Kasatkina, Fernandez und Co.: Aufregende Zeiten fürs Frauentennis?
Immer gerne wurde speziell im Frauentennis die spielerische Eintönigkeit bemängelt - blickt man auf Ergebnisse der jüngsten Vergangenheit, sollte sich hier jedoch einiges tun. Ein Kommentar.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
22.03.2021, 14:23 Uhr

Wie gut, dass Daria Kasatkina wieder da ist! Erinnert ihr euch noch an das Indian-Wells-Turnier in 2018? Naomi Osaka hatte hier ihren großen Durchbruch gefeiert, im Anschluss eine legendär wirre Ansprache gehalten und sich aufgemacht, die Tennisszene zu beherrschen: mit dem US-Open-Titel 2018, dem Australian-Open-Sieg 2019 und zuletzt den Siegen in New York 2020 und Melbourne 2021.
Indian Wells gab auch eine vermeintliche Vorschau auf ein schönes Duell: das der energischen Osaka, mit Powertennis pur, und der trickreichen Kasatkina, die im Laufe des Turniers Sloane Stephens, Caroline Wozniacki, Angelique Kerber und Venus Williams entzaubert hatte und sich bis zum Ende des Jahres auf Platz 10 der Welt spielte. Es folgte jedoch der Einbruch - bis auf Platz 75 stürzte die junge Russin zuletzt ab.
Nun scheint sich Kasatkina gefangen zu haben: 2021 steht sie bei einer 15:4-Bilanz, zwei Turniersiege hat sie gefeiert (Philip Island Trophy, St. Petersburg), die Rückkehr unter die Top 50 hat geklappt. Und Kasatkina, nun 23 Jahre jung, macht Lust auf mehr: mehr Variation, mehr Gefühl, mehr als "nur" Powertennis.
Und sie ist nicht die Einzige: Auch Leylah Fernandez, ebenfalls aktuelle Turniersiegerin und erst 18 Jahre, überzeugte in Monterrey mit einer scharfen Klinge - aber auch dem Zug zum Netz.
Ob beide bald (wieder) ganz oben angreifen? Es wäre schön.
Was machen Andreescu, Sabalenka, Swiatek?
Aber auch der aktuelle Blick auf die Weltrangliste lässt das Tennisherz pochen: Ashleigh Barty ist ohnehin der Inbegriff des variablen Tennis, Freunde des gepflegten Slice haben ihr schon lange ein Denkmal errichtet.
Osaka indes könnte sich zur dominierenden Spielerin der kommenden Jahre aufschwingen - spielt sie am Limit, gibt es wohl kaum ein Ankommen, die vergangenen beiden Grand-Slam-Turniere lassen grüßen. Eine Tatsache, die auch Serena Williams schlucken muss: War es bislang immer sie, die letztlich die Hauptentscheidungsträgerin über Sieg oder Niederlage war, scheint das nun Osaka zu sein. Wie sie sich auf Sand und Rasen schlagen wird, wo bislang noch nicht viel zusammenlief?
Osaka und Barty könnten ohnehin ein feines Match-up geben - schade, dass beide in den vergangenen drei Jahren gerade drei Mal aufeinandergetroffen sind.
Auch sonst hält das Damentennis viele Fragen offen: Holt Karolina Pliskova, die so müheloses Tennis spielen kann, doch noch ihren Grand-Slam-Titel? Bleibt Bianca Andreescu, noch so eine mit dem feinen Händchen und der großen Übersicht, gesund? Kann Aryna Sabalenka ihr Tempo kontrollieren? Greift Garbine Muguruza noch mal ganz oben an? Was können wir von Clara Tauson erwarten? Und: Setzt sich der "Heavy Spin" von Iga Swiatek und Jennifer Brady auch bei den Frauen auf Dauer durch?
Es liegen spannende Zeiten vor uns!