Eva Lys bekommt "Note eins mit Sternchen"
Nach dem Achtelfinalcoup von Melbourne startet Eva Lys auch bei den French Open beeindruckend stark. In Runde drei könnte aber die Olympiasiegerin warten.
von SID
zuletzt bearbeitet:
25.05.2025, 18:09 Uhr

Eva Lys schlug überwältigt die Hände vors Gesicht, auf der Tribüne des kleinen Court 6 bejubelten ihre Eltern den nächsten Grand-Slam-Coup der Hamburgerin: Vier Monate nach ihrem Melbourne-Märchen hat Lys einen Glanzstart in die French Open hingelegt und ist mit einem überlegenen Sieg gegen die gesetzte US-Amerikanerin Peyton Stearns in die zweite Runde eingezogen. Eindrucksvolle Eva statt "Lucky Lys" - glücklich war am Auftakt-Erfolg nämlich wenig.
"Die letzten Monate waren nicht einfach für mich. Aber gegen eine solche Spielerin zu gewinnen, gibt jede Menge Selbstvertrauen", sagte die 23-Jährige, die bei fast schon heimisch-hanseatischem Schmuddelwetter der Nummer 28 der Setzliste beim 6:0, 6:3 über weite Strecken keine Chance ließ: "Ich bin total happy mit meiner Leistung, das ist noch wichtiger als das Ergebnis."
Natürlich: Stearns, Nummer 28 der Welt und zuletzt in Rom im Halbfinale, erwischte einen rabenschwarzen Tag, spielte furchtbar unseriöses Tennis und fabrizierte hanebüchene Fehler in Serie. Doch Lys ließ sich davon nicht anstecken, agierte hochkonzentriert und blieb auch in den wenigen heiklen Momenten bei sich. Nach 78 Minuten verwandelte sie ihren ersten Matchball. "Note eins mit Sternchen" gab ihr Ex-Bundestrainerin Barbara Rittner bei Eurosport, "weil sie ihren Matchplan stark umgesetzt hat".
Während sich Laura Siegemund am Sonntag bereits verabschiedete (6:7 (2), 3:6 gegen die Ungarin Anna Bondar), war auf die deutsche Topspielerin Verlass. "Es ist für mich immer ein Traum gewesen, die Nummer eins in Deutschland zu sein. Das gibt mir einen Push", sagte Lys.
Gegenüber den Australian Open, wo sie sich im Januar nach einer Niederlage in der Qualifikation doch noch ins Achtelfinale gekämpft, dort zwar gegen Polens Topstar Iga Swiatek verloren, aber seitdem den Titel "Lucky" in Besitz hatte, zeigte sich Lys gereift, spielte abgeklärt, variabel und wirkte sehr fit. "Stimmt", sagte sie, "körperlich habe ich mich wohl noch nie so gut gefühlt wie im Moment." Ihre Autoimmunerkrankung, die sie oft piesackte, hat Lys derzeit gut im Griff.
Zudem musste sie erstmals bei einem Major-Turnier nicht in die Qualifikation. Das sei zwar immer eine Knochenmühle, sagte sie, "allerdings sind Qualifikantinnen manchmal im Vorteil haben, weil die einfach schon ein paar Matches gespielt haben". Sie müsse sich nun erstmal "eingrooven".
Ob es nun zu einem erneuten "Grand-Slam-Run" wie in Melbourne reicht? Fraglich. Nach der definitiv schlagbaren Grand-Slam-Debütantin Victoria Mboko (18) aus Kanada in Runde zwei könnte in der dritten Runde Chinas Topspielerin Zheng Qinwen warten. Die hatte im Vorjahr bei Olympia in Paris im Viertelfinale die Karriere von Angelique Kerber beendet und Gold geholt.
Hier das Einzel-Tableau in Roland-Garros