Von Hoffnungsträgern im deutschen Tennis zu Sorgenkindern

Die Entwicklung von Jan-Lennard Struff und Tobias Kamke zeigt in diesem Jahr nach unten.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 06.05.2015, 12:05 Uhr

4. April 2014: Tobias Kamke bringt Deutschland im Davis-Cup-Viertelfinale in Frankreich mit einem Dreisatzsieg gegenJulien Benneteauin Führung. Der Lübecker feiert bei seiner Davis-Cup-Premiere ein glänzendes Debüt.Peter Gojowczyklegt mit einem denkwürdigen Fünfsatzsieg gegenJo-Wilfried Tsonganach und ließ Deutschland von der Sensation in Nancy träumen. Doch am Ende jubeln die Franzosen.

6. März 2015: Deutschland und Frankreich treffen im Davis Cup wieder aufeinander, diesmal in der ersten Runde. Jan-Lennard Struff gibt sein Debüt und zeigt im Eröffnungseinzel gegenGilles Simoneine beherzte Leistung, ist der bessere Spieler, verliert aber mit 8:10 im fünften Satz. Nachdem das deutsche Davis-Cup-Team nach dem Doppel am Samstag als Verlierer feststeht, gewinnt Struff am Sonntag sein Einzel gegenNicolas Mahut.

Ohne Sieg seit Februar

Die Davis-Cup-Debüts von Kamke und Struff haben Hoffnung auf mehr gemacht. Doch anstatt der erhofften Initialzündung für den weiteren Karriereverlauf stagniert die Entwicklung der beiden. Aus Hoffnungsträgern im deutschen Tennis sind Sorgenkinder geworden. Besonders prekär ist die Situation bei Kamke, der seit Saisonbeginn mitBjörn Phau,der letztes Jahr seine Karriere beendet hatte, zusammenarbeitet. Der Lübecker hat dieses Jahr nur ein Match im Hauptfeld eines Turniers gewonnen, beim ATP-Event in Montpellier. Das Aus in der ersten Quali-Runde beim ATP-Masters-1000-Turnier in Madrid war die zehnte Niederlage in Folge. Zwar ist Kamke als Weltranglisten-113. immer noch in Schlagdistanz zu den Top 100, doch nachdem der 27-Jährige seit den US Open 2010 immer direkt im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers stand, muss er bei den French Open und mit großer Wahrscheinlichkeit auch in Wimbledon in der Qualifikation antreten. Für Kamke gilt es in den nächsten Monaten, die Talfahrt zu stoppen und das eine oder andere Erfolgserlebnis zu feiern.

Auf den Spuren von Rainer Schüttler

Auch bei Struff läuft das Jahr 2015 mehr schlecht als recht. Der 25-jährige Warsteiner hat sich in Rainer-Schüttler-Manier von Jahr zu Jahr verbessert. 2009: 702; 2010: 359; 2011: 239; 2012: 168; 2013: 107; 2014: 59. Die Entwicklung von Struff liest sich prima. In diesem Jahr sollte der nächste Schritt folgen – die Etablierung in den Top 50. Dass der Warsteiner das Zeug für eine feste Größe auf der ATP-Tour besitzt, hat er nicht nur bei seinem Davis-Cup-Debüt aufblitzen lassen. In der Tennis-Point-Bundesliga gewann er alle seine neun Einzel und hatte maßgeblichen Anteil am Titelgewinn vom TC Blau-Weiß Halle. Siege, die jedoch keinen Wert für die Weltrangliste hatten.

In vielen Matches, so wie gegen Simon, verließ Struff als besserer Spieler und dennoch als Verlierer den Platz. Auch bei ihm zeigt der Trend nach unten. Seine Bilanz nach dem Davis Cup: 1:9. Zuletzt setzte es eine bittere Auftaktniederlage in München gegen LandsmannMischa Zverev. Struff ist derzeit die Nummer 87 der Welt. Für die French Open und auch für Wimbledon ist er noch direkt qualifiziert. In der kommenden Woche hat der Deutsche die Punkte aus dem Turniersieg beim Challenger in Heilbronn zu verteidigen. Es droht der Fall aus den Top 100, sodass er demnächst kleinere Brötchen backen muss. Anstatt in den Hauptfeldern bei den ATP-Masters-1000-Turnieren zu stehen, scheint mittlerweile der Gang zu den Challenger-Turnieren unausweichlich, um sich dort womöglich wieder das nötige Selbstvertrauen zu holen.(Text: cab)

von tennisnet.com

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