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French Open: Amanda Anisimova - die Zukunft des Tennissports ist jetzt

Mit ihrem sensationellen Erfolg gegen Titelverteidiegerin Simona Halep hat die 17-jährige Amanda Anisimova gezeigt, dass sie die Zukunft des Tennissports bei den Damen mitbestimmen könnte.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 06.06.2019, 15:45 Uhr

Amanda Anisimova ist mit Paris noch nicht fertig
© Getty Images
Amanda Anisimova ist mit Paris noch nicht fertig

Von Jens Huiber aus Paris

Natürlich: Zunächst sollten sich alle erst einmal beruhigen. Und nicht vergessen, dass Naomi Osaka die vergangenen zwei Grand-Slam-Turniere gewonnen (und im Übrigen im US-Open-Finale Serena Williams beherrscht hat - vor und nach dem Eklat). Und nein: Amanda Anisimova kann am Freitag ihr erstes Grand-Slam-Halbfinale gegen Ashleigh Barty (auch für die Australierin eine Premiere) natürlich verlieren. Aber: die ersten 40 Minuten des Matches zwischen der 17-jährigen US-Amerikanerin und Titelverteidigerin Simona Halep, die hatten etwas von einer Offenbarung.

6:2 und 3:0 führte Anisimova zu diesem Zeitpunkt - und zeigte ein Repertoire an Schlägen, das beinahe verstörend gut wirkte. Vor allem die Rückhand, die etwa der erfahrene WTA-Coach Dieter Kindlmann bereits unter den allerbesten der Welt einordnet, brachte Halep immer wieder in Bedrängnis. Dazu ein Kick-Aufschlag, von der Vorteilsseite, der auch auf der Männer-Tour nur wenige Vergleiche zu scheuen braucht. Das Ganze noch gepaart mit einer Spielübersicht, die für eine Teenagerin bemerkenswert ist.

Halep scheitert auch an der eigenen Anspannung

Der vielleicht erstaunlichste Aspekt an diesem Match, das Anisimova wie schon die vier zuvor in Paris ohne Satzverlust gewann: Als sich Halep anschickte, ins Match zurückzukommen, einen 1:4-Rückstand im zweiten Satz aufgeholt hatte - da blieb Anisimova klar in ihrem Spiel. Ließ sich von ein, zwei vergleichsweise einfachen Fehlern nicht aus dem Konzept bringen. Dass Simona Halep sicherlich nicht ihren besten Tag gehabt hatte an diesem Donnerstag, ist natürlich auch ein Teil der Geschichte. Sie sei der Anspannung nicht gewachsen gewesen, bekundete die Rumänin in der anschließenden Pressekonferenz.

Amanda Anisimova andererseits hat keine Angst vor großen Namen. Ihr Erfolg gegen Petra Kvitova im vergangenen Jahr in Indian Wells war so etwas wie das Entree in die große Tenniswelt, danach musste die US-Amerikanerin immer wieder Pausen einlegen. In Bogota hat sie 2019 ihr erstes Turnier gewonnen, eines auf der untersten Stufe der WTA-Tour. Ob es in dieser Woche zum Triumph auf dem allerhöchsten Level reicht, wird keine Frage der technischen und physischen Voraussetzungen sein - die sind bei Amanda Anisimova gegeben.

Schon am Freitag gegen Ash Barty wird aber auch wieder die mentale Komponente ins Spiel kommen. Und der Umstand, dass die Australierin einen Spielansatz pflegt, der auf der Damen-Tour einmalig ist. Wenn sich die Rückhand, der Kick-Aufschlag und die Stoppbälle so weiter entwickeln, ließe sich dasselbe allerdings auch bald über Amanda Anisimova sagen.

von Jens Huiber

Donnerstag
06.06.2019, 15:25 Uhr
zuletzt bearbeitet: 06.06.2019, 15:45 Uhr