Generali Race to Kitzbühel: Wettex-Party und großes Tennis
Der ganz normale Goinger Tennis-Wahnsinn hat wieder Saison! So kurz aber doch total treffend, ist das zurückliegende Generali Race to Kitzbühel-Wochenende im Tiroler Unterland in einem Satz zu beschreiben. Die Quali-Veranstaltung im Tennisclub Going vor der malerisch gelegenen Kulisse des Wilden Kaisers, hat im Alpenland Tirol längst Kultstatus erreicht. Vom fernen Pitztal, über das Zillertal bis zu den Tennisenthusiasten aus der näheren Umgebung, "pilgerten" über 80 Spieler an den Pramaweg, um sich zum Auftakt der Tiroler Tenniswochen, eine gute Ausgangsposition für das am kommenden Wochenende beim TC Kirchdorf und in Dornbirn ausklingende Generali Race der Region West zu erspielen.
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
14.07.2025, 20:59 Uhr

Wie sich das Generali Race Qualiturnier in Going über die Jahre entwickelt hat
Der TC Going war am vergangenen Wochenende zum fünften Mal seit 2020 Schauplatz eines Qualifikationsturniers im Rahmen des Generali Race to Kitzbühel. Was vor 5 Jahren mit der überschaubaren Teilnehmerzahl von 39 Spielern & Spielerinnen begann, hat sich über ein halbes Jahrzehnt hinweg, zu einem echten Spektakel und Fest rund um die kleine gelbe Filzkugel entwickelt. Mittlerweile muss Obfrau Theresa Hager freilich große Teile des ortsansässigen Tennisclubs mobilisieren, wenn der Generali Race Zirkus in der Stadt - pardon im Ort - ist. Wenn die TC Going Chefin ruft, dann sind die Clubmitglieder da, und verwandeln sich in der Sekunde zu höchst gastfreundlichem Fachpersonal.
Man fühlt sich als Spieler willkommen und wohl, und das vor dem Spiel, während des Matches auf einem der herrlichen vier Sandplätze, und erst recht beim Apres Tennis im und vor dem urigen Clubhaus. Immer im Juli, eine Woche vor dem Kitzbüheler ATP-Turnier verwandelt sich der TC Going mit seinem Generali Race Quali-Turnier zum Nabel der Tiroler Tenniswelt. So auch diesmal!

Was es mit der Goinger Wettex-Party auf sich hat
In den vergangenen fünf Jahren hat sich das Generali Race to Kitzbühel-Event in Going vom Mauerblümchen zum unumstrittenen Aushängeschild unter den Quali-Turnieren der Region West gemausert. Außer den beiden - schon aufgrund der nicht vorhandenen Platz-Kapazitäten - unerreichbaren Hauptstadt-Events, wird sich das Goinger Tennisfest zum zweiten Mal nach 2024 mit 82 Teilnehmern auf dem Stockerl platzieren, und seinen Rang & Ruf als eines der drei beliebtesten Generali Race Quali-Events mit Bravour verteidigen. Es ist aber nicht nur das einzigartige Flair und der Wilde Kaiser mit seinen schroffen Felsgipfeln, die das Turnier bei den Spielern so beliebt machen. Es ist die Art & Weise, wie der Dorfclub am Pramaweg die Austragung des Turniers zelebriert, und wie man dort zusammensteht und zusammenhilft, auch wenn die Rahmenbedingungen einmal - nennen wir es höflich - komplizierter werden. Gemeint ist damit natürlich der fast schon traditionelle Regen, der zum Turnier gehört, wie der Blick auf den "Koasa".
Für solche Eventualitäten, oder besser gesagt für das jährlich gleiche Szenario eines verregneten Freitags, sind die Goinger aber mittlerweile bestens gerüstet. Das gängige Zauberwort heißt Wettex, und wird wohl jeder Hausfrau in diesem Land ein Begriff sein. Das allseits bekannte Schwammtuch zum Reinigen von Oberflächen, hat in Going in einer völlig anderen Dimension beinahe "Weltruf" erreicht. Spaß beiseite, aber das im Jahr 1949 vom schwedischen Ingenieur Curt Lindquist erfundene Teil, kommt beim TC Going in Übergröße immer dann höchst erfolgreich zum Einsatz, wenn der Tiroler Wettergott zum Regentanz bittet. Dann feiern die Goinger ihre sogenannte Wettex-Party. rückt eine Armada von Weiblein & Männlein bewaffnet mit X-Large-Wettex und Kübeln aus, um zum Staunen des Publikums die rote Asche am Pramaweg gekonnt und in Windeseile trocken zu legen.

Antonio Ilic gewinnt ITN-4,0-Turnier, Lokalmatador Christoph Erler den Titel “Sieger der Herzen”
Tja, und dann haben die Goinger halt auch noch gute Freunde, bzw. nette und hilfsbereite Nachbarn, die ihrerseits auch über eine gepflegte Tennisstätte verfügen. Gemeint ist der TC Ellmau, der dem nass gewordenen und in Rückstand geratenen Tennisfest in Going aus der Patsche half, und Nachbarschaftshilfe in Not in Form von zwei Tenniscourts zur Verfügung stellte. So gab es am Sonntag Abend trotz neuerlicher Regen-Unterbrechung sechs Sieger und viele tolle Matches zu bejubeln, denen wir uns noch kurz widmen möchten. In der Königs-Klasse ITN 3,0, spulte Jonas Küstür vom Kitzbüheler Tennisclub eine Solo-Show ab. Der 16jährige, der im Vorjahr den 10.000 Euro Siegerscheck einstreifte, gab im gesamten Turnierverlauf nur ein Game ab. Spannender verlief da schon der ITN 4,0 Bewerb, in dem der 15jährige Kroate Antonio Ilic seine Spuren in den Goinger Sand setzte. Der Youngster vom SPG Absam hatte allerdings ein hartes Wochenende hinter sich, als er am Sonntag Abend die Goldmedaille für seinen Titelgewinn entgegen nahm.
Ab dem Viertelfinale hatte er sich drei Mal über den Match-Tiebreak zum Sieg gekämpft, und damit nicht unverdient 10 Punkte im Race erobert. War Antonio Ilic der große Sieger auf sportlichem Weg, war ein anderer der Sieger der Herzen. Und das nicht nur, weil er als Lokal-Hero ohnehin der gefeierte Held des 13. Juli 2025 im Goinger Tennisclub war. Die Rede ist natürlich von Christoph Erler, der am Sonntag eine Gewaltsleistung ablieferte, und mit einer unfassbaren Kraft-, und Willensleistung nur haarscharf am Heimsieg vorbeischrammte. Nachdem der in zwei Bewerben am Start befindliche Kirchberger in seinem vierten Sonntags-Match völlig entkräftet und mit einer Oberschenkel-Blessur kämpfend, im Finale nach 0:6 verlorenem ersten Satz zum Mega-Comeback ansetzte, und im Match-Tiebreak mit 8:5 führend dicht vor dem Sieg stand, schien sich ein echtes Tennis-Märchen anzubahnen.

Goinger Tennishelden scheitern allesamt im Finale, durch den Ellmauer David Gugglberger bleibt aber ein Titel im Sölllandl
Dann aber agierte der 21jährige just in den wichtigsten Momenten des Turniers zu passiv, hatte auch ehrlicher Weise mit einem leeren Tank zu kämpfen, und ging so als tragischer Verlierer vom Platz. Die Enttäuschung saß tief, allerdings nur bis zum Treppenaufstieg des Clubhauses, der in diesem Augenblick unter dem tosenden Beifall seiner Fans zum Triumphzug für Erler wurde. Ab in die nächsten Kategorien ITN 5 und 6. Zu berichten gibt es den knackigen Erfolg von David Feiner. Der lange Schlacks vom TC Sparkasse Oberndorf, gab bei seinen sechs Siegen zum Goinger Doppelpack gerade einmal einen Satz ab. Selbiges galt im ITN 7,0 Bewerb für Constantin Messinger, der die Tiroler Siegesparty mit seinem nach Wien entführten Titel crashte.
Der 20jährige vom Union TC Wien hatte nur im Halbfinale gegen den Deutschen Andreas Kruse einen Schreckmoment bei 4:6, 1:4 zu überstehen, ehe er im Finale gegen den Bad Häringer Constantin Hintner nach Neudörfl und Wallersee den dritten Saisontitel und insgesamt siebenten Generali Race to Kitzbühel Karriere-Turniersieg fest gemacht hatte. Ein Titel, nämlich in der ITN 8,0 Kategorie blieb dann nach den Finalniederlagen der Goinger Tennishelden Hannes Matt (ITN Bewerb 3,0), Christoph Erler (4,0) und Alexander Wieser (6,0) doch noch im Sölllandl. Denn im letzten Match des Wochenendes kämpfte der 25jährige David Gugglberger im Finale des 8,0 Turniers den topgesetzten 14jährigen Polen Natan Choma vom TC Fieberbrunn im Match-Tie-Break mit 12:10 nieder, und brachte somit eine Goldmedaille nach Hause zum TC Ellmau.

