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Flavia Pennetta über den Status des Damen-Tennis: "Gefällt mir nicht"

Flavia Pennetta zeigte sich in einem Interview mit Corriere della Sera wenig von Emma Raducanus US-Open-Coup begeistert. Es sei ein Trend in die falsche Richtung, erklärte die Italienerin. 

 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 24.10.2021, 16:05 Uhr

Flavia Pennetta zeigte sich von Emma Raducanus US-Open-Coup wenig erfreut
Flavia Pennetta zeigte sich von Emma Raducanus US-Open-Coup wenig erfreut

Zweifelsohne war der große Erfolgslauf von Emma Raducanu bei den US Open 2021 eine der ganz großen Sensationen in der jüngsten Vergangenheit des Tennissport. Aus der Qualifikation zum ersten Major-Titel: Die ganz eigene Interpretation der "Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär"-Geschichte der Britin in New York City beeindruckte die Tenniswelt. Das schlug sich auch in den Zahlen nieder. Über 9.2 Millionen Zuschauer hätten das Finale etwa im britischen Channel 4 verfolgt. So viele wie bei keinem anderen Tennismatch 2021. 

Nach dem kleinen britischen Tennismärchen in Flushing Meadows war der Tenor klar: Es sei eine großartige Werbung für den Tennissport, das brachten auch Gratulanten aus anderen Sportarten, Kultur und Politik zum Ausdruck. Und dennoch sieht den Triumph der 18-Jährigen nicht jeder derart positiv. Flavia Pennetta etwa zeigte sich von deren Coup wenig erfreut: "Mir gefällt es nicht. Was passierte, diese sehr starke Diskontinuität, ist meiner Meinung nach nicht gut für das Tennis", erklärte die Italienerin angesprochen auf die vier verschiedenen Major-Siegerinnen in dieser Saison gegenüber Corriere della Sera.

Pennetta: "Würde nicht mit Osaka tauschen"

In ihrer aktiven Zeit hätte es nie passieren können, dass ein junges Mädchen, das Qualifikation spielt, ein Major-Event hätte gewinnen können. "Die Topspielerinnen haben einen zu großen Unterschied gemacht", betonte Pennetta. "Da stimmt etwas nicht. Es fehlt das Charisma, deshalb ist Damentennis schwieriger zu verkaufen", so die Italienerin. Diese jungen Spielerinnen müssen sich erst auf der WTA-Tour behaupten, erklärte die 39-Jährige: "Die ganz Jungen, Raducanu und Fernandez, müssen sich erst beweisen. Eine Grand-Slam-Queen kann sich nicht in Luft auflösen. Ich habe nie zu den Superstars gehört, aber ich habe fünfzehn Jahre lang auf hohem Niveau gespielt, und Francesca Schiavone hat dasselbe getan." 

Eine junge Dame, die es geschafft habe, sich auf der großen Tennisbühne zu etablieren, sei Naomi Osaka. Die Japanerin aber habe mit ganz anderen Problemen zu kämpfen: Probleme, für die Pennetta durchaus Verständnis zeigt: "Soziale Medien und Medienaufmerksamkeit können einen zerstören. Heute ist das Bombardement ununterbrochen: Es ist gar nicht so einfach, damit umzugehen. Ich würde nicht mit Osaka tauschen." 

von Michael Rothschädl

Sonntag
24.10.2021, 17:20 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.10.2021, 16:05 Uhr