"Titelverteidigung nicht ausgeschlossen"

tennisnet.com sprach exklusiv mit Kevin Krawietz über die Junioren in Wimbledon, seine Ziele und Freizeitgestaltung.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 27.06.2010, 09:11 Uhr

Ein Interview von Nils Lehnebach

Der 18-jährige Kevin Krawietz, die deutsche Nummer eins der Junioren, fährt mit viel Rückenwind nach Wimbledon. Nach seinem Erfolg bei den Gerry Weber Junior Open will der Rechtshänder nun auch im All England Club auftrumpfen. Vor seinem Erstrundenmatch gegen den Russen Victor Baluda sprachen wir mit dem an 16 gesetzten über seine Erwartungen vor dem wichtigsten Tennisturnier des Jahres, seine kurz- und langfristigen Karriereziele und seine harten Erfahrungen bei den Future-Turnieren.

Kevin mit welchen Erwartungen fährst du nach dem Sieg in Halle nach Wimbledon?

Ich wollte in Halle ein paar Rasenmatches holen. In Wimbledon geht es nur von Runde zu Runde, aber ich denke, dass ich nach Halle gutes Tennis spielen kann.

Es hat noch kein Deutscher den Boys-Wettbewerb in Wimbledon gewonnen. Nicolas Kiefer (1995) und Daniel Elsner (1997) waren im Finale unterlegen. Spürst du einen gewissen Druck, dass man von dir erwartet, der erste deutsche Gewinner zu werden?

Druck gibt es in jeder Sportart. Ich habe gut mit meinem Trainer gearbeitet und wir erwarten gute Leistungen. Aber man kann das im Vorhinein nie so genau wissen, ich werde versuchen mein bestes Tennis zu spielen und alles geben. Die Chancen sind nicht schlecht, ich will an Halle anknüpfen.

Wer sind die größten Gegner im Boys-Wettbewerb?

Es sind viele Südamerikaner da, die auf Sand besser sind, aber auch auf Rasen gefährlich sein können. Tiago Fernandes hat die Australian Open gewonnen und ist sicherlich ein super Tennisspieler. Bei Jugendlichen ist aber alles möglich, da kann jeder jeden schlagen.

Im Doppel hast du letztes Jahr an der Church Road gewonnen, in Paris warst du im Halbfinale. Mit wem startest du zusammen und welche Ziele habt ihr?

Ich spiele zusammen mit Peter Heller. Wir rechnen uns gute Chancen aus, haben schon sehr gut zusammen gespielt. Rasen liegt uns beiden mehr, die Titelverteidigung ist nicht ausgeschlossen.

Ist Rasen allgemein dein bester Belag?

Ja, durch meinen guten Aufschlag und mein starkes Volleyspiel kommt mir Rasen sehr entgegen. Ich habe auf Sand öfter Volley gespielt und kann das jetzt auf Rasen besser umsetzen. Außerdem passt mein aggressives Spiel zu dem Belag.

Wie sieht deine weitere Jahresplanung aus und wann wirst du richtig auf der ATP einsteigen?

Meine Turnierplanung sieht noch die US Open und die Olympischen Spiele für Jugendliche vor. Ansonsten werde ich Futures, Challenger und vielleicht einige ATP-Turniere spielen. Es steht aber noch nicht fest, ob ich noch Wildcards bekomme, vielleicht in Hamburg. Das wird sich allerdings erst kurzfristig entscheiden und hängt von meiner Form ab. Im nächsten Jahr muss ich dann ja komplett bei den Herren einsteigen.

Welche kurz- und langfristigen Ziele hast du dir dabei gesetzt?

Im nächsten Jahr will ich bei den Herren in die Top 600, vielleicht sogar unter die besten 500. Das ist ein sehr hoch gestecktes Ziel, aber wenn ich gut spiele, ist das möglich. Langfristig will ich mich immer weiter hocharbeiten, um irgendwann in die Top 20 zu kommen. Dafür habe ich mir aber keinen Zeitpunkt gesetzt, da es schwer zu sagen ist, wie man vorankommt. Es wird Jahre geben in denen es nicht so gut läuft und dann kann es plötzlich nach oben gehen.

Du hast in diesem Jahr zum ersten Mal Futures im Ausland (Schweiz und Türkei) gespielt. Welche Erfahrungen hast du dabei gemacht?


Das ist von der Atmosphäre her ein großer Unterschied, ob man irgendwo in der Türkei auf unbekannten Turnieren oder in großen Städten wie Paris und London spielt. Da muss man sich durchbeißen, die Gegner sind sehr stark. Sich über die Quali ins Hauptfeld zu kämpfen ist schwer, die älteren Spieler sind erfahren und im Kopf besser.

Um sich dort dauerhaft durchzusetzen ist man sicherlich auf die Unterstützung eines guten Trainers angewiesen?

Ja. Ich trainiere nun seit gut einem Jahr mit Klaus Langenbach. Er hat lange Erfahrungen mit Spielern wie Kiefer, Petzschner und Phau und gibt mir super Tipps. Er ist ein Spitzentrainer und es ist wichtig so einen guten Mann an meiner Seite zu haben.

Was machst du eigentlich wenn du mal nicht auf dem Tennisplatz stehst?

Ich spiele in München oft zur Abwechslung Fußball oder gehe jetzt mit einigen Kumpels zum Public Viewing. Da sind wir voll dabei und wetten bei Kicktipp mit. In den letzten Tagen habe ich mich aber ein bisschen vertippt und bin von 30 Spielern nur im Mittelfeld.

von tennisnet.com

Sonntag
27.06.2010, 09:11 Uhr