Günter Bresnik: "Jürgen Melzer der Erste, der zeitlich sehr viel investiert"

Günter Bresnik hat in einem APA-Interview über seine Erfahrungen auf der ATP-Tour zu Zeiten von COVID-19 und über Neo-ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer gesprochen. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 19.04.2021, 20:08 Uhr

Günter Bresnik hat in einem Interview über die aktuellen Umstände der ATP-Tour gesprochen
Günter Bresnik hat in einem Interview über die aktuellen Umstände der ATP-Tour gesprochen

Auch den werten Damen und Herren auf der ATP- bzw. WTA-Tour schlägt der aktuelle Status quo zu Gemüte. Während sich die Bubble-Müdigkeit bei einem Benoit Paire in Auftritten mit verschwimmenden Grenzen zur Arbeitsverweigerung äußert, spricht der Weltranglistenvierte, Dominic Thiem, von einem Loch, in das er aufgrund der besonderen Umstände auf der Tour gefallen sei. 

Gänzlich anders sieht diese Sache Günter Bresnik aus, der bei seinem Verweilen beim ATP-Masters-1000-Event in Monte Carlo wenig am Leben in der Bubble auszusetzen hatte: "Das sind Umstellungen, mit denen man leben kann. Der eine leidet darunter, wenn man viele Zuschauer hat, der nächste darunter, wenn keiner zuschaut", so der Startrainer. " Wie will man das irgendwo rechtfertigen, als halbwegs Mensch mit Grips, wenn es andere Leute gibt, die nicht einmal wissen, wie sie für die Familie etwas auf den Tisch bringen."

Bresnik: "Für viele ändert sich nichts"

Folgerichtig kann es der 59-Jährige wenig nachvollziehen, wenn sich Spieler über die Umstände echauffieren. Zumal sie für viele von ihnen kaum einen Unterschied bedeuten, wie Bresnik behauptet: "Bei den meisten von den jungen Spielern - behaupte ich bösartig -, ändert sich der Tagesablauf nicht einmal großartig, weil die so und so 90 Prozent der Freizeit auf Playstation, Instagram, Facebook und dem anderen Scheiß verbringen. Es steht ihnen zu, aber dann darf ich nicht darüber jammern, wenn es quasi vorgeschrieben ist, was sie in ihrer Freizeit sonst auch machen würden."

Zur Zeit ist der Wiener neben seiner Betreuung vom Franzosen Gael Monfils auch für österreichische Nachwuchshoffnungen wie Lukas Neumayer zuständig. Junge Spieler, denen jüngste Reformen der ATP wenig guttun, wie Bresnik unterstreicht: "Für den größten Skandal im Tennis halte ich, was mit den jungen Spielern, Burschen und Mädchen gemacht wird. Ein Future-Titel ist von 18 auf 10 Punkte reduziert worden", so der 59-Jährige. Demnach hätte man selbst im unwahrscheinlichen Falle, alle 18 gewerteten Turniere zu gewinnen, nicht genug Punkte, um in die nächste Kategorie - nämlich die Challenger-Tour - aufzusteigen. "Ein Auswuchs von Blödheit", wie Bresnik betont. 

Bresnik voll des Lobes für Melzer

In der Arbeit mit den österreichischen Youngsters hat Bresnik indes prominente Unterstützung. Seit Jahresbeginn ist mit Jürgen Melzer die ehemalige Nummer acht der Tenniswelt als Sportdirektor im ÖTV am Werke. Und Bresnik ist bislang höchst überzeugt von der Arbeit des Deutsch-Wagramers: "Der Jürgen ist der Erste, den ich da in den letzten 20 Jahren sehe, der zeitlich sehr viel investiert. Bei dem hat man das Gefühl, dass da mehr als ein wirtschaftliches Interesse da ist, dass dort was weitergeht. Das taugt mir."

Ganz vollkommen sei der in den letzten Jahren als Doppelspezialist erfolgreiche Melzer zwar nicht, dies sei aber primär eine Frage der Zeit, wie Bresnik erklärte: "Was gewisse Dinge anbelangt, braucht er halt seine Lehrzeit. Aber er ist so intelligent, dass er sich mit den richtigen Leuten umgibt und extrem fleißig. Er kommt um 8 und geht um 6. Wenn er nicht in der Südstadt ist, ist er irgendwo in Österreich unterwegs. Das ist einmal was anderes."

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von Michael Rothschädl

Montag
19.04.2021, 21:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 19.04.2021, 20:08 Uhr

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