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Ein total verrücktes Tennismatch

Der Ranglisten-Erste Damian Roman hat nach einem der verrücktesten Tennismatches der HTT Geschichte ...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 09.05.2022, 21:18 Uhr

Der Ranglisten-Erste Damian Roman hat nach einem der verrücktesten Tennismatches der HTT Geschichte als letzter Spieler das Semifinale der 27. Auflage des HTT Mai Masters Series 1000 Turniers im UTC La Ville erreicht. In einer kurios verlaufenden und knapp über drei Stunden dauernden Partie, bezwang der topgesetzte Mai Masters Series 1000 Champion von 2016 den völlig unbekannten Underdog Martin Ramsenthaler nach drei abgewehrten Matchbällen noch mit 5:7, 7:6, 6:1, und bekommt es nun im Semifinale mit Bisevac-Bezwinger Severino Nowikovsky zu tun . Ein Bericht von C.L

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Ramsenthaler holt ersten Satz und gibt dann nach drei gerissenen Rackets beim Stand von 0:5 im zweiten Satz “vermeintlich” auf

Die Terrasse des UTC La Ville war an diesem Muttertags-Abend längst leer gefegt, als HTT Branchen-Primus Damian Roman und HTT No Name Martin Ramsenthaler im letzten Viertelfinale des dritten HTT Saison Masters 1000 Turniers ein Tennisspiel der völlig abstrakten Art auf dem Showcourt “Lance Lumsden” zum Besten gaben. Drei Stunden absolute Hochschaubahnfahrt der Gefühle, mit einem Racket-Dilemma, einem bereits ausgeschiedenen Underdog und einem total verrückten Spielverlauf, der Satzbälle & Matchbälle en masse auf beiden Seiten bot. Am Ende hatte wieder einmal Damian Roman die Nase vorne, der 39jährige spielte wie so oft seine mentalen Vorzüge aus, und verhindert damit haarscharf eine der größten Sensationen der letzten Jahre. Und diese Sensation hatte sich im ersten Satz massiv abgezeichnet und klare Konturen angenommen. Immerhin hatte der 25jährige Oberösterreicher die Nummer 1 der HTT mit einem 7:5 geschockt, und Kurs auf sein erstes HTT-Semifinale eingeschlagen, ehe zu Beginn des zweiten Satzes das letzte seiner drei Rackets mit Saitenriss den Geist aufgab. Damit stand der Scheidl-Bezwinger aus dem Hausruckviertel plötzlich ohne funktionierendem und vorallem für ihn tauglichen Spielgerät da. Ausgerechnet der zuvor von Ramsenthaler im Achtelfinale ausgeschaltete Bernhard Scheidl lieferte vermeintliche Hilfe in Form eines seiner Rackets, doch der Hilfsversuch des 2fachen HTT Grand Slam Champions vom Neusiedler See ging gewaltig nach hinten los. Nach nur wenigen Minuten stand Ramsenthaler nicht nur mit einem 0:5 Rückstand schwer bedient am Centercourt Lance Lumsden, sondern kurz darauf auch am Netz im Gespräch mit seinem Gegenüber, um die Partie bei 0:5 wegen Aussichtslosigkeit aufzugeben.

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Roman & Ramsenthaler mit dramatischer Tie-Break-Show

In Führung liegend ein Match aufgeben zu müssen wegen eines kaputten Rackets, ein Sache die für den HTT-Veranstalter in diesem Moment nicht kompatibel schien. Und so stöberte Ramsenthaler Augenblicke später auf Initiative des Turnierdirektors das Racket-Verleih-Angebot des ortsansässigen Sport 2000 Shops durch, und wurde fündig. Was dann kam, war Teil dieser verrückten Night-Session-Show, die Roman und Ramsenthaler leider ohne Publikum zu später Stunde im La Ville inszenierten. Der seit drei Jahren in Wien studierende Mann vom Attersee, legte mit dem geborgten Leihracket eine Aufholjagd vom Allerfeinsten hin, düpierte die Nummer 1 der HTT mit sechs in Folge gewonnenen Games, und hatte mit der erkämpften 6:5 Führung einen Fuß im Semifinale und zumindest das Tie-Break erreicht. Dort wurde es dann richtig dramatisch! Nachdem Damian Roman bei 5:3 im zweiten Satz und einer 40:15 Führung schon zwei Satzbälle ausgelassen hatte, musste der 39jährige im Tie-Break zunächst einmal das Schlimmste verhindern, und bei 4:6 zwei Matchbälle abwehren. Bei 8:9 hatte der 31fache HTT Turniersieger dann auch das nötige Glück, als er mit einem Netzroller zum Punktgewinn kam. Auf der anderen Seite, wehrte Ramsenthaler noch einen Satzball seines Gegners mit einem Service-Winner auf die Linie ab, ehe Damian Roman im fünften Versuch der Satzausgleich gelang.

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“Das war ein extrem geiles Matches”

Der dritte Satz wurde dann beinahe erwartungsgemäß zur Solo-Show des topfiten Damian Roman, der mit einem 6:1 zum zweiten Mal nach 2016 ins Semifinale des Mai Masters Series 1000 Turniers einziehen konnte, und auf HTT 1000er-Ebene mittlerweile seit sechs Matches ungeschlagen ist. “Das war ein extrem geiles Match, und ein genialer Fight”, zeigte sich Ramsenthaler trotz Niederlage angetan von seinem epischen Auftritt gemeinsam mit Damian Roman. “Ich habe mich schon auf einen freien Montag gefreut. Darin liegt auch meine größte Stärke. Ich muss nich unbedingt gewinnen. Wenn der Gegner ein tolles Match abliefert, und stark spielt, dann hat er den Sieg verdient. Und so ein Tag wäre heute gewesen”, lieferte Damian Roman derweil Argumente für seine unglaubliche mentale Stärke in engen und aussichtslosen Situationen wie jener am Sonntag Abend.

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von Claus Lippert

Montag
09.05.2022, 19:23 Uhr
zuletzt bearbeitet: 09.05.2022, 21:18 Uhr