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Elia Köb mit der Demontage eines HTT Denkmals

Weitaus klarer als erwartet, war der lang ersehnte Titelgewinn des 3fachen HTT Grand Slam Champions ...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 24.03.2022, 13:18 Uhr

Weitaus klarer als erwartet, war der lang ersehnte Titelgewinn des 3fachen HTT Grand Slam Champions der 2000er-Jahre Mario Kiss bei dem am Dienstag Abend zu Ende gegangenen  12. März HTT 150er-Turnier außer Reichweite. Der ehemalige Ranglisten-Erste erlebte im Endspiel des 20. HTT Saisonturniers gegen den 20jährigen Vorarlberger Elia Köb eine der schwärzesten Stunden seiner HTT Karriere, unterlag dem HTT Newcomer aus dem Ländle in nur 48 Minuten mit 1:6, 1:6 und muss damit weiter auf seinen ersten HTT Turniersieg seit Juni 2014 warten. Ein Bericht von C.L

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HTT Newcomer Elia Köb deklassiert den HTT Wimbledonsieger 2007

Mario Kiss ist im Endspiel des 12. März HTT 150 Turniers also an Jungstar Elia Köb gescheitert, und dabei in eine krachende Pleite geschlittert. Nach knapp mehr als einer Dreiviertelstunde Spielzeit schmerzte den desaströs auftretenden 43jährigen dann wohl weniger der verpasste erste HTT Titelgewinn nach fast acht Jahren, als vielmehr die Art und Weise, wie der als Nummer 1 ins 20. HTT Saisonturnier gestartete ehemalige HTT Wimbledonchampion ins schlimmste Debakel seiner 122 Turnierstarts umfassenden Karriere schlitterte. Am Ende war es die Demontage eines Denkmals, die der frisch, unnbekümmert und kraftvoll aufspielende Elia Köb da am Centercourt des UTC La Ville vorgenommen hatte. Der 335. Single-Auftritt des 12fachen HTT Turniersiegers vom TC Donaufeld wurde zur persönlichen Horror-Show des 43jährigen, der nach langer Verletzungspause erstmals seit November 2020 wieder im Rahmen der Hobby Tennis Tour zum Schläger griff, und in den vier Matches zuvor zumindest ergebnistechnisch nach Wunsch performte. Doch schon beim knappen und mühsam erkämpften Halbfinalsieg über US-Boy Michael Juritsch offenbarte Kiss etliche Schwächen, die er selbst nicht als solche ausgemacht haben wollte. Da hilft dann zur Wahrnehmung und Realisierung oft nur die brutale Wahrheit, die knallharte Konfrontation mit den Fakten, und die gibts wöchentlich “schwarz auf weiß” in der Matchstatistik von hobbytennistour.at.

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Das finale Kiss-Debakel in der traurig bitteren Analyse

Jene nach seinem 23. HTT Karriere-Finale fiel für Mario Kiss besonders bitter aus, womit wir auch schon mitten in der Analyse sind. Am augenscheinlichsten war die eklatante Aufschlagschwäche des einstigen Power-Servers, die Kiss im Halbfinale übrigens noch als taktische Variante rechtfertigte. Mitnichten, denn gegen einen am Return so exzellent agierenden Gegner wie Elia Köb am vergangenen Dienstag kannst du nicht mit “halbgaren Einwürfen” dagegenhalten. Der erste Aufschlag, einst eine spitze Waffe des ehemaligen Ranglisten-Besten, war ohne Substanz was Geschwindigkeit und Präzision betrifft, und verpuffte gänzlich in Sachen Effektivität, wie nur 59 Prozent an gewonnenen Punkten nach dem ersten Aufschlag deutlich zeigen. Noch dramatischer fällt die Kiss-Bilanz aber beim zweiten Aufschlag aus. Es bringen Doppelfehler-lose 100 Prozent an zweiten Aufschkägen nichts, wenn nach dem “Einwurf” nur zu katastrophalen 13 Prozent auch ein Punktgewinn herausschaut. Mit der Service-Leistung vom Dienstag Abend ist nicht einmal auf HTT Challenger-Ebene ein Blumentopf zu gewinnen. Und auch wenn der kleine gelbe Fliz einmal im Spiel war, ließ Mario Kiss alles vermissen, was ihn in der glorreichen Vergangenheit zu einem der HTT Superstars machte. Die Vorhand, einst der Paradeschlag des 43jährigen konnte an der verherrend ausgefallenen “Winner/Errors”-Statistik auch nichts ändern. Nur 13 selbst erzielte Punkte an der Grundlinie bei 31 fabrizierten Eigenfehlern, das 1:6, 1:6 Debakel wurde so zum tragischen Abendprogramm am Centercourt des UTC La Ville. Taktisch hatte Kiss in diesem Trauerspiel auch nichts anzubieten, was den Jungstar aus dem Bregenzer Wald irgendwie aus der Contenance hätte bringen können.

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Elia Köb aus dem Bregenzer Wald, der 658. HTT Champion seit 1990

Und so steuerte Elia Köb am Dienstag Abend einem souveränen Finalsieg bei einem insgesamt völlig ungefährdet errungenen Premieren-Turniersieg entgegen. Nach nur 7 Minuten hatte das Kiss-Debakel bereits erste Konturen angenommen. Köb führte 4:0, ehe Kiss sein Ehrengame im ersten Durchgang festmachen konnte. 24 Minuten oder sechs weitere Games dauerte es, bis Kiss im zweiten Satz bei 0:3 nochmals Ergebniskosmetik betreiben, und seinen zweiten Game-Gewinn an diesem Abend des 22. März 2022 verbuchen konnte. Alles aber nur Zahlen am Rande eines Finales, das Elia Köb nach Belieben beherrschte, und schließlich auch in dieser Höhe mit 6:1, 6:1 hochverdient gewann. Der aus Egg im Bregenzer Wald stammende 658. Turniersieger der 32jährigen HTT Geschichte, verblüffte an diesem März-Weekend im UTC La Ville die Konkurrenz ohne Satzverlust und bärenstarken Darbietungen. Und er wird in der Zukunft noch auf höheren HTT-Ebenen für Furore und die ein oder andere Überraschung sorgen. Denn, und das ist die gute Nachricht zum Schluss dieses Berichts für alle Fans des Mario Kiss! Der Altmeister ist nicht zu schwach geworden um ein HTT 150 Turnier zu gewinnen. Das hat er schon noch drauf! Diesmal gab es mit Elia Köb einen Spielverderber, der mit seinen dargebotenen Leistungen alles andere als ein ITN 5,0 Spieler ist. Wieder so eine ITN-Karteileiche, die diesmal aus dem Wintersport begeisterten Vorarlberg ein Turnier durcheinander wirbelte.

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von Claus Lippert

Donnerstag
24.03.2022, 12:08 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.03.2022, 13:18 Uhr