Günter Bresnik über Boris Becker: "Gehört nicht ins Gefängnis"
GünterBresnik hat sich gegenüber dem Standard zur Verurteilungen von BorisBecker geäußert. Für die Härte der Strafe hat der Österreicher wenig Verständnis.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
03.05.2022, 08:43 Uhr

Ziemlich exakt ein Jahr arbeiteten Boris Becker und Günter Bresnik zusammen. Und das vor nun mittlerweile ziemlich exakt 30 Jahren. Im Sommer 1992 startete der Österreicher als Übungsleiter des sechsfachen Grand-Slam-Champions. Eine Zusammenarbeit, die nur zwölf Monate andauern sollte. Für die Trennungsgründe würde Stillschweigen vereinbart. an das sich Bresnik auch heute noch hält.
Seit vergangener Woche steht nun fest: Becker muss wegen Fehlverhaltens in seinem Insolvenzprozess für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Ein Urteil, das Beckers ehemaliger Übungsleiter nicht wirklich nachvollziehen kann. "Er soll den finanziellen Schaden wettmachen, aber er gehört nicht ins Gefängnis, er hat niemanden gefährdet. Ich sehe darin keinen Sinn", sagte Bresnik der Standard.
Bresnik sieht Häme gegen Becker als unangebracht
Häme für die derzeitige Situation, in der sich Deutschlands Tennislegende befindet, hält Bresnik zudem für unangebracht. "Sie haben nicht seine Erfahrungswerte, können sich in seine Situation nicht reinversetzen. Sie waren ja nicht im Alter von 17 Wimbledonsieger", so Bresnik in Richtung jener Menschen, die Becker nun Dummheit attestieren.
Laut Bresnik sei Becker eine "Lichtgestalt", immer gewesen. "Die Dinge sind ihm zugeflogen. Er hat offensichtlich nicht gemerkt, dass dieser Automatismus irgendwann nicht mehr funktioniert. Und kein Geld mehr fließt", wird Bresnik zitiert. Ein Eindruck, der sich auch bei einem Abendessen der beiden vor rund einem Jahr verfestigt hätte. Damals hätte Becker "gemeint, das alles nicht schlimm ist und wieder gut wird. Er hat offensichtlich die Realität verweigert."
Auch das Umfeld des ehemaligen Überfliegers könne man für diesen Absturz nicht verantwortlich machen. Personell hatte Becker nur eine Sache ändern können, wie Bresnik findet: "Vielleicht hätte er sich nicht von Ion Tiriac trennen sollen." Und auch die Ex-Frauen Becker tragen keine Schuld. "Barbara war eine starke Frau. Boris war bei Scheidungen immer sehr großzügig."