Er ist bald ATP-Top-200 !

tennisnet mit Günter Bresnik über dessen Schützling, der in Florida ein Stück österreichische Tennisgeschichte geschrieben hat.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 14.12.2020, 11:40 Uhr

Dominic Thiem hat als erster österreichischer Bursche den U18-Bewerb der Orange Bowl in Florida gewonnen, ließ auf der Anlage in Plantation im Finale seinem Landsmann Patrick Ofner mit 6:1, 6:0 nicht einmal den Funken einer Chance. Dabei euphorisierte der Bresnik-Schützling nicht nur internationale Tennisgranden von Lendl bis McEnroe, sondern sogar seinen bekannt zurückhaltenden Coach.

tennisnet: Wie ist der Erfolg einzuordnen?

Günter Bresnik: Ich halte mich normalerweise mit Superlativen zurück, aber vor Ort ist man vom Niveau des österreichischen Tennis völlig perplex. Patrick McEnroe, Nick Bollettieri, Ivan Lendl - alle wundern sich über dieses Finale und sind positivst überrascht!

Warum war das Endspiel wieder so glatt für Dominic?

Das hat mich auch gewundert, weil er ja seit drei Wochen unterwegs ist, schon große Strapazen bewältigt hat, aber der Patrick Ofner war wohl noch mehr überspielt. Mein bester US-Kumpel Gabe Norona, der in der Nähe ein Tennis-Ressort hat, ist seit Jahrzehnten speziell Beobachter der Szene. Ich hab alle Spieler zu ihm geschickt seit Horstl Skoff, den er 1984 schon beim Erfolg unter 16 gesehen hat, dann später den Stefan Koubek, der jetzt gerade da mit Tamira Paszek trainiert, und der Gabe hat gesagt, er hat noch nie einen so überlegenen Spieler gesehen wie den Dominic. Der Ivan Lendl hat schon letztes Jahr, als sich Domi leider verletzt hatte, die Empfehlung an den Boss von Adidas International gegeben und daraufhin hat der Klaus Marten ihm den Vertrag gegeben. Heuer hat er gesagt: "Super, dass wir den haben, der ist eine Klasse für sich!" Zum Spielverlauf: Der Dominic war genauso überlegen wie letzte Woche bei den Eddie Herr International Junior Tennis Championships und Patrick war wohl schon richtig leer nach dem langen Semifinale. Nach dem ersten Satz hat's eine Regenunterbrechung gegeben - netto war das Match in weniger als einer Stunde vorbei.

Insgesamt also der erwartete Favoritensieg?

Da muss man immer vorsichtig sein. Dominic hat zwar schon super begonnen, aber in der dritten Runde war dann ein Problem, als sich am Fuß die Hornhaut gelöst hat. Der "Wolfi" (Papa Wolfgang Thiem, Anm.) war total fertig und hat geglaubt, er kann nicht weiterspielen, das war eine Schrecksekunde, aber Dominic hat sich durchgebissen und mit Schmerzen irgendwie durchgehalten. Dann ist's wieder gegangen. Und er hat gute Leute geschlagen, den Japaner Yoshihito Nishioka , der ist schon vor ein paar Wochen im Finale eines Futures gestanden, den Belgier Kimmer Coppejans 6:1, 6:1 abzufertigen, das ist einfach ein Wahnsinn. Letzte Woche auch gegen Krueger 6:2, 6:0 und dann gegen Ofner auch so glatt ! Der Patrick spielt ja super - aber da bin ich positiv überrascht, dass sich Dominic noch einmal so steigern konnte. Schade für ihn ist nur, dass Björn Frantangelo, gegen den er im Finale der French Open knapp verloren hat , nicht seine Revanche gekriegt hat. Der Amerikaner hat leider kurz vorher absagen müssen, was Dominic richtig enttäuscht hat, weil er sich unbedingt revanchieren wollte! Aber das Echo war generell ein Wahnsinn, der Patrick McEnroe hat halb im Scherz, halb ernst gemeint: "Der Dominic ist leider eine Klasse für sich - leider für die USA und den Rest der Welt!" Und wenn er das sagt, dann hat das etwas zu bedeuten.

Was sagst du zu diesem Image für Österreich bei internationalen Experten vor Ort?

Super, aber das sind alles Privatinitiativen, auch vom Ofner, für den der Jerry Hebein privat sehr viel Zeit einbringt, um mit ihm zu trainieren. Auch den Dennis Novak muss man hier herausstreichen, er hat es sich finanziell nicht leisten können, da hinzufahren - wäre er da gewesen, hätte er sicher auch vorn mitgespielt. So schaut's dahinter aus, und das weiß dort ja niemand... Generell ist diese Generation aber so stark wie schon lang keine mehr! Kein Vergleich mit Generationen davor - wir haben drei Spieler unter den ersten 30, das ist absolut überragend! Und wenn Ivan Lendl kein Hehl daraus macht, dass Thiem viel besser ist als Vesely, dann spricht das ja auch für sich, nicht?

Ich hab als Zeitzeuge nachgedacht und im Archiv geblättert: In den letzten 20 Jahren waren nur zwei Nationen ebenfalls im Finale unter sich. Kannst du dir vorstellen, welche das waren?

Es kann sich wohl nur um die USA und Spanien handeln, aber das sind Weltmächte im Tennis und dass sich die jetzt überlegen müssen, was man bei uns besser macht, ist eine absolute Sensation!

Jetzt stellt sich natürlich wie immer die Frage, wie und wann kann sich Dominic bei den Profis etablieren?

Ich war da immer vorsichtig und hab gesagt das dauert noch, vor allem auch körperlich, aber wie er jetzt spielt und auch das Feedback, das ich in der Türkei beim Future vom Deutschen Stefan Seifert bekommen hab. Für mich a lustige G'schichte, weil der hat mit keinem da unten geredet, niemanden ernst genommen, und der ist schon vorm Finale zu mir gekommen und hat gesagt: "Herr Bresnik, ein Rohdiamant, den Sie da haben. Ich gratuliere Ihnen zu diesem Spieler. Passen Sie bitte sehr gut auf ihn auf!" Ich meine, der ist Mitte 20, war jahrelang Standardsparringpartner von Nicolas Kiefer, steht um 300, war hoher Favorit und der Dominic hat ihn dann vorgeführt eineinhalb Sätze lang im Finale . Ich sag' dir eines: Der Kleine wird in den nächsten beiden Jahren sicher erste 200 sein!

Amen, Günter - amen!

(Foto: GEPA pictures/ Hans Osterauer)

von tennisnet.com

Sonntag
11.12.2011, 19:51 Uhr
zuletzt bearbeitet: 14.12.2020, 11:40 Uhr