French Open 2021: Prime Time nur für das TV - die Abendschichten in Roland Garros
Serena Williams hat am Montag den Anfang gemacht, heute folgt Novak Djokovic. Aber ohne Fans. Die Night Sessions bei den French Open finden noch vor leeren Tribünen statt.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
01.06.2021, 11:58 Uhr

Wer bei den US Open in einer Night Session angesetzt wird, weiß: Ich bin „Prime Time Material“. Nirgendwo wird härter kalkuliert als beim traditionell letzten Major des Jahres. Kalkuliert in Sachen TV-Zuschauer nämlich: Wer keine Quote bringt, der möge sich doch bitte am frühen Nachmittag auf Court 11 betätigen. Die Australian Open haben in dieser Hinsicht nachgezogen, auch wenn der grandiose Charme von Melbourne noch nicht ganz an die prickelnde Atmosphäre in einem vollen Arthur Ashe Stadium am Abend des Labour Day heran reicht.
Serena Williams ist die personifizierte Prime Time, Novak Djokovic steht der US-Amerikanerin in dieser Hinsicht um nichts nach - und aus französischer Perspektive darf man mit Fug und Recht behaupten, dass auch Jo-Wilfried Tsonga eine große Anziehungskraft auf die Tennisfans besitzt. Jener Tsonga, der am Montagabend auf dem Court Suzanne-Lenglen gegen Yoshihito Nishioka beinahe ein famoses Comeback mit dem Einzug in die zweite Runde der French Open 2021 gekrönt hätte. Der in der jüngeren Vergangenheit von Verletzungen arg gebeutelte Franzose verlor bei seinem womöglich letzten Auftritt in Roland Garros gegen den Japaner in vier Sätzen. Und verabschiedete sich von einem leeren Stadion. Der Sperrstunde in Paris wegen.
Serena schreit ihre Freude in die Nacht
Diese Versuchsanordnung war bei Serena Williams von Beginn an gegeben, Novak Djokovic wird dieselbe Erfahrung am heutigen Dienstag bei seinem Match gegen Tennys Sandgren machen (ab 21 Uhr live bei Eurosport und in unserem Match-Tracker). Die ersten neun der zehn geplanten Night Sessions finden ohne Fans statt, dienen alleine der Befriedigung der TV-Interessen. Dies hat sich schon am Montag fast gespenstisch ausgenommen - zumal wenn man die Stimmung auf Court 14 beim Match zwischen Lorenzo Musetti und David Goffin spätnachmittags mit jener im leeren Chatrier am Abend vergleicht. Den Schrei, den Serena nach dem gewinn des ersten Satzes gegen Begu vom Stapel gelassen hat, konnte man wohl über die ganze Anlage hören.
Im Fall von Tsonga ist den Veranstaltern indes höchstens der Vorwurf zu machen, dass sie sein Match als letztes auf der regulären Tagesordnung angesetzt hatten. Tsonga und Nishioka begannen vor Publikum, das Ende erlebten nur noch die Betreuer, Ballkinder und das Schiedspersonal mit. Szenen, wie man sie auch von den Australian Open in diesem Jahr, aber auch aus Rom kennt. Da mussten die Fans etwa bei der Partie zwischen Lorenzo Sonego und Dominic Thiem bei Satz-Gleichstand aus dem Foro Italico abziehen.
Heute ist das Los also auf Novak Djokovic gefallen, der Branchenprimus wird sich durch die Ruhe auf den Rängen nicht irritieren lassen. Und sollte die Partie gegen Sandgren wider Erwarten doch enger werden, dann ist Djokovic allemal in der Lage, einen Brunftschrei á la Serena zu produzieren. Man wird ihn gut hören können.
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