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Ein einfacher Weg, um sich vor einem Match selbst zu blockieren

Wie verdränge ich negative Gedanken, die sich schon vor einem Tennismatch in mir aufgebaut haben? Der Tennis-Insider Marco Kühn hat wieder einige Tipps parat für Euch.

von Marco Kühn
zuletzt bearbeitet: 26.06.2020, 17:02 Uhr

Alle negativen Gedanken ausblenden - das zeichnet die Topspieler aus
© GEPA Pictures
Alle negativen Gedanken ausblenden - das zeichnet die Topspieler aus

Man glaubt es kaum, aber Tennisspieler neigen zur Manipulation. Im Tennissport können Kleinigkeiten einen großen Effekt auf die Leistung auf dem Court bewirken.

Beispiel: Wenn dir dein Trainingskumpel vor deinem nächsten Match berichtet, wie stark dein zukünftiger Gegner spielt. Wie peitschend dieser die Vorhand über das Netz jagt und wie wenig Fehler dieser mit seiner Rückhand begeht. Mit diesen Worten malt dein Kumpel ein Bild in deinen Gedanken. Während dein Kumpel spricht, erschaffst du selbst einen Drachen, den du vermutlich kaum bändigen kannst.

Das erste Bild

Du gehst am Tag des Matches dann auf den Platz, um den von dir selbst erschaffen Drachen zu erledigen. Doch welche Auswirkungen hat das Bild, welches du zuvor in deinem Kopf gemalt hast, auf deine Leistung? 

Du wirst wesentlich empfindlicher für die Schläge deines Gegners sein. Zwei oder drei gute Vorhände im Einspielen lösen bei dir schon leichte Panikattacken aus. Wenn der Gegner dann auch noch zwei Volley's und drei gute erste Aufschläge trifft, dann hast du kaum noch einen ernstzunehmenden glauben an deinen Triumph. Es gibt sehr viele Hobbyspieler, die ihre Gegner auf ein bildliches Podest heben. Von diesem Podest holen sie den Gegner aber nicht mehr herunter. Das Gegenteil ist der Fall. Man sucht und findet Gründe, warum der Gegner auf dieses Podest gesetzt wurde.

Ein solches Szenario ist Manipulation sich selbst gegenüber und der sicherste Weg, um sich vor einem wichtigen Match selbst zu blockieren. Die eigene Unsicherheit und Panik wird sich bei jeder Ausholbewegung und bei jeder taktischen Entscheidung vordergründig bemerkbar machen.

Das zweite Bild

Du kannst mit diesen psychologischen Faktoren allerdings auch anders umgehen. Du kannst Abstand von dem Bild nehmen, welches du von deinem Gegner in Gedanken gezeichnet hast. Ähnlich wie ein Künstler, der von der Leinwand weg tritt um zu checken, ob er noch etwas verbessern kann.

Die Informationen von deinem Kumpel betrachtest du aus einer anderen Position. Du nimmst die Infos auf, aber du versuchst diese im Match erstmal zu prüfen. Wenn du dann merkst, dass die Vorhand des Gegners zwar gut, aber ganz sicher keine Peitsche ist, dann hast das Bild verbessert. Wie der Künstler, den wir gerade eben kurz als bildliches Beispiel zu Rate gezogen haben.

Dein Ziel sollte es sein ein möglichst realistisches und komplettes Bild von deinem Gegner zu zeichnen. Ausschließlich die Stärken zu sehen und sich von diesen beeindrucken zu lassen ist Manipulation dir selbst gegenüber. Du neigst dann dazu im Match ausschließlich positiv über den Gegner, aber ausschließlich negativ über dich selbst zu denken. Eine solche gedankliche Struktur hält dich davon ab das Tennis zu spielen, das du spielen kannst.

Eine Idee zum mitnehmen:

Präge dir das Bild des Künstlers ein, der sein Gemälde mit einem gesunden Abstand überprüft. Du wirst bei deinem Gegner, ähnlich wie der Künstler, einige Fehler finden.

von Marco Kühn

Samstag
27.06.2020, 08:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 26.06.2020, 17:02 Uhr