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French Open: Thiem mit Finaleinzug und deutscher Doppel-Sieg

Während sich Dominic Thiem über einen hart umkämpften Halbfinal-Erfolg gegen Novak Djokovic freuen konnte, gelang dem deutschen Duo Kevin Krawietz und Andreas Mies mit dem Sieg im Doppel ein historisches Ereignis.

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 08.06.2019, 21:21 Uhr

Von Jörg Allmeroth aus Paris

Lange mussten Kevin Krawietz und Andreas Mies an diesem Samstag auf ihren Einsatz warten. Erst gab es die Überstunden zwischen Dominic Thiem und Novak Djokovic, mit Sieger und Wieder-Finalist Thiem. Dann gab es das Damenendspiel und die neue French Open-Königin Ashleigh Barty aus Australien. Doch dann kamen endlich die Doppel an die Reihe, und Krawietz und Mies kamen schnell und gewaltig auf Touren. Nichts und niemand konnte den Coburger Krawietz und den Kölner Mies bei ihrer historischen Mission aufhalten: 82 Jahre nach den legendären Altvorderen Gottfried von Cramm und Henner Henkel siegte schließlich erstmals wieder ein deutsches Duo bei einem Grand Slam-Turnier.

Außenseiter, Spitzenreiter: In dieser Paraderolle rauschten Krawietz und Mies zu ihrem 6:2, 7:6 (7:3)-Sieg gegen die französischen Lokalmatadoren Jeremy Chardy und Fabrice Martin – und setzten sich, sensationell genug, auf den Pariser Thron. "Es ist ein Tag, der ein einziger Traum für uns ist", sagte der zu Tränen gerührte Krawietz. Die beiden Verbündeten auf dem Centre Court hatten sich erst vor anderthalb Jahren zusammengefunden und bisher meist bei Challenger-Turnieren gespielt – also in der zweiten Liga des Welttennis. Nur einmal waren die beiden Deutschen am Boden – aber da war auch schon alles vorbei, da hatten sie gerade ihren ersten Matchball im Tiebreak-Krimi des zweiten Satzes verwandelt und ließen sich hinabpurzeln in den roten Sand. Ganz nebenbei: Für die bisherigen Randfiguren im internationalen, aber auch im deutschen Tennis war es der größte Zahltag, der gemeinsame Arbeitslohn betrug 580.000 Euro. Stolz reckten sie um genau 20.11 Uhr die Siegertrophäe in den Pariser Abendhimmel.

Krawietz und Mies legten in diesem Endspiel los wie die Feuerwehr, so zupackend und entschlossen, als sei es das Selbstverständlichste überhaupt, in einem Match dieser Güteklasse zu stehen. Nach einer Viertelstunde stand es schon 4:0 für die prächtig harmonierenden Deutschen, wenig später war der erste Satz mit 6:2 unter Dach und Fach. Die französischen Favoriten kamen im zweiten Durchgang besser in Schwung, aber Krawietz und Mies ließen wenig bis nichts zu, sie hatten keinen Breakball abzuwehren. Auch im Tiebreak behielten sie ihre Nerven zusammen, machten aus einem 2:3-Rückstand einen 6:3-Vorsprung. Und verwandelten dann auch gleich den ersten Matchball. Den Matchball ihrer Karriere, den Matchball ihres Lebens im Tennis.

Zuvor hatte sich die Australierin Ashleigh Barty in den Kapriolen von Paris zur French Open-Königin aufgeschwungen – die einzige Top Ten-Spielerin, die es überhaupt bis in die Runde der letzten Vier geschafft hatte. Ohne jede Mühe, mit großer spielerischer Überlegenheit und Souveränität siegte Barty mit 6:1 und 6:3 gegen die Tschechin Marketa Vondrousova. "Es waren zwei verrückte Wochen, ein ist ein großartiges Ende jetzt", sagte die 23-jährige Siegerin, die zwischenzeitlich schon einmal aus dem Tennisgeschäft ausgestiegen war und sich als Cricketspielerin versucht hatte. Barty stieg als erste Australierin seit Margaret Court 1973 auf den Roland Garros-Thron, sie galt vor dem Turnier nicht zu den Topkandidatinnen auf den Triumph, aber doch als Geheimkandidatin. Durch ihren Erfolg rückte Barty von Platz 8 auf Platz 2 der Weltrangliste vor.

Im Herren-Endspiel kommt es zu einer Neuauflage des letztjährigen Finalduells zwischen dem elfmaligen French Open-Champion Rafael Nadal und dem Österreicher Dominic Thiem. Während Nadal nach seinem ungefährdeten Drei-Satz-Sieg im Klassiker gegen Roger Federer am Freitag einen entspannten Ruhetag einlegen konnte, sicherte sich Thiem in den Überstunden des Matches gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic das zweite Endspiel-Ticket. Nach einer weiteren Regenunterbrechung am Samstag war Thiem in vier Stunden und 19 Minuten am Zwischenziel, dem neuerlichen Finalvorstoß – 6:2, 3:6, 7:5, 5:7 und 7:5 lautete die Endabrechnung auf dem Centre Court, es beutete auch, dass Djokovics Versuch, zum zweiten Mal die vier Grand Slam-Turniere hintereinander zu gewinnen, gescheitert war.

"Ich fühle mich trotzdem gut und frisch. Ich bin bereit für das Match gegen Rafa", sagte der 25-jährige Niederösterreicher. In dieser Saison hatte er die anfängliche Schwäche Nadals auf dem geliebten Sandplatzterrain in Barcelona genutzt und den 33-jährigen Mallorquiner dort im Halbfinale geschlagen, es war die letzte der bisher zwölf Partien zwischen den beiden Stars (8:4 Nadal). Im Finale 2018 in Paris hatte Nadal seinem Kronprinzen Thiem keine Chance beim 6:3, 6:4, 6:0-Sieg gelassen und damit seine makellose Erfolgschronik um ein weiteres Kapitel bereichert – elf Finals unterm Eiffelturm, elf Siege. "Es gibt nichts Schwierigeres im Tennis, als gegen Nadal auf dem Pariser Centre Court zu gewinnen", sagte Eurosport-Experte Boris Becker.

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von Jörg Allmeroth

Samstag
08.06.2019, 21:19 Uhr
zuletzt bearbeitet: 08.06.2019, 21:21 Uhr

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