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Gräflinger mit Oktober HTT 500 Titel am Ziel seiner Träume

Rene Gräflinger hat die hochkarätig besetzte 32. Auflage des Oktober HTT 500 Turniers im Union Tenni...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 02.11.2023, 04:18 Uhr

Rene Gräflinger hat die hochkarätig besetzte 32. Auflage des Oktober HTT 500 Turniers im Union Tennis Center La Ville gewonnen. Der 38jährige HTT US Open Champion präsentierte sich am Dienstag Abend in einem über weite Strecken recht ansprechenden Finalduell zweier HTT Saison-Grand-Slam-Gewinner gegen HTT French Open Sieger Emanuel Gal aus Rumänien weiter in absoluter Topform, und behielt im bislang vielleicht wichtigsten Match seiner HTT Karriere die Nerven. Der Kärntner ging nach 1:33 Stunden Spielzeit mit einem 6:2, 4:6, 6:3 Erfolg als Sieger vom Platz, und krönte mit dem dritten HTT Saisonerfolg und seinem insgesamt achten HTT Turniersieg eine herausragende Saison, mit der ihm letztlich hochverdienter Weise auch der Sprung auf Platz 1 der HTT Computer-Rangliste gelang. Ein Bericht von C.L

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“Mit ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen”

Die Uhr am 8er-Platz des UTC La Ville zeigte exakt vier Minuten nach 23 Uhr an, als Emanuel Gal an diesem späten Abend des 31. Oktober 2023 mit einer ins Netz geschlagenen Rückhand den letzten seiner insgesamt 50 unforced errors im Endspiel des 32. Oktober HTT 500 Finales fabriziert hatte. Kein gewöhnlicher Patzer, sondern vielmehr ein Fehler für die HTT-Geschichtsbücher, mit dem der 21jährige Rumäne sein Gegenüber zur neuen Nummer 1 der Hobby-Tennis-Tour machte. Die erste unmittelbare Reaktion des Siegers und neuen Ranglisten-Ersten nach verwandeltem Matchball fiel Gräflinger-like aus. Schaumgebremst, ohne große Emotionen, ohne Theatralik schritt der symphatische und bei der Kollegenschaft allseits beliebte Ferlacher ans Netz. Kurz einmal die Faust geballt, den Blick in Richtung seine Box gerichtet, das war es auch schon! Gerade so, als ob er soeben die erste Runde eines stinknormalen 500er-Turniers gewonnen hätte. Dabei schlug in diesem Moment die größte und erfolgreichste Stunde seiner Karriere. Doch vielleicht war Gräflinger auch noch im Konzentrations-Modus gefangen, gefesselt von der speziellen Situation, die sich in den vergangenen Wochen, angesichts der Außergewöhnlichkeit Nummer 1 der HTT werden zu können, medial aufgeschaukelt hatte. “Mir ist in diesem Augenblick schon ein riesiger Stein vom Herzen gefallen”, gestand der frischgebackene Oktober-HTT-500-Champ in einem ersten Statement.

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Gal eröffnete Gräflinger mit Halbfinalsieg über Roman die Chance, am letzten Oktober-Tag 2023 die neue Nummer 1 der HTT zu werden

Kein Wunder, hat der aus der südlichsten Stadtgemeinde Österreichs stammende Gräflinger doch in den letzten Wochen einige “Matchbälle” vergeben, um sein großes Saison-, und Karriere-Ziel zu erreichen, und mit Damian Roman den Langzeit-Leader abzulösen, und damit zur Nummer 1 der Hobby-Tennis-Tour aufzusteigen. Zum Beispiel im Endspiel des September-Masters-Series 1000 Turniers zu Monatsbeginn gegen den deutschen HTT-Newcomer David Steiert, als er im dritten Satz bei 6:5 auf den Titel und den Ranglisten-Thron servierte. Vergbllich wie wir heute wissen. Und auch vor einer Woche im Semifinale der HTT Erste Bank Open stellte er sich im Finish gegen den späteren Turniersieger Alexander Rieger nicht ganz glücklich an. Das er am letzten Oktober-Tag des Jahres 2023 überhaupt die Chance bekam, mit einem Finalsieg zur Nummer 1 zu avancieren, hatte er seinem Finalgegner “himself” zu verdanken. Gal hatte 24 Stunden zuvor den innerrumänischen Halbfinalkracher gegen seinen Landsmann Damian Roman in drei Sätzen gewonnen, und den 42fachen HTT Turniersieger mit 180 Punkten für das Semifinal-Aus ins Abseits im Nummer-1-Rennen gestellt. Der im Entry-Ranking mit 270 Punkten Rückstand ins Turnier gestartete Gräflinger hatte daher plötzlich die unerwartete Möglichkeit präsentiert bekommen, mit einem Sieg im Finale 320 Punkte mehr als Roman zu erobern, und damit um schlanke 50 Pünktchen das größte Ziel eines jeden HTT-Spielers zu realisieren.

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Gräflinger gegen schwach startenden Gal mit klar gewonnenem ersten Satz

Diese Möglichkeit zum Sprung auf den Ranglisten-Thron merkte man Gräflinger zu Beginn des Finales gegen den HTT French Open Champion gar nicht an. Der Routinier aus Kärnten nahm dem matt ins Endspiel startenden Gal gleich drei Mal das Service ab, und zog rasch mit 5:1 davon. Was den HTT US Open Sieger an diesem Abend aber noch erwarten sollte, bekam er im Folge-Game zu spüren, das sich Gal in unnachahmlicher Weise zu Null holte, und in dem er sein irres Potential erkennen ließ. Drei Vorhand-Winner, dazu ein nicht zu returnierendes Service, der 21jährige glänzte mit Wucht & Präzision, und setzte damit einen ersten Warnschuss in Richtung seines Gegners ab. Der ließ sich vorerst nicht aus der Ruhe bringen, avancierte beim Versuch den ersten Satz auszuservieren zur Aufschlag.Kanone, und setzte mit zwei Assen am Stück einen Haken hinter den gerade einmal 23 Minuten dauernden ersten Satz. Zu Beginn des zweiten Durchgangs brachte sich der mit einem frühen Break gestartete Gräflinger in seinem ersten Aufschlagspiel mit gleich zwei Doppelfehlern um die Früchte seiner Arbeit als Rückschläger im Spiel zuvor, und er merkte deutlich, dass der Widerstand Gals von Minute zu Minute und von Game zu Game größer wurde. Der Ferlacher selbst bekam Ende des zweiten Satzes aber auch Probleme mit seinem Aufschlag, wobei vorallem sein Percentage im Vergleich zum ersten Durchgang in den Keller rutschte. So handelte er sich zwei Breaks ein, mit denen Gal nach weiteren 36 Minuten mit 6:4 den Satzausgleich fixierte.

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Dritter Satz hat nochmals alles zu bieten, was ein spannendes und tolles HTT-Finale ausmacht

Nach nur einer Stunde Power-Tennis im Hochgeschwindigkeitsmodus hatten die beiden HTT Saison-Grand-Slam-Sieger also zwei Sätze hinter sich gebracht, und den finalen Showdown des Oktober-HTT-500-Turniers in einen zur Situation und Spannung passenden dritten Entscheidungssatz gehievt. In dem Gräflinger Mitte des Satzes spielerisch eine große Show abzog, mit phantastischem Tennis begeisterte, und bei 4:2, 0:40 als Rückschläger mit drei Break-Chancen wie der sichere Sieger aussah, ehe er doch noch ins Zittern kam. 4:2, 0:40, das waren aus Sicht Gräflingers eigentlich schon drei “kleine Matchbälle”, ehe Gal noch einmal in diesem ausgesprochen faszinierend anzusehenden Endspiel demonstrierte, warum er heuer im Sommer das wichtigste Sandplatz-Turnier der HTT gewann, und sich aktuell im Ranking auf Platz 3 befindet. Fünf Punkte in Serie, herausgeschossen mit unheimlicher Wucht und gesetzt mit äußester Präzision, erstickten den verfrühten Gräflinger-Jubel sofort im Keim. Und es hätte auch noch schlimmer aus Sicht des späteren Siegers kommen können, wenn Gal im Folge-Game seine Break-Chance zum 4:4 nicht mit einem völlig vermeidbaren Return-Patzer vergeigt hätte. Dann wäre Gräflinger wohl noch einmal ins Wanken geraten, hätte das Kopfkino beim 38jährigen mit einer Sondervorstellung eingesetzt, und wären nochmals die vielen Momente der vielen vergebenen Chancen der letzten Wochen hoch gekommen. All das ersparte sich der Kärntner, indem er mit einem rotzfrech gesetzten Stoppball das so immens wichtige Game zum 5:3 holte. Das Ende ist bekannt: Gal egalisierte im letzten Game des Abends ein 0:30, ehe er sich mit Doppelfehler Nr. 3 in Bedrängnis brachte, und mit einem Rückhand-Fehler die Geschichte an der Spitze der HTT Computer-Rangliste veränderte.

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Die Stimmen zum Oktober-HTT-500-Finale 2023

“Dieser Titel wird mir immer als derjenige in Erinnerung bleiben, mit dem ich es an die Spitze der Rangliste geschafft habe. Dieser Titel freut mich aber auch deshalb, weil die Besetzung bei diesem Turnier so extrem stark, und besser als bei so manchem 1000er-Turnier in diesem Jahr war. Man muss aber auch so ehrlich sein und sehen, dass der Verlauf und die Entwicklungen an diesem Turnierwochenende für mich nicht ungünstig waren. Entscheidend heute war, dass ich seit dem Halbfinale wieder die Sicherheit auf meiner Rückhand gefunden habe. Und das ich meinen Aufschlag soweit verbessern konnte, dass ich nicht sofort in Bedrängnis und unter Druck gerate. Das es am Ende noch mal knapp war, oder ganz eng hätte werden können, war natürlich auch meinem Gegner geschuldet. Wie unfassbar gut Gal spielen kann, hat er im Viertelfinale gegen Jahn gezeigt. Das er heute direkt von der Arbeit auf den Platz kam, und das Match ab dem zweiten Satz praktisch ausgeglichen gestalten konnte, zeigt welches Potential er in seinem Tennis besitzt”, lobte der frischgebackene Oktober-HTT-500-Champion in seiner riesigen Freude über den Sieg auch den unterlegenen Rumänen. Der wiederum sah die Gründe für seine zweite Finalniederlage im Jahr 2023 im körperlichen Bereich. Ich habe seit dem Match im Viertelfinale gegen Jahn mit starken Magenproblemen zu kämpfen. Ich konnte in den letzten 48 Stunden nicht gut essen und auch nicht entsprechend schlafen. Ich wollte das Match heute schnell gestalten, und habe daher viel zu hektisch gespielt. So konnte ich auch meine durchaus vorhandenen Chancen nicht nützen. Gratulation an den Rene. Er ist ein großartiger Spieler, und es freut mich sehr für ihn, dass ich ihm ungewollt zur Nummer 1 der HTT verholfen habe”, erklärte der amtierende HTT French Open Champion am Endes des Turniers.

 

 

von Claus Lippert

Donnerstag
02.11.2023, 02:32 Uhr
zuletzt bearbeitet: 02.11.2023, 04:18 Uhr