Hawk Eye auch auf Sand? Ja, bitte!
Früher oder später werden auch die Turniere auf Asche nicht umhinkommen, die Linientechnologie einzusetzen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
11.06.2019, 08:20 Uhr

Gut möglich, dass Marton Fucsovics das Tennisfoto des Jahres geschossen hat. Und ebenso gut möglich, dass bis auf den engsten Kreis der Vertrauten des Ungarn niemand dieses Foto gesehen hat. In Rom war´s, da schnappte sich Fucsovics nach der Niederlage gegen Nikoloz Basilashvili sein Mobiltelefon und sicherte einen Ballabdruck an der Aufschlaglinie für die Ewigkeit. Der Schiedsrichter hatte eben jenen Ball gut gegeben, Fucsovics war dezidiert anderer Meinung. Das Hawk Eye, das im Foro Italico wie auch bei den übrigen Sandplatz-Turnieren offiziell nicht zum Einsatz kommt, bestätigte die These des Hobby-Fotografen.
Novak Djokovic hatte in der Fortsetzung seines French-Open-Halbfinals gegen Dominic Thiem kein Telefon zur Hand. 1:4 lag der Serbe im fünften Satz zurück, bei Einstand brach Djokovic einen Ballwechsel ab, kreiste mit dem Schläger einen Abdruck ein, der ihm den Punkt gebracht hätte. Der Stuhlschiedsrichter sah dies trotz aufmunternder Worte des Weltranglisten-Ersten anders, gab den Punkt an Thiem. Eine falsche Entscheidung, wie das (nur für die TV-Zuseher eingesetzte) Hawk Eye auch in diesem Fall zeigte. Zum Glück hatte diese keinen Einfluss auf den Match-Verlauf, Djokovic wehrte die Chance von Thiem ab, schaffte noch einmal ein kleines Comeback.
Ganz auf LinienrichterInnen verzichten?
Das Vertrauen auf das menschliche Auge ist auf Ascheplätzen ein sympathischer Anachronismus. Aber eben auch eine Fehlerquelle. Dominic Thiem hat in Rom schon zu Protokoll gegeben, dass er die Einführung der Linientechnologie in Monte Carlo, Madrid, Paris etc. gerne eher früher als später sähe. Auf Hartplätzen funktioniert das Hawk Eye makellos, die Spieler akzeptieren die aus mehreren Kamera-Perspektiven Entscheidungen klaglos. Ob ITF, ATP und WTA irgendwann so weit gehen, nur noch auf die Technik zu setzen und ganz auf LinienrichterInnen zu verzichten (wie beim #NextGen-Masters in Mailand schon erfolgreich erprobt), bis dahin wird es noch eine Weile dauern.
Dass die Einschätzungen der Umpires auf Asche allerdings nicht immer einfach zu treffen sind, liegt in der Natur des Untergrundes: Die Linien werden nie haargenau gesäubert, stets nimmt der Besen auch einige Millimeter neben dem weißen Plastik mit. Dazu kommen die Spuren, die die Spieler in die Asche malen. Rafael Nadal hat für seinen Erfolg bei den French Open deutlich mehr als zwei Millionen Euro Preisgeld mit nach Hause genommen. Abgesehen vom Prestige eines zwölften Titels im Stade Roland Garros. Wenn so viel auf dem Spiel steht, dann sollte allen Beteiligten daran gelegen sein, alle Fehlerquellen zu beheben. Was die Überwachung der Linien anbelangt, gäbe es dazu eine erprobte Technologie.