Generali Race to Kitzbühel: Schweißtreibende Angelegenheit am Fuße des Wilden Kaisers
Jetzt haben auch die Hobbytennisspieler Westösterreichs ihre Saisonpremiere beim Generali Race to Kitzbühel hinter sich gebracht und damit gleichzeitig ihre Anwartschaft auf den Mega-Hauptgewinn - einen 150 PS starken und stolze 34.000 Euro teuren Cupra Formentor - angemeldet.
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
23.06.2021, 12:31 Uhr

von Claus Lippert
Ins schöne Tiroler Unterland strömten am vergangenen und hochsommerlichen Wochenende Spieler aus Salzburg, Vorarlberg, Tirol, Wien dem Burgenland und aus Bayern beim malerisch gelegenen Tennisclub Going zusammen, um am Fuße des Wilden Kaisers wichtige Punkte für das "Race" in der Gamsstadt zu sammeln. Das vierte Turnier im Rahmen des Generali Race to Kitzbühel 2021 brachte das Wiedersehen mit einem "alten" Bekannten, eine beeindruckende Machtdemonstration der Kitzbühler Tennis-Jugend und so manch spannende Geschichte, die zeigt, welche unglaublichen Strapazen der ein oder andere Hobbyspieler für eine Teilnahme am größten Amateur-Tennisturnier Österreichs in Kauf nimmt.
Sonnwendfeuer, Hochsommer-Hitze und Festspiele der Kitzbüheler Tennisjugend
Der Abend des zweiten Spieltages beim Generali Race to Kitzbühel in Going ging stimmungsvoll zu Ende. Es war der Abend und die beginnende Nacht, in der in Tirol die Berge leuchteten. Mit dem Abbrennen der sogenannten Sonnwendfeuer wird traditionellerweise der längste Tag des Jahres in Tirol gefeiert, ein Brauch, der sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Mit dem Sonnwendfeuer geht auch der Wechsel der Jahreszeiten von Frühling auf Sommer einher. Wobei der Sommer in Tirol längst davor Einzug gehalten hatte und als echter Hochsommer die Akteure des Goinger Qualiturniers mächtig ins Schwitzen brachte. Sonne satt und schweißtreibende Temperaturen weit über der 30 Grad Marke machten die Generali-Race-Starter zu wahren Helden. Jung & Alt trotzten der tropischen Hitze, wobei die Youngsters naturgemäß mit den herausfordernden Bedingungen um die Spur besser zurecht kamen. Und so war am Ende auch der Triple-Erfolg der Kitzbüheler Jugend in den ITN Kategorien 6, 7 und 8 nicht sonderlich überraschend.

Koller, Briegel und Lintner - Kitzbüheler Rohdiamanten im Siegesrausch
Im 8er-Bewerb wurde der topgesetzte Fabian Lintner seiner Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht. Ohne Satzverlust war der Kleinste im Feld am Ende der Größte und strahlte mit türkis schimmerndem Kristall in Händen mit der Tiroler Sommersonne um die Wette. Mit Martin Trixl zum Auftakt und Alex Wieser im Finale hatte Lintner beide Goinger Lokalheros aus dem Bewerb geworfen und auch mit Innsbrucks Routinier Kurt Trachmann im Semifinale kein Nachsehen. Lintner schloss damit die Festspiele der Kitzbüheler Tennisjugend ab, die am Tag zuvor Deutschlands in Diensten des TC Kitzbühel stehender Jungstar Rafael Briegel eingeleitet hatte. Der 13-Jährige aus Bayern, der schon im letzten Jahr auf Goinger Boden seine Spuren mit seinem ersten Turniersieg hinterlassen hatte, demolierte im Endspiel des 6er-Bewerb die Hoffnungen des Thierseers Harald Toplitsch, vor den Augen seiner Eltern zu Titelehren zu kommen. Sein Husarenstück lieferte "Rafi" aber im Semifinale gegen den Innsbrucker Sebastian Staudacher ab, als er im Stile einer Routiniers "cool & abgezockt" den im ersten Satz bombastisch aufspielenden Gegner aus der Tiroler Landeshauptstadt im zweiten Durchgang auf die Verliererstraße lotste. Im entscheidenden Match-Tiebreak hatte Briegel sein Gegenüber längst entnervt und mit einem souveränen 10:3 seine erfolgreiche Titelverteidigung fixiert. Der Dritte aus der Kitzbüheler Rohdiamanten-Sammlung, der mit Türkis-Kristall den TC Going am Fuße des Wilden Kaisers verlassen durfte, war der ebenfalls 13-jährige Tim Koller, der ohne Satzverlust u.a. die Nummer 1 des 7er-Bewerbs Albert Sommerer bezwingen und im Endspiel das "Derby" gegen seinen Clubkollegen Christopher Engel für sich entscheiden konnte.

Manuel Kreidl ist wieder da und das gleich höchst erfolgreich
Das Wiedersehen mit einem "alten" Bekannten brachte der ITN 4-Bewerb. Manuel Kreidl vom TC Kolsass war vor zwei Jahren der große Held, der im Rahmen des ATP 250 Turniers in Kitzbühel als Sieger des Amateurturniers mit einem nigelnagelneuen Auto die Heimreise ins mittlere Unterinntal antrat. Der 20-Jährige fährt sein Siegerauto immer noch und scheinbar scheint die Garage im heimatlichen Schwaz groß genug, um ein weiteres Gefährt darin parken zu können. "Der neue Cupra sieht super aus", sprach der Champion von 2018 und holte mal im Vorbeigehen mit dem Titelgewinn die ersten zehn Punkte im Race to Kitzbühel. Anschließend gab uns jener Mann, der 2019 seine persönliche Geschichte vom Balljungen zum Sieger des weltrekordverdächtigen Amateurturniers mit 320 Teilnehmern aus zehn Nationen schrieb, auch noch Tipps für alle Teilnehmer(innen) des Generali Race mit, wie man so ein "riesiges Ding" gewinnen kann. Dazu später mehr.

1000 Kilometer zur erfolgreichen Titelverteidigung
Bleibt noch jene Geschichte, die rund um das Generali Race to Kitzbühel beim TC Going für den Turnierleiter die beeindruckendste war. Reisestrapazen ohne Ende, nur um bei den seit Jahren so beliebten Turnieren mit unvergleichlichem landschaftlichen, gesellschaftlichen und sportlichen Flair dabei zu sein. Da wären einmal Florian Fringer und Dragan Vrabec aus dem schönen Vorarlberg. Das Ländle-Duo aus Lauterach nahm eine fünfstündige Anreise mit der Bahn und dem Bus in Kauf. Mit vier Niederlagen bei null Siegen war der Ausflug nach Tirol sportlich betrachtet natürlich nicht die Reise wert. Immerhin hat man sich aber wieder gesehen und speziell Dragan Vrebac wird für die zweite Auflage im Juli noch sein Training weiter intensivieren. Der gebürtige Bosnier kam freilich schon "auftrainiert" nach Going, hatte der 27-Jährige doch zu Lockdown-Zeiten jeden Tag Lauterachs einzigen Hartplatz vom Schnee befreit und Tennis ohne Ende gespielt. Apropos ohne Ende: Kilometer ohne Ende, nämlich knapp mehr als 1000, spulte am Turnierwochenende die Familie Briegel zwischen München, Kitzbühel und dem Tennisclub hoch über Going ab, um Sohnemann Rafael zur erfolgreichen Titelverteidigung zu verhelfen. Mama Elke ist Programmkoordinatorin bei den Generali Open in Kitzbühel und sorgt dafür, dass beim ATP-Turnier alles einen reibungslosen Ablauf nimmt. Und perfekte Koordination war wohl auch nötig, um das umfangreiche Reiseprogramm des Sohnes an diesem vergangenen Wochenende unter einen Hut zu bringen. Knapp über 1000 Kilometer waren es am Ende, die Papa Briegel als Chauffeur zwischen Meisterschaft in Deutschland und Turnier in Österreich abspulte. Das nennt man wahre Liebe zum Tennissport.