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Günter Bresnik über Coronakrise: "Gibt keinen Politiker, der für irgendein Problem eine Lösung findet"

Günter Bresnik hat in einem Interview seine Sicht auf den Umgang mit dem Coronavirus geschildert. Der Tennistrainer gab sich gesellschaftskritisch und hinterfragte das Geldsystem sowie den Informationsfluss, der von Politikern an die Bürger weitergegeben wird.

von Lukas Zahrer
zuletzt bearbeitet: 29.03.2020, 13:39 Uhr

"Wenn ich fünf Virologen anhöre, höre ich fünf verschiedene Antworten", sagte Bresnik im Interview mit der APA. "Wenn sich nach einer Woche die Nachrichten eher mit den wirtschaftlichen Auswirkungen als mit den gesundheitlichen beschäftigt, deutet das daraufhin, dass es eher eine Reinigung in anderen Bereichen gibt."

Die Rolle der Wirtschaft sieht der 58-Jährige bekannt kritisch. Auch jetzt betont er die Auswüchse der Finanzwelt.  "Wenn ich mir ein Auto kaufen will und zur Bank gehe, um 30.000 Euro abzuheben, sagen sie, 'kommen Sie nächste Woche wieder'. Zahle ich ihnen einen oder zwei Tage etwas zu spät, habe ich eine Mahnung und zahle 12 Prozent Verzugszinsen, da hört sich der Spaß für mich auf", ärgerte sich Bresnik.

Und weiter: "In der Wirtschaft wollen halt alle gestützt werden. Das Geld ist ja nicht da. Ich kann mich nicht ewig selber betrügen. Das ist wie ein Trottel, der sagt, ich brauche keinen Stausee und kein Elektrizitätswerk, weil der Strom kommt bei mir aus der Dose. So deppert sind die Leute mit dem Geld. Wenn ich nichts mehr arbeite, gibt es eine Mindestsicherung. Da erhoffe ich mir, dass die Leute in einer Zeit wie jetzt nachdenken. Über wichtigere Dinge, als ob sie sich den Urlaub in Jesolo leisten können oder nicht."

Dabei strengt Bresnik einen Vergleich an, der zeigen soll, wie die Gehälter im Spitzensport explodieren. "Es ist lächerlich, wenn ein Ronaldo eine Million im Monat verdient und ein Wissenschafter, der sich einen Wirkstoff gegen Krebs oder gegen das Coronavirus überlegt, mit 2.200 Euro heimgeht. Das steht in keiner Relation. Da muss man das gesamte System hinterfragen, das geht einfach nicht. Es geht nicht ums Abzocken, sondern wie erhalte ich die Welt in einer Form, dass sie auch noch auf Generationen hinaus so lebenswert bleibt wie es für uns ist und war. Das sind meine Hauptsorgen als vierfacher Vater."

Günter Bresnik: "Leute zu entmündigen, ist für mich ein Wahnsinn"

Ein weiterer Umstand in der aktuellen Situation stört Bresnik massiv. Die Menschen werden von der Politik nicht ausreichend informiert, Ausreden will Bresnik dabei nicht gelten lassen. "Die Leute zu entmündigen, ist für mich ein Wahnsinn. Die Leute sitzen vor den Nachrichtensendungen, beten die (Moderatoren) götzenhaft an, ohne zu wissen, was eigentlich ist. Für mich erschreckend", sagte Bresnik.

"Ich behaupte nach wie vor, dass es keinen Politiker gibt, der für irgendein Problem eine Lösung findet - den gibt es nicht. Richtig große Probleme werden von Wissenschaftern mit extrem hohen theoretischen Wissen plus einem visionären, moralisch-ethisch hohem Standard gelöst. Die auch eine emotionale Intelligenz besitzen, und nicht von irgendwelchen Leuten zu deren Vorteil gesteuert werden."

Vielmehr vermisse Bresnik eine Solidarität. Er appelierte, "nicht immer nur an meinen eigenen Nutzen" zu denken, sondern vielmehr eine gute Position dazu zu nutzen, anderen Leuten zu helfen, "und nicht, dass man sie ausnimmt wie eine Weihnachtsgans."

Dabei stellte Bresnik eine klare Forderung an die Behörden, Politiker und Mediziner: "Ich will informiert werden und möchte wissen, was das ist. Ist das so ein schlimmer Virus? Ich will wissen, womit ich es zu tun habe. Entweder behandelt man die Leute wie mündige Bürger oder wie Trotteln. Ich will nicht, dass jemand entscheidet, was jetzt gut ist für mich oder nicht."

von Lukas Zahrer

Sonntag
29.03.2020, 13:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 29.03.2020, 13:39 Uhr