Roger Federer erfüllt Stan Wawrinka nicht dessen Wunsch

Roger Federer und Stan Wawrinka treffen bei den French Open im Viertelfinale aufeinander.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 01.06.2015, 16:45 Uhr

Von Jörg Allmeroth aus Paris

Als Stan Wawrinka am Sonntagabend die letzte aller Gesprächsrunden im French -Open-Pressezentrum bestritt, nach dem glatten Drei-Satz-Erfolg gegen Gilles Simon, da formulierte er schließlich einen keineswegs klammheimlichen Wunsch. Gefragt, ob ihm als Viertelfinalgegner nun Roger Federer oder doch Gael Monfils lieber sei, machte der Schweizer aus seinem Herzen keine Mördergrube und erklärte, ebenso egoistisch wie nachvollziehbar: „Gael, das wäre schon besser. Gegen Roger ist es immer schwer, sehr schwer.“

Um es mit einer beliebten Sportler-Phrase zu formulieren: Auch Grand-Slam-Tennis ist kein Wunschkonzert. Denn wenn am Dienstag die Teilnehmer für die Runde der letzten Vier im Stadion Roland Garros ermittelt werden, dann kommt es genau zu jenem Duell, auf das nicht nur alle Tennisfans in der Schweiz, sondern auch weit jenseits der eidgenössischen Grenzen gewartet haben. Federer gegen Wawrinka, die Neunzehnte, wird dann am Bois de Boulogne gegeben, wieder und noch einmal auf dem Niveau eines „Major“-Wettbewerbs. „Ich freue mich darauf. Wir sind beide in guter Form, es wird eine spannende Affäre“, sagte Federer, der sich in der Hängepartie gegen den charismatischen Lokalmatador Gael Monfils mit 6:3, 4:6, 6:4 und 6:1 durchgesetzt hatte.

Gemeinsamer Jubel nach „Mika-Gate“

Federer kontra Wawrinka, das ewiggrüne Duell der beiden Davis-Cup-Heroen, der gemeinsamen Doppel-Olympiasieger – das ist keine Neuigkeit unterm Eiffelturm. 2010 und 2011 spielten sie hier schon gegeneinander, beide Male gewann Federer im Achtelfinale, aber es war eben auch noch eine Zeit, in der Wawrinka noch nicht jene Potenziale entfaltete, die ihn dieser Tage unter die Top Ten gebracht haben. Damals galt Wawrinka als der zweite, unscheinbare Schweizer, als Mann hinter, nicht neben Federer. Oder auch als Schattenmann, der unbedrängt und anonym seinem Handwerk nachging, selten behelligt und ausgeleuchtet von den Medien. „Ich hatte damals schon großen Respekt vor Stan. Ich wusste auch, dass er es nicht leicht hatte in der Schweiz“, sagt Federer, „ich finde großartig, wie er seine Karriere in den letzten zwei, drei Jahren entwickelt hat.

Seine Gewogenheit und Sympathie für den drei Jahre jüngeren Weggefährten hat Federer allerdings nie davon abgehalten, im professionellen Geschäft einer der schmerzhaftesten Gegenspieler zu sein. Sechzehn der achtzehn zurückliegenden Matches hat Federer für sich entschieden, nur zwei Siege feierte Wawrinka, jeweils auf Sand in Monte Carlo. Das letzte größere Match der beiden eidgenössischen Weltklassespieler datiert zurück in den November 2014, es war jene Partie in London, bei der nicht nur drei dramatische Sätze mit dem Sieger Federer, sondern auch allerlei Kulissentheater geboten wurde – Stichwort: „Mirka-Gate“. Federers Gattin sollte Wawrinka damals als „Heulsuse“ bezeichnet haben, weil er sich über ihre Zwischenrufe beschwert hatte. Ein paar Tage später, nach dem Davis-Cup-Coup in Lille, wurde die Affäre zum Glück allseits begraben – man war in Feier- und Vergebungslaune.

Federer macht es nicht spannend gegen Monfils

Vor ein paar Wochen, beim ATP-Masters-1000-Turnier in in Rom, hatte sich Wawrinka nach einer Periode mäßiger Auftritte mit einem Paukenschlag zurückgemeldet, nämlich der Deklassierung des Matadors Rafael Nadal. Doch Federer machte ihm anschließend wieder einmal einen Strich durch die Rechnung, zerstörte die Hoffnung auf einen Turniersieg mit einer 4:6,-2:6-Abfuhr im Halbfinale. Immerhin habe er in Italiens Hauptstadt „wieder in die Spur zurückgefunden“ und „Selbstbewusstsein aufgebaut“, sagte Wawrinka, angesprochen auf eine 2015er-Saison mit Licht und Schatten, „vor her hatte ich schlicht zu viele Matches verloren.“ Tatsächlich trat der 30-Jährige bisher als einer der stärksten Spieler überhaupt bei den Rutschpartien in der „terre battue“ auf, zuletzt auch noch einmal in der Klassevorstellung gegen den Franzosen Simon.

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Aber auch Federer kommt in bestechender Form, er illustrierte es eindrucksvoll in den Überstunden gegen Monfils, den Akrobaten des Courts. Vom ersten Moment des Nachsitzens an machte Federer Druck, man sah ihm an, dass er für klare Verhältnisse sorgen wollte. In jedem der beiden letzten Sätze gelang ihm auf Anhieb ein Break, so musste Monfils stets hinterherlaufen. Vergeblich allerdings: Federer zeigte keine Schwächemomente, blieb konzentriert und stabil. Als er die Arena verließ, klatschten alle für den Maestro. Wenn sie einem in Paris verzeihen, dass er einen der Ihren schlägt, dann Federer.

Hier die Ergebnisse von den French Open:Einzel,Doppel,Einzel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

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01.06.2015, 16:45 Uhr