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Erste Bank Open: Sensationsfinalist Lorenzo Sonego - "Habe in dieser Woche mein Tennis verbessert"

Lorenzo Sonego ist der Überraschungsmann bei den Erste Bank Open. Als Lucky Loser spielte sich der Italiener bis ins Endspiel, in welchem er heute auf Andrey Rublev trifft. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 01.11.2020, 09:46 Uhr

Mit Lorenzo Sonego hätte im Finale der Erste Bank Open wohl niemand gerechnet
Mit Lorenzo Sonego hätte im Finale der Erste Bank Open wohl niemand gerechnet

Von Michael Rothschädl aus der Wiener Stadthalle 

Eigentlich hätte Lorenzo Sonego vergangenen Sonntag bereits seine Sachen packen können, um sich in Richtung des nächsten Stopps der ATP-Tour, dem Masters-1000-Event von Paris-Bercy, aufzumachen. Da das Turnier in der Wiener Stadthalle aber einige Last-Minute-Absagen zu verzeichnen hatte, rutschte Sonego trotz seiner Niederlage gegen Aljaz Bedene ins Hauptfeld, wo nun ein sensationeller Erfolgslauf seinen Ursprung nehmen sollte. 

Dieser sollte am Freitagabend in den vorläufigen Höhepunkt der Karriere des 25-jährigen Italieners münden, als er mit einer beeindruckenden Leistung einen schwachen Novak Djokovic "vom Platz schoss", wie dieser nach dem Match zugeben sollte. Lorenzo Sonego ist nun jener Spieler, der Novak Djokovic die deutlichste Zwei-Satz-Niederlage seiner Laufbahn zufügen konnte - und das in einer Saison, in welcher der Serbe bis dahin überhaupt erst zwei Niederlagen einstecken musste. 

Sonego avanciert zum Publikumsliebling

Das merkt man dem jungen Mann aus Turin auch an. Mit einem Lächeln auf den Lippen schreitet Sonego seither zu seinen Presseterminen, in denen man dem 25-Jährigen ansieht, dass sich seine Erfahrung in dieser Hinsicht in Grenzen hält. Es sei unfassbar, sollte Sonego nach seinem Finaleinzug verlautbaren. Er habe in der Qualifikation bereits verloren und stehe nun im Finale. "Ich hatte keine Erwartungen, gehe jetzt aber mit Selbstvertrauen ins Finale", so der Weltranglisten-42. 

Mit seiner unbekümmerten Spielweise, den klugen Stopps, der wuchtigen Vorhandpeitsche und vor allem einer starken Aufschlagleistung hat sich Sonego auch in die Herzen der Zuschauer in der Wiener Stadthalle gespielt. In seinem Halbfinale gegen Dan Evans konnte sich der Italiener stets auf die Unterstützung von den Rängen verlassen, wurde nach seinem Erfolg unter lauten Sprechchören regelrecht vom Platz getragen. "Heute war unglaublich", honorierte Sonego die Kulisse. 

Nach Djokovic-Sieg "nicht leicht"

"In dieser Woche habe ich mein Tennis verbessert, den Return, das Service. Ich arbeite sehr hart an meinen Schwächen, jetzt habe ich das Vertrauen und die Erfahrung, um solche Matches zu gewinnen", erklärte der Italiener. Nach dem Sieg über Djokovic sei es alles andere als einfach gewesen, sich wieder vollkommen auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren. "Ich habe versucht, mich aufs Tennis zu fokussieren", so der 25-Jährige. 

Der Erfolgslauf bei den Erste Bank Open soll unterdessen für Sonego nur der Anfang sein. "Ich möchte die großen Titel gewinnen, möchte im Ranking weiter nach oben klettern - es ist aber auch ein Traum gewesen, gegen die Nummer eins der Welt zu gewinnen", erklärte Sonego in seiner Pressekonferenz. In Wien könnte er sich nun auch die anderen beiden Ziele zumindest teilweise erfüllen. Im Falle eines Sieges über Andrey Rublev im heutigen Endspiel hätte er nicht nur einen "großen Titel" gewonnen, er würde auch in den ATP-Charts bis auf Rang 27 vorstoßen. 

von Michael Rothschädl

Sonntag
01.11.2020, 12:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 01.11.2020, 09:46 Uhr