Ivan Ljubicic über Roger Federer: "Er ist meine erste, zweite und dritte Priorität"
Seit 2016 ist Ivan Ljubicic Teil des Trainerteams von Roger Federer. Mit der Schweizer Zeitung Tagesanzeiger spricht der gebürtige Bosnier über seine Zusammenarbeit mit dem 20-fachen Grand-Slam-Champion und seine Pläne für die Zeit, in der der Schweizer nicht mehr als Spieler auf der Tour unterwegs sein wird.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
08.03.2020, 18:32 Uhr

Keine Frage, die Konstante im Trainerstab von Roger Federer trägt den Namen Severin Lüthi. Sein Landsmann ist seit nunmehr sechzehn Jahren an der Seite von Roger Federer unterwegs, begleitet den Schweizer zu allen Turnieren auf der ATP-Tour. Zwar war Lüthi 2009 für eine Saison der alleinige Trainer von Federer, die meiste Zeit hatte der Davis-Cup-Kapitän der Schweizer aber einen zweiten Coach an seiner Seite. Seit 2016 nimmt Ivan Ljubicic, seines Zeichens ehemalige Nummer drei der Welt, diese Position ein.
Roger Federer oberste Priorität
Gegenüber den Medien präsentierte sich der Kroate seit der Zusammenarbeit mit Roger Federer eher wortkarg, nun aber sprach Ljubicic mit dem Schweizer Tagesanzeiger über die gemeinsame Zeit mit dem "Maestro": "Er ist meine erste, zweite und dritte Priorität. Ich stehe ihm 52 Wochen im Jahr zur Verfügung, und das wird so bleiben, solange er weiterspielen will." Für Ljubicic sei Tennis die größte Leidenschaft, seine erste Liebe, etwas, wovon er nie genug bekomme. Aber auch ein Schlüssel, der ihm viele Türen im Leben geöffnet habe: "Ich bin dankbar für die Möglichkeiten, die ich dadurch erhalten habe, und keine war grösser als das Privileg, mit Roger zu arbeiten", sagte der 40-Jährige, der drei seiner 16 Duelle mit Federer gewinnen konnte.
Roger Federer und der Kroate teilen die selbe Leidenschaft, die selbe Einstellung - das sei es, was die Zusammenarbeit so befriedigend und unterhaltsam mache, führte Ljubicic weiter aus. Auch Roger Federer spricht in sehr hohen Tönen vom Kroaten, betont stets die Harmonie der Zusammenarbeit: "Wichtig ist, dass er zur gesamten Organisation und auch zu meinem Familienleben passt", meinte Federer dazu in Melbourne Anfang diesen Jahres. Außerdem passe auch die Beziehung zwischen Langzeit-Wegbegleiter Severin Lüthi und Ivan Ljubicic: "Wichtig ist, dass auch sie sich respektieren", erklärte Federer. In die gleiche Kerbe schlägt auch Ljubicic: "Wir haben es lustig untereinander, und das ist wertvoll, denn wir verbringen viel Zeit zusammen."
Momentan wird sich die Zeit, die die drei zusammen verbringen, notgedrungen aber in Grenzen halten: Roger Federer gab Ende Februar bekannt, sich einer Knieoperation unterzogen zu haben und infolgedessen eine lange Pause einlegen müsse. Dies hindert Ivan Ljubicic aber keineswegs daran, seinem Schützling einen Besuch abzustatten und dessen Reha genauest zu verfolgen: "Die Reha läuft großartig, ich hoffe, dass ich bald wieder mit ihm auf dem Platz stehe", versicherte der 10-fache-Turniersieger.
Ljubicic plant für die Zukunft
Ein Comeback des mittlerweile 38-jährigen Federer steht also wohl außer Frage, wie lang seine Karriere noch dauern werde, birgt hingegen schon länger Raum für Spekulationen. Ivan Ljubicic hat sich jedenfalls schon recht genau überlegt, wie seine Zukunft nach der aktiven Zeit Federers aussehen werde. Dem Tennis werde der Kroate keinesfalls den Rücken kehren, vielmehr will Ljubicic jungen Spielern als Mentor zur Verfügung stehen, um ihnen auf dem Weg in eine erfolgreiche Karriere zur Seite zu stehen. Laut Ljubicic sei dieser Gedanke entstanden, da er selbst in seiner aktiven Zeit wenig bis gar keine Unterstützung hatte und ihm beim Versuch, alles selbst herauszufinden, einige Fehler unterlaufen seien.
Schon heute ist Ivan Ljubicic Gründer der beiden Agenturen LJ Sports Group und Ljubicic LLC, mit denen unter anderen Borna Coric zusammenarbeitet. Roger Federers Trainer wird dem Tennissport also noch lange über die Zusammenarbeit mit dem Maestro hinaus erhalten bleiben, das ist gewiss. Lediglich das Coachen eines anderen Spielers nach Roger Federer könne sich Ljubicic "momentan nicht vorstellen."