Kohlschreiber an der Spitze Sieben Deutsche in München
Haas, Becker und Mayer verzichten auf die BMW Open; Brands und Schüttler müssen weiter bangen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 16.04.2010, 20:57 Uhr
Er kommt mit den besten Empfehlungen: Nach dem überraschenden 6:2, 6:1-Sieg über den Weltranglisten-Vierten Andy Murray in Monte Carlo ist Philipp Kohlschreiber in Bestform. Überhaupt weist die Karriere-Tendenz 2010 - wenn auch nur leicht - nach oben: Eine Halbfinalteilnahme in Auckland (wo Kohlschreiber 2008 gewann), eine stellenweise knappe und sogar etwas unglückliche Australian Open-Niederlage gegen Rafael Nadal, die Beinahe-Sensation gegen Novak Djokovic auf dessen Karrierehöchststand und das Erreichen des Viertelfinales in Monte Carlo - Philipp Kohlschreiber macht auf dem Platz einen deutlich solideren und konstanteren Eindruck als noch 2009, wo Außenseiter wie Lukasz Kubot (Weltrangliste 127), Pablo Cuevas (107), Victor Crivoi (81), Chris Guccione (124) und Marco Chiudinelli (73) für den 26-jährigen Augsburger reihenweise zu unüberwindbaren Gegnern wurden. Jetzt will der beste deutsche Spieler in der Weltrangliste - Tommy Haas wird darin seit Kurzem als Amerikaner geführt - das schaffen, was 2008 eine Viruserkrankung und 2009 Marin Cilic verhinderten - einen zweiten Turniersieg bei seinem "Heimatturnier".
Angreifen wollen aber auch die anderen deutschen Spieler bei den BMW Open. Zum Beispiel Michael Berrer, der 2010 die bisher beste Saison seines Lebens spielt und von seinem Karrierehöchststand in das Turnier starten wird. Berrer machte heuer bereits im Finale von Zagreb Marin Cilic in einem knappen Dreisatzmatch das Leben schwer, erreichte beim 500er in Dubai das Viertelfinale (wo er Marcos Baghdatis unterlag) und bezwang jüngst in Monte Carlo Juan Monaco glatt in zwei Sätzen, ehe er sich einem übermenschlichen Rafael Nadal chancenlos geschlagen geben musste. Der 29-jährige Stuttgarter steht nach 2008 (Runde zwei gegen Marat Safin) zum zweiten Mal in München auf dem Platz und hofft auf ersten Einzel-Turniersieg seiner Karriere - im Doppel holte Berrer bereits 2008 in München an der Seite von Rainer Schüttler seinen bisher einzigen Turniersieg.
Ähnlich gut in Form sind Simon Greul und Philipp Petzschner. Greul überraschte in Indian Wells mit Siegen über Richard Gasquet und Gael Monfils, ehe er vom Match gegen Jürgen Melzer krankheitsbedingt zurücktreten musste. Petzschner steht derzeit auf Weltranglistenposition 45, nachdem er bei den Masters-Turnieren in Indian Wells und Monte Carlo nach Siegen über Christophe Rochus, Guillermo Garcia-Lopez und Jürgen Melzer jeweils erst an Kohlschreiber scheiterte. Auch in Miami erreichte er die dritte Runde (gegen Robin Soderling), bei den Turnieren von Memphis (ATP 500, gegen John Isner) und Zagreb (gegen Michael Berrer) erreichte er jeweils das Halbfinale. Für Petzschner ist es der dritte Einsatz bei den BMW Open in München.
Benjamin Becker, Florian Mayer und Tommy Haas werden dagegen heuer nicht in München aufschlagen. Während Becker und Mayer für andere Turniere gemeldet haben, erholt sich Tommy Haas - seit Kurzem zweitbester Amerikaner auf der Tour - noch von den Folgen einer Hüft-Operation im Februar. Auch Mischa Zverev ist in München am Start. Der 22-Jährige verpasste die nötige Weltranglistenposition zum Stichtag 24. März haarscharf, profitierte aber inzwischen von der Absage des Australiers Peter Luczak. Für Zverev, der im Februar im Halbfinale von Marseille gegen Michael Llodra verlor, ist es der zweite Auftritt in München.
Rainer Schüttler und Vorjahres-Halbfinalist Daniel Brands müssen dagegen weiter um ihren Platz im Hauptfeld bangen und auf Absagen anderer Spieler hoffen. Sie alle verpassten den Cut-Off nach Weltranglistenposition 82 zum Stichtag 24. März nur knapp. Für Brands, der in der Warteliste auf Platz zwei steht, ist im Notfall die Wildcard des Bayerischen Tennisverbandes reserviert. Benötigt er sie nicht, wird an seiner Stelle Kevin Krawietz zum zweiten Mal nach Hamburg 2009 Profiluft schnuppern. Freuen kann sich dagegen jetzt schon Nicolas Kiefer: Der ehemalige Weltranglisten-Vierte plant in München sein Comeback auf die ATP-Tour nach fünfmonatiger Verletzungspause und erhielt dazu bereits von Turnierdirektor Patrik Kühnen eine Wildcard.