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Hamburg European Open: 4 Matchbälle abgewehrt - Federico Delbonis und sein Aufschlag erreichen das Halbfinale

Federico Delbonis macht sich in Hamburg mal wieder einen Namen. Er steht im Halbfinale – nach einem umkämpften Sieg über Benoit Paire.

von Florian Goosmann aus Hamburg
zuletzt bearbeitet: 17.07.2021, 19:06 Uhr

Federico Delbonis
Federico Delbonis

Wenn Aufschläge eine Geschichte erzählen könnten, die Tenniswelt wäre um einiges reicher. Man stelle sich vor: die Aufschlagbewegungen von Karsten Braasch, John McEnroe, Boris Becker, Jay Berger und Leonardo Mayer, alle vereint beim wöchentlichen Stammtisch, mit ihrer ganz ureigenen Geschichte und alten Anektoden. „Wo kommst du her?“ - „Wieso in aller Welt machst du das?“ - „Und da hat keiner was gesagt?“ - "Mach mal vor!" Und das nach dem vierten Bier. Es wären Gespräche, die die Tenniswelt wirklich bräuchte./

Federico Delbonis‘ Aufschlagbewegung wäre sicher auch dabei. Sie hat ja die Besonderheit, dass Delbonis irgendwann den linken Arm in quasi dieselbe Position bringt wie bei seiner Vorhand, fast parallel zur Schulter, was an sich eine tolle Sache ist. Einen Schlag antäuschen, den anderen ausführen: Es ist eine große Kunst im Tennis, wir denken an den angetäuschten Slice, der dann doch zum Stopp wird. Delbonis‘ Problem besteht leider darin, dass ein Täuschungsmanöver zwischen Aufschlag und Vorhand rein logistisch nicht funktioniert. Aber vielleicht arbeitet er ja noch daran.

Benoit Paire spielt fast normal

Im Viertelfinalmatch gegen Benoit Paire in Hamburg jedenfalls war lange Zeit nur wenig zu holen für Delbonis und seinen Aufschlag. 6:4 und 4:2 führte Paire, und das Verrückte: Es fühlte sich wie ein völlig normales Tennismatch an. Paire benahm sich, Paire spielte für seine Verhälnisse stabiles Tennis, wenn wir von den natürlich zu vielen Stopps absehen (diese waren teils allerdings ein Träumchen).

Und Paire musste bis dato noch keinen einzigen Breakball abwehren. Aber dann? Aber dann. Das Problem für Paire: Er wehrte ihn nicht ab, Delbonis kam zum Ausgleich. Und in den Tiebreak. Vier Matchbälle wehrte er dort ab, teilweise vergab Paire freilich leichtfertig, seinen insgesamt dritten Satzball nutzte Delbonis dann zum Satzausgleich. Ein frühes Break in Durchgang drei musste er zwar abgeben, schaffte dann allerdings noch eins, sicher auch dank der wiederholt vorgetragenen fachkundigen Kommentare („Agresivo, agresivo!!!“) eines argentinischen Fans. Und auch, weil bei Paire die Sicherungen langsam zu heiß wurden. 4:6, 7:6 (9) und 6:4 hieß es am Ende.

Delbonis schon mit 22 Siegen auf Sand in 2021

Delbonis steht also im Halbfinale in Hamburg, der Sieg gegen Paire war sein bereits die Nummer 22 auf Sand in dieser Saison (nur Tsitsipas hat mehr, nämlich 23). Delbonis‘ Vorteil: Er hat im besten Falle noch zwei Spiele vor sich. Und in Hamburg geht für ihn ja durchaus einiges: 2017 stand er im Halbfinale, 2013 sogar im Endspiel, damals, als Roger Federer nach seinem Erstrunden-Aus in Wimbledon (Sergiy Stakhovsky!) schon wieder ein Karriereende nahegelegt wurde, als er sich verzettelte, Sandauftritte in Hamburg und Gstaad einstreute und erste Rackettests durchführte. In Hamburg war es eben Delbonis, der den Spielverderber gab für die Federer-Freunde, im Endspiel allerdings unterlag er dann Fabio Fognini.

Ob in diesem Jahr noch mehr geht für Delbonis und seinen Aufschlag? Warum nicht. Gegner im Halbfinale ist allerdings die Nummer zwei des Turniers: Pablo Carreno Busta.

von Florian Goosmann aus Hamburg

Freitag
16.07.2021, 22:12 Uhr
zuletzt bearbeitet: 17.07.2021, 19:06 Uhr