Fed-Cup-Niederlage der deutschen Damen: Ausblick auf härtere Zeiten?

Die Kritik an der Niederlage gege Weißrussland war zu hart, findet Jörg Allmeroth. Aber: Die Zukunft im deutschen Damentennis sieht nicht allzu rosig aus.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 12.02.2019, 12:01 Uhr

Auch Laura Siegemund konnte Aryna Sabalenka nicht biegen
Laura Siegemund

In einigen Schlagzeilen zum Fed Cup-Wochenende ist von einem Debakel für die deutsche Auswahl die Rede gewesen. Mit der Realität hat das natürlich wenig zu tun. Einen etwas knapperen, eventuell sogar dramatischeren Spielverlauf hätte man sich schon wünschen können. Aber wer gegen ein weißrussisches Team mit Führungsspielerin Sabalenka und der zweiten Kraft Sasnovich antritt, und wer dann auf die eigenen Spitzenspielerinnen Kerber und Görges verzichten muss, kann schon froh sein, wenn er überhaupt einen Punkt gewinnen kann.

Man bedenke: Weißrussland hatte dazu noch in Viktoria Azarenka eine ehemalige Weltranglisten-Erste aufgeboten, die schließlich erst im bedeutungslosen Doppel antrat. Die Realität ist: Deutschlands B-Mannschaft kann in der Weltgruppe nicht mit den Stärksten mithalten, das ist keine besonders schlaue oder neue Erkenntnis. Auch gegen Tschechien oder gegen Rumänien hätte das Ergebnis nicht viel anders ausgesehen.

Spieler-unfreundliche Terminierung?

Barbara Rittner, die Abteilungsleiterin des DTB fürs Frauentennis, hat zurecht am Rande der Partie auf zwei Dinge hingewiesen. Zum einen auf die Terminierung der Fed-Cup-Spiele, konkret auf die Austragung am Samstag und Sonntag. Wenn bereits am Montag schon wieder Turniere von Rang stattfinden, ist nicht einsehbar, warum der Fed Cup noch am Sonntag abgewickelt werden muss.

Ein Matchbeginn am späteren Freitagnachmittag ist nicht zuschauerunfreundlich, siehe das Davis Cup-Match in Frankfurt. Ist das Spiel dann am Samstag beendet, ist die Anreise für die Spielerinnen zu den kommenden Wettbewerben deutlich verträglicher als jetzt. Ohnehin ist unverständlich, warum die ITF hier unterschiedliche Abläufe vorsieht bei Herren und Frauen, ganz so, als wolle sie noch einmal ihre Ungleichbehandlung überhaupt der Wettbewerbe demonstrieren.

Erbe von Kerber und Görges fraglich

Der andere Fakt, den Rittner ansprach, betrifft das deutsche Frauentennis selbst – und eine Generationenlücke, die hier aufscheint. Hinter den verdienten, langjährigen Fed-Cup-Streiterinnen fehlen schlicht Spielerinnen, die jetzt und in näherer Zukunft aussichtsreich einspringen können. Aus den verschiedensten Gründen ist die spielerische und persönliche Entwicklung potenzieller Kerber und Görges-Erbinnen ins Stocken geraten.

Spielerinnen wie Annika Beck, auf die einst Hoffnungen gesetzt wurden, haben sich sogar ganz aus dem Sport verabschiedet. Andere, wie Anna-Lena Friedsam, kämpften immer wieder gegen Verletzungsprobleme an. Und bei einer Spielerin wie Carina Witthöft hatte man oft den Eindruck, als fehlten bei ihr die nötige Disziplin und der Plan für eine Laufbahn im Hochleistungstennis. Rittner hat zuletzt oft angedeutet, dass auch in weiteren, aktuell in die Szene strebenden Jahrgängen Schwierigkeiten bestünden, erst bei den noch Jüngeren, nach der Jahrhundertwende geborenen Teenagern sehe sie großes Potenzial.

Anders ausgedrückt: Man sollte die Jahre mit Assen wie Kerber und Görges noch genießen, hoffentlich bald auch wieder im Fed Cup. Danach könnten härtere Zeiten anbrechen.

von Jörg Allmeroth

Dienstag
12.02.2019, 11:59 Uhr
zuletzt bearbeitet: 12.02.2019, 12:01 Uhr