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„KraPütz“-Coach Lukas Wolff im Interview: „Ich habe bei keiner Auslosung Angst“

Lukas Wolff coacht gemeinsam mit Dominik Meffert das deutsche Davis-Cup-Doppel Kevin Krawietz und Tim Pütz. Ein Gespräch in Wimbledon.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 07.07.2023, 08:00 Uhr

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Lukas Wolff, Coach von Kevin Krawietz und Tim Pütz
Lukas Wolff, Coach von Kevin Krawietz und Tim Pütz

Als Doppelspieler und -coach hat man es nicht leicht in den ersten Tagen von Wimbledon. Die Trainingsplätze sind rar und werden zunächst einmal den Single-Artisten zur Verfügung gestellt. Lukas Wolff, der auch schon mit Yannick Hanfmann als Trainer unterwegs war und sich nun gemeinsam mit Dominik Meffert um Kevin Krawietz und Tim Pütz kümmert, kennt beide Seiten: die des Einzelkämpfers wie auch die der Teamarbeiter.

Krawietz und Pütz steigen am heutigen Freitag gegen Nikola Cacic und Miguel Angel Reyes-Varela in den Doppel-Wettbewerb ein.

tennisnet: Herr Wolff. Vor ein paar Tagen, da war Tim Pütz noch nicht da. Und Sie haben mit Kevin Krawietz und Maximilian Marterer auf dem Court gestanden und die Drills mitgespielt. Hat gut ausgesehen! Wie weit waren Sie von einer Nennung entfernt?

Lukas Wolff: Lichtjahre. Aus dem Stand ein paar Übungen: schön und gut. Aber von Weltklassespielern wie Kevin, davon bin ich ganz weit entfernt.

tennisnet: Was kann man wirklich voranbringen bei einem Grand-Slam-Turnier, wenn man nur so eineinhalb Stunden Trainingszeit zur Verfügung hat?

Wolff: Eineinhalb Stunden zu kriege, wäre schon mal großartig. Meistens ist es deutlich kürzer und man muss die Einheiten stückeln. Wir buchen dann oft einen Hallenplatz dazu. Und kümmern uns da um Aufschläge, Volleys, ein paar Standardsituationen. Und gehen erst dann auf den Rasenplatz, wo es in erster Linie um die Gewöhnung an den Belag geht. Sich an das Absprungverhalten des Balles anzupassen, wenn die anderen vollieren. Das ist dann doch deutlich anders als auf Hartcourt.

tennisnet: Wie fällt Ihr Fazit für die bisherige Saison von Tim Pütz und Kevin Krawietz aus?

Wolff: Uns war ja bewusst, dass die Saison für uns keine einfache wird, weil ja klar war, dass die ersten drei Monate geprägt durch zwei Geburten so werden, dass wir viele Zeiten haben, in denen die Jungs weder zusammen spielen noch trainieren können. Wir hatten aber genug Selbstvertrauen zu sagen, dass wir eben so ins Rennen gehen. Die Jungs haben insgesamt einen guten Einstand hinbekommen. Was noch fehlt, ist dieser letzte Schritt. Eben auch ein Turnier zu gewinnen.

tennisnet: Es gab Finalteilnahmen in München und Stuttgart, die beide verloren wurden …

Wolff: Gerade bei München muss man aber auch sagen: Wenn die anderen einfach sehr, sehr gut spielen, muss man das auch akzeptieren. Das war an dem Tag bei Lucas Miedler und Alexander Erler der Fall.

tennisnet: Kevin und Tim sind an Position zehn gesetzt. Welchen Anspruch bringt man da mit?

Wolff: Ich bin von der Kategorisierung „gute Auslosung, schlechte Auslosung“ ein wenig weggekommen. So etwas nervt mich. Ich habe schon schwierige Auslosungen gesehen, die sich dann als eher einfach erwiesen haben. Und andersrum auch. Es gibt Doppelpaarungen, die man nicht gerne in seinem Umfeld hat wie etwa eine Wildcard wie John Isner und Jack Sock (die in Runde eins schon gescheitert sind, Anm. d. Red.). Da habe ich ein bisschen durchgeatmet. Gerade jetzt, wo es nur noch darum geht, zwei Sätze zu gewinnen, ist auf diesem Belag jedes Team gefährlich.

tennisnet: Weil dieses eine, alles überstrahlende Doppel wie Früher Bob und Mike Bryan gibt es ja nicht mehr …

Wolff: Es gibt dieses eine Paar nicht mehr, von dem man sagt: Wie sollen wir die schlagen? Positiv betrachtet würde ich sagen: Ich habe bei keiner Auslosung Angst. Selbst wenn da ein vermeintlicher Brocken in der zweiten Runde steht, würde ich nie sagen: Oh, da brauchen die Jungs jetzt aber einen ganz besonderen Tag. Wenn Kevin und Tim ihre Leistung auf den Platz bringen und dieses Quäntchen Glück haben, das man im Doppel einfach noch mehr benötigt, können sie jedes Doppel der Welt schlagen.

Hier das Doppel-Tableau in Wimbledon

von Jens Huiber

Freitag
07.07.2023, 09:48 Uhr
zuletzt bearbeitet: 07.07.2023, 08:00 Uhr