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French Open: Eine von 128 - wo sind die deutschen JuniorInnen?

Am Sonntag haben die Nachwuchs-Wettbewerbe bei den French Open 2019 begonnen. Die einzige deutsche Starterin, Alexandra Vecic, ist schon ausgeschieden.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 02.06.2019, 21:00 Uhr

Alexandra Vecic - deutsche Solistin in Paris
© Jürgen Hasenkopf
Alexandra Vecic - deutsche Solistin in Paris

Von Jens Huiber aus Paris

Fußball, das hat Karl-Heinz Rummenigge seinem Erfolgscoach Othmar Hitzfeld vor ein paar Jahren in aller Öffentlichkeit ins Stammbuch geschrieben, sei keine Mathematik. Und was für den Volkssport der Deutschen richtig ist, das kann für die ehemals durchaus beliebte Disziplin Tennis ja nicht falsch sein. Dennoch: ein klein wenig Prozentrechnung muss erlaubt sein.

Betrachtet wird also eine Grundgesamtheit von 128 Kugeln, die in verschiedenen Farben daherkommen und in zwei unterschiedlichen Säckchen zu jeweils 64 Stück aufbewahrt werden. Als Aufgabe wäre nun zu ermitteln, wie viel Prozent dieser Elemente in der Kombination Schwarz-Rot-Gold gehalten sind. Kleine Hilfe: die absolute Anzahl dieser Kugeln beträgt eins. In Zahlen: 1.

Alexandra Vecic als deutsche Solistin

Genau so sieht es nämlich aus beim Blick auf die Raster der JuniorInnen-Wettbewerbe bei den French Open 2019. Deutschland ist bei den Mädchen und bei den Jungen mit exakt einer Teilnehmerin vertreten, Alexandra Vecic hat es durch die Qualifikation geschafft (der statistischen Genauigkeit halber: Österreich fehlt gänzlich). Das ist erstaunlich. Denn selbst wenn man die Teilnehmer aus jenen Nationen, deren nationale Verbände im Geld schwimmen (nach gängiger Betrachtungsweise sind dies Australien, Frankreich, Großbritannien und die USA - die Veranstalter der Grand-Slam-Turniere also), abzieht, blieben bei den Mädchen noch 37, bei den Jungen sogar 40 Positionen im Tableau für Spieler aus anderen Ländern übrig.

Dass Geld auch im Tennis Tore schießt, steht natürlich außer Frage. Wer die finanziellen und organisatorischen Anstrengungen beobachtet, die Eltern vom frühen Kindesalter mit ihren begabten oder sehr begabten Schützlingen unternehmen müssen, um Training, Schule und Turniere unter einen Hut zu bringen, der muss wohl höchsten Respekt aufbringen. Und schön, dass in deutschsprachigen Ländern die schulische Ausbildung überhaupt noch eine hohe Bedeutung hat.

Thiem schwört auf schulische Ausbildung

Wolfgang Thiem, Vater des Weltranglisten-Vierten Dominic, hat vor ein paar Wochen in einem Gespräch mit tennisnet von einem Turnier in Stockholm berichtet. „Von allen Achtfinalisten haben sieben Kinder die Schule abgebrochen. Im Alter von 10 bis 14 gar nicht in die Schule zu gehen halte ich für falsch. Das ist ein ganz wesentlicher Teil der Entwicklung, wo ein geregelter Schulbetrieb notwendig ist“, so Thiem.

Wie viele der 128 Jungen und Mädchen, die in Paris am Start sind, ihre Schullaufbahn abgebrochen haben - und wann - das wäre vielleicht wirklich eine Recherche mit aufschlussreichem Statistik-Teil wert. Im Moment aber bleiben Fragen wie: Arbeiten etwa die Argentinier (vier Jungs im Hauptfeld) so viel besser als der DTB? Beruht dies eher auf Privat-Initiativen? Oder ist ein JuniorInnen-Grand-Slam-Titel vielleicht gar nicht so wichtig für das Weiterkommen im Damen- oder Herrentennis?

Annika Beck letzte deutsche Siegerin

Simona Halep etwa hat 2008 den Nachwuchs-Titel in Paris geholt, zehn Jahre später dann auch bei den Damen. Angelique Kerber andererseits fehlt in der Liste der Juniorinnen-Champions, hat aber schon drei Majors auf der Habenseite. Die letzte Deutsche, die ein Major gewonnen hat, war Annika Beck 2012 in Paris. Gar nicht so lange her. Beck allerdings hat ihre Karriere bereits beendet. Der prozentuale Anteil der deutschen StarterInnen in Roland Garros, das der Vollständigkeit halber, liegt übrigens bei 0,78. Und Alexandra Vecic ist am Sonntag leider bereits ausgeschieden. Gegen Daria Snigur aus der Ukraine.

von Jens Huiber

Sonntag
02.06.2019, 20:37 Uhr
zuletzt bearbeitet: 02.06.2019, 21:00 Uhr