mal wieder vor heimischem Publikum präsentieren. Zudem erhoffen wir uns natürlich auch sportlich, dass der Heimvorteil bei unseren Spielerinnen noch ein paar extra Körner freisetzt und wir mit der Unterstützung des erfahrenen Publikums hier in Ismaning den Klassenerhalt in der Weltgruppe realisieren können.
Deutschland plant auch eine Bewerbung für die Austragung der olympischen Spiele ab 2036. Welche Bedeutung hätte solch ein Event für die sportliche Ausrichtung der deutschen Spielerinnen?
Ich habe im letzten Jahr auch viele Turniere in Deutschland besucht und es immer etwas ganz besonderes, wenn unsere jungen Spielerinnen vor heimischem Publikum wichtige Weltranglistenpunkte und Preisgelder erzielen können. Selbstverständlich haben die olympischen Spiele als größtes Sport-Event weltweit eine riesige Strahlkraft und von einer Teilnahme im eigenen Land träumt natürlich jede Spielerin.
