Generali Race to Kitzbühel: Tobias Fürschuss - der größte Gewinner neben Casper Ruud

Tobias Fürschuss ist der Sieger des Generali Race to Kitzbühel 2021. Wir haben den Gewinner des Cupra Formentor 24 Stunden lang begleitet.

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 04.08.2021, 14:35 Uhr

Der Sieger in Aktion
© Mia Maria Knoll
Der Sieger in Aktion

Tobias Fürschuss ist der Gewinner des Generali Race to Kitzbühel 2021. Der 21jährige aus Bregenz gewann am Freitag Nachmittag das wegen prognostiziertem Schlechtwetter vorverlegte Endspiel des Generali-Race-Finalturniers im Stadion am Kapserfeld vor 1.500 Zuschauern gegen den niederösterreichischen Überraschungsmann Alois Gessl nach 0:4 Start-Vorgabe und zwischenzeitlichem 3:7 Rückstand noch mit 10:7, und sorgte damit im fünften Anlauf der Kitzbüheler Tie-Break-Shoot-Historie für den ersten Vorarlberger Titelgewinn. Lohn für den triumphalen Erfolg des ITN 2,7-Spielers ist ein brandneues und 150 PS starkes Gefährt in Form eines Cupra Formentors im - für den Hobbytennis-Bereich - gigantischen Wert von fast 35.000,-- Euro. Das sind die sportlichen Eckdaten des glorreichen Fürschuss-Erfolges. Wie aber verarbeitet ein Hobbyspieler ein derart außergewöhnliches Erlebnis wie das Generali Race to Kitzbühel Tiebreak-Shootout Finalturnier?

Schlüsselübergabe!
© privat/Claus Lippert
Schlüsselübergabe!

Generali Race to Kitzbühel - das exquisiteste Tennisformat Österreichs

Das Generali Race to Kitzbühel ist mit Sicherheit das größte, spannendste und exquisiteste Turnierformart, das es derzeit im österreichischen Tennis-Breitensport gibt. Nirgendwo anders können Hobby-Tennisspieler um derart herausragende Preise spielen, und das nochdazu in einem Ambiente, das ansonsten den besten Tennisspielern der Welt bei ihrer Arbeit vorbehalten bleibt. Im Stadion vor Zuschauern um ein Auto bzw. zwei e-Scooter im Gesamtwert von fast 50.000,-- Euro zu spielen, dieses unglaubliche Szenario bietet ausschließlich das Generali Race im Rahmen des ATP Turniers in Kitzbühel. Dieses wunderbare und einzigartige Erlebnis - um kein Geld dieser Welt erwerbbar - fordert den Hobbyspielern allerdings auch einiges ab.

Amateure werden mit einer außergewöhnlichen Situation konfrontiert, die sie noch nie erlebt haben, und mit der es umzugehen gilt. Das Generali Race to Kitzbühel ändert mit einem Schlag für ein Wochenende lang das Leben der beiden Finalisten. Während der Verlierer mit tiefer Enttäuschung zu kämpfen hat, muss der Sieger plötzlich lernen, mit Bekanntheit und Popularität umzugehen. So auch der 2021-Champion Tobias Fürschuss, der erst zwei Wochen zuvor bei seinem Heimturnier in Hard die Mission Generali Race to Kitzbühel in Angriff genommen und eine Woche später in Going den Quali-Titel-Doppelpack geschnürt hatte.

Alex Antonitsch mit den beiden Finalisten
© privat/Claus Lippert
Alex Antonitsch mit den beiden Finalisten

Fürschuss nach 3:7 Rückstand mit sieben Punkte in Folge zum Cupra-Gewinner

Das Finalturnier selbst war für Fürschuss dann eigentlich eine "mission impossible". Nicht weniger als vier seiner insgesamt sieben Matches musste er auf dem Weg zum Titelgewinn mit dem maximalen Rückstand von 0:7 in Angriff nehmen. Das Husarenstück schlechthin lieferte "Tobi" in Runde 3 gegen Fabian Dummer ab, als er gegen den jungen Wiener bei 1:9 nicht weniger als 8 Matchbälle mit Erfolg abwehren konnte. Sämtliche ITN-Konventionen über Bord geworfen, spielte sich Fürschuss taktisch clever und auf höchste Ballsicherheit bedacht bis ins Finale, das aufgrund des vorhergesagten Schlechtwetters für Samstag um 24 Stunden vorverlegt wurde.

Und dann war es soweit. Ein hypernervös beginnender Fürschuss lag gegen einen mutig agierenden Gessl rasch 3:7 zurück, ehe er cool und ohne zu glänzen mit sieben Punkten in Folge seinen Traum vom Autogewinn wahr machte. Mit verwandeltem Matchball war allerdings auch mit einem Schlag nichts mehr so wie es vorher war. Es stand gleich einmal ein On-Court-Interview mit Moderatoren-Legende und Kult-Stadionsprecher Stefan Steinacher an. Dann drängten sich Kamera-Teams und Fotografen um das beste Bild der Schlüsselübergabe durch den Cupra-Geschäftsführer. Weiter ging es zur Pressekonferenz, wo Fürschuss u.a. für Servus TV und Kitz Fan TV Interviews gab.

Auf geht´s zum Finale
© privat/Clasu Lippert
Auf geht´s zum Finale

Weg durch Kitzbühel wird zum Triumphzug für Tobias Fürschuss

Am Handy des frischgebackenen Cupra-Gewinnners trudelten inzwischen im Minutentakt Glückwünsche ein. Auch der Weg zum Parkplatz fühlte sich für Fürschuss wie ein einziger Triumphzug an. Hupend, schreiend, winkend, gratulierten wildfremde Menschen aus den sich durch Kitzbühel stauenden Autos. Und auch auf der Fahrt hoch nach Going, wurde der graue Cupra des Generali Race Veranstalters mit dem Champ aus dem Lände an Bord in der gänzlich verstauten Gams-Stadt zum Blickfang vieler Tennisfans. Eine schöne und emotionale Geste gab es dann bei der Ankunft beim Tennisclub Going, wo die Konkurrenten und Clubmitglieder den großen Gewinner des Tages mit "standing ovations" empfingen.

Der Tag war für Fürschuss aber noch lange nicht zu Ende. Immerhin stand der 21jährige auch im Semifinale des HTT Generali Open 500 Turniers, und dort bekam Diego Laporta am frühen Abend am Grand Stand in Kitzbühel auf brutalste Weise die Glückseligkeit Tobis zu spüren. Fürschuss deklassierte voll gepumpt mit Adrenalin, und euphorisiert bis in die Haarspitzen sein Gegenüber mit hammerharten und präzisest gesetzten Schlägen mit 6:0, ehe der große Regen kam. Den Tag ließ Fürschuss im Schnapperhof zu Going ausklingen, wo es auf Einladung des HTT Ranglisten-Ersten Damian Roman einen kleinen und gemütlichen Umtrunk gab. Die ganz große und wilde Siegesparty gab es nicht, immerhin hatte Fürschuss am nächsten Tag noch Großes vor.

Stadionsprecher Stefan Steinacher nimmt dem Sieger die Beichte ab
© privat/Claus Lippert
Stadionsprecher Stefan Steinacher nimmt dem Sieger die Beichte ab

Als Druck & Anspannung bei Fürschuss ihren Tribut forderten

Einzig es blieb beim Vorhaben. Denn in der semifinalen Fortsetzung des am Vortag wegen Regens abgebrochenen Schlagerspieles gegen Laporta, war bei Fürschuss die Luft raus. Mehr noch: Die mentale Anspannung, und der immense Druck der vergangenen Stunden und Tage forderten nun wie erwartet ihren Tribut. Im Kopf müde und leer, machte der Körper schlapp, und Fürschuss wurde mit nur einem gewonnenen Game und einer herben Null im Entscheidungssatz abgefertigt. Eine bittere Pille für den Bregenzer, der sich nicht damit tröstete, ohnehin ein Auto gewonnen zu haben. Und das macht diesen Tobias Fürschuss so besonders. Er denkt in anderen Kategorien, in anderen Schablonen. Er war ins Tiroler Unterland gekommen, um vier Titel, ein Auto, einen Scooter, türkis schimmerndes Kristall und den mächtig silbernen HTT-Euro-Pott ins Ländle zu entführen. Daraus wurde nichts, dennoch zeigte er sich in seiner Enttäuschung als großer Sportsmann, und stellte sich am Samstag Nachmittag nochmals den Fotografen am Centercourt für ein Bild mit dem im Stadion aufgebockten Cupra Formentor.

Einsteigen in den Cupra Formentor - noch als Beifahrer
© privat/Claus Lippert
Einsteigen in den Cupra Formentor - noch als Beifahrer

Dann ging es endlich in Richung nach Hause. Beim Generali Race Organisator und seinen "beiden Bodyguards" bedankte sich Tobi dann noch mit einer Essens-Einladung - "ich habe ja genug Preisgeld an diesem Wochenennde gewonnen" - ehe es im Cupra in Richtung Bahnhof Kitzbühel ging. Um exakt 16:40 Uhr war dann das Kapitel Generali Race Kitzbühel für Tobias Fürschuss endgültig vorüber. Die Türen seines Zuges hatten sich geschlossen, und eine dreieinhalb Stunden dauernde Fahrt lag vor ihm. Eine Fahrt, auf der er all das Erlebte auf- und verarbeiten konnte, auf der er sich zurücklehnen und endich auch genießen konnte. In jedem Fall ist Tobias Fürschuss der große Gewinner der verlängerten Kitzbühler Tenniswoche. Und das nicht nur aus sportlicher Sicht. Der 21jährige spielte sich auch in die Herzen seiner Gegner, schloss mit nahezu allen HTT-Stars Freundschaft, und ist gerne gesehener Gast, wenn es wieder heißt: Herzlich Willkommen beim Generali Race to Kitzbühel 2022.

von Claus Lippert

Mittwoch
04.08.2021, 16:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 04.08.2021, 14:35 Uhr