Man lernt immerhin fürs Leben
Antoine Benneteau, Bruder von Frankreichs Davis-Cup-Spieler Julien, über seine Erfahrungen auf der Future-Tour.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
14.04.2015, 09:01 Uhr

Ein Spieler mit einem Ranking von 1000solle nicht in der Lagesein, mit dem Tennissport seinen Lebensunterhalt zu verdienen.Gilles Simon, immerhin einer der Spielervertreter auf der ATP-Tour, hat vor einigen Tagen klare Worte zum Einkommen-Leistung-Verhältnis im professionellen Ballsport gefunden. Ob sein französischer Landsmann Antoine Benneteau dieser Einschätzung zustimmt, ist nicht bekannt. Sehr wohl weiß der jüngere Bruder von Julien davon zu berichten, dass es faktisch unmöglich ist, auf der ITF-Future-Tour einigermaßen sorgenfrei zu leben. Selbst wenn man die Turniere erfolgreich bestreitet.
„Im Mai 2012 bin ich nach Mexiko gefahren und habe folgende Serie bei 10.000-US-Dollar-Events geliefert: Turniersieg, Finale, Finale“, erzählte Benneteau in der L'Èquipe. „Obwohl die Lebenshaltungskosten dort nicht hoch sind, obwohl man nach den billigsten Flügen sucht und diese auch findet, solche mit mehrmaligem Umsteigen, obwohl man Fünf-Stunden-Fahrten in unzuverlässigen Fortbewegungsmitteln mitten in der Nacht mitmacht. Wenn man also akribisch auf seine Ausgaben achtet, kommt man am Ende dennoch kaum über die Runden. Auf dieser Reise hatte ich einen Gewinn von maximal 200 oder 300 Euro.“
Les Bleus im Vorteil
Als Franzose genoss Antoine Benneteau, der im Augenblick von der ATP noch als Nummer 1560 geführt wird, sogar noch Vorteile gegenüber Spielern aus ärmeren (Tennis-)Nationen. „Ich habe zum Glück meine Schuhe, meine Kleider, meine Schläger und meine Bespannungen bekommen. Französische Spieler können sich auf diesem Niveau auf ein paar Sponsoren verlassen“, sagte der 28-Jährige. Vor einem größeren Trip würde man sich dennoch immer nach Spielern aus dem eigenen Land umsehen, um mit ihnen eventuell gemeinsam in einem Zimmer zu wohnen, Flüge zu koordinieren oder Doppel zu spielen.
Wiewohl Benneteau sein Leben als Tennis-Profi als beendet ansieht, er das gesamte System deprimierend, das Aufwand-Leistung-Verhältnis unangemessen findet, würde er es wahrscheinlich noch einmal versuchen. „Ich habe aufgehört, aber ich bedaure die Zeit nicht. Ich bin um die Welt gereist, man lernt sich selbst kennen, und man lernt unheimlich. Es ist eine Schule des Lebens.“ Bruder Julien hat indes ganz andere Sorgen. Nach zehn erfolglosen Finalteilnahmen wartet die aktuelle Nummer 39 der Welt immer noch auf den ersten Turniersieg im Einzel. (Text: jehu)