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Kommentar: Eine Liebeserklärung an das Best-of-five-Format

Das Endspiel der US Open hat es erneut gezeigt: Fünfsatzmatches sind aus dem Tennissport einfach nicht wegzudenken - ein Kommentar.

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 11.09.2019, 08:03 Uhr

Scoreboard in Wimbledon
© Getty Images
Auch in Wimbledon gab es ein episches Fünfsatzduell

Ein aufregendes Grand-Slam-Jahr liegt hinter uns. Mit Novak Djokovic und Rafael Nadal heimsten erneut zwei altbekannte Superstars die wichtigsten Trophäen der Spielzeit ein, doch damit ist die Geschichte der Major-Saison 2019 noch lange nicht erzählt. Insbesondere diese beiden Spieler zeigten erneut, warum man das Best-of-five-Format niemals abschaffen sollte.

14. Juli 2019. Novak Djokovic und Roger Federer heißen die beiden Finalisten in Wimbledon. Vor Beginn des Matches wird von den beiden Protagonisten zwar einiges erwartet, was sich in den 4:57 Stunden des Endspiels aber tatsächlich abspielen soll, hat wohl keiner zu träumen gewagt. Der Serbe und der Schweizer liefern sich ein Duell auf Augenhöhe, das Djokovic nach Abwehr von zwei Matchbällen mit 13:12 im letzten Satz für sich entscheiden kann.

8. September 2019. Rafael Nadal geht als klarer Favorit in das US-Open-Finale gegen Daniil Medvedev. Zunächst scheint der Spanier seiner Favoritenrolle gerecht zu werden, der 33-Jährige führt mit 2:0 in Sätzen und Break im dritten Satz. Doch dann kämpft sich der Russe zurück, schickt die Partie in einen fünften Satz, in dem Nadal nach einer hochdramatischen Schlussphase schlussendlich mit 6:4 die Oberhand behält.

Einzigartig

Diese beiden Begegnungen der jüngsten Vergangenheit zeigen eines: Dem Best-of-five-Format wohnt ein Zauber inne, den man in dieser Form in keiner anderen Sportart findet. Die Emotionen eines derartigen sportlichen Dramas bleiben unerreicht, der Fan befindet sich auf einer Achterbahnfahrt der Gefühle, die man so schnell nicht verlassen möchte.

Die einzigartige Zählweise ermöglicht es auch dem leicht unterlegenen Gegner, das Match trotz einer geringeren Anzahl an Punkten zu gewinnen. Dies mag für den unregelmäßigen Beobachter zunächst zwar etwas "unfair" anmuten, macht den Tennissport aber einzigartig und so dramatisch wie kaum einen anderen Sport.

Blicken wir einmal in die Vergangenheit. Es sind gerade die epischen Fünfsatzschlachten, an die man sich auch Jahre später noch erinnert. Das Wimbledon-Finale 2008, das US-Open-Finale 2012, das French-Open-Halbfinale 2013, das Australian-Open-Finale 2017 - das sind die Spiele, die in Erinnerung bleiben.

Erschreckende Tendenz

Schade nur, dass Turnierveranstalter und Fernsehanstalten das scheinbar nicht erkennen. Bis inklusive 2007 wurden die Endspiele der Masters-1000-Events (damals noch Tennis Masters Series) über drei Gewinnsätze ausgetragen, mittlerweile ist das leider undenkbar. Auch bei Olympia wird das Finale ab 2020 nur mehr im Best-of-three-Modus gespielt. Zudem wurde der Davis Cup dank David Haggerty, Gerard Pique und Co. zerstört.

Einzig bei Grand-Slam-Turnieren ist das Best-of-five-Format noch zu finden, doch auch hier finden nach und nach Modifizierungen statt. Nur bei den French Open gibt es im Entscheidungssatz noch keinen Tiebreak, bei den übrigen Major-Veranstaltungen bringt jeweils eine Kurzentscheidung Aufschluss über Sieg und Niederlage - und das in unterschiedlichen Formaten, was das Ganze zusätzlich ad absurdum führt.

Nehmt uns diesen Modus niemals weg!

Auch von Spielerseite ist mittlerweile immer häufiger das Drängen auf eine Verkürzung der Spielzeit zu hören. So will der US-Amerikaner Noah Rubin bei Grand Slams erst ab dem Viertelfinale über drei Gewinnsätze spielen - doch auch das würde wohl nicht im Interesse des wahren Tennisfans sein.

Denn es kann doch nicht im Sinne des Sports sein, dass ein Grand-Slam-Finale nach 60 Minuten beendet ist. Die Fans wollen Dramatik, sie wollen die Auf und Abs, sie wollen jubeln und leiden - und das ist im Best-of-five-Format nun einmal inkludiert. Daher: Nehmt uns diesen Modus niemals weg!

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von Nikolaus Fink

Mittwoch
11.09.2019, 09:55 Uhr
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